Mein Fazit
Zelda Twilight Princess (Wii)
Es war der größte Hype, den ich je mitbekommen habe. Im Jahre 2004, ein Jahr nach dem Release von Zelda TWW (welches ein zweischneidiges Schwert war) zeigte Nintendo auf der E3 einen Trailer. Ein Trailer, welcher eigentlich nix Besonderes zeigte. Eine Wüste, im Sonnenaufgang reitende Gestalten, ein Reiter mitsamt Pferd. Erst als dieser Reiter detaillierter wurde, als die Kamera näher an ihn heranzoomte erkannte das Publikum, dass es sich um Link handelt. Welche Reaktionen das Publikum hervorbrachte seht ihr im jeweiligen Video.
Man sah wie Link Kisten verschob, gegen Gegnerhorden kämpfte, einen riesigen Feuergegner emporstand und vieles mehr. Doch das wichtigste war: Link sieht realistisch aus. Kein Cel-Shading, keine weiten Mehre und kein Link aus dem Bilderbuch, nein. Link sieht aus wie die 128bit Version des Helden der Zeit aus Ocarina of Time. Und von da an begann das große Warten. Es vergingen Monate, an denen keine Pics oder Infos zum Spiel veröffentlicht wurden und die Fans wurden auf eine harte Probe gestellt.
Auf der E3 2006 stellte Nintendo seine neue Konsole Wii vor. Und gleichzeitig den ersten Megahit aus Ihren eigenen Reihen. Zelda Twilight Princess. Moment mal…War das Spiel nicht für den Gamecube angekündigt? Ja und es wurde darauf auch released aber die Wii-Version bekam die größere Aufmerksamkeit. „Wie würde sich das neue Zelda spielen?“ war die Frage auf die Fans keine 100%ige Antwort bekamen. Es hieß hoffen, bangen und fiebern.
Gegen Ende des Jahres 2006 wurde das Spiel von der Internetpresse als Offenbarung, als „Wiedergutmachung“ Nintendos angepriesen. Besonders IGN konnte seine Begeisterung kaum in Worte fassen. Es sei das „größte“ und „beste“ Zelda aller Zeiten. Hat Nintendo also sein Versprechen gehalten?
Im November wurde auch der Final-Trailer gezeigt und es dauerte nur noch Wochen, bis es endlich erscheinen würde.
Das Spiel fängt den Spieler sofort in seinem Bann. Große Verdienste hat Nintendo mit der Story geerntet, die sehr düster und sehr cineastisch präsentiert wird. Link ist in TP nicht der Held der Zeit, auch nicht der Seefahrer aus TWW sondern ein ganz normaler Bauernjunge, der im Dorf Ordon seinen alltäglichen Aufgaben nachgeht. Auf Bitte des Bürgermeisters soll Link ein Geschenk an den Königshof von Hyrule überbringen. Es dauert nicht lange und die Ereignisse überschlagen sich. Monster dringen in Links Heimat ein, seine Freunde werden entführt und Link wird KO geschlagen. Als ob das schon nicht genug wäre, wird die komplette Welt von einem Zwielicht umhüllt und erscheint wie eine Art Schattenwelt. In dieser Welt regieren Schattenwesen, Menschen fürchten sich und Link? Link vollzieht eine Verwandlung. Es wird zu einem Wolf. Unser Held wacht in einem Gefängnis auf und lernt kurze Zeit später ein Schattenwesen namens Minda kennen. Minda befreit Link und von hier an bestreiten beide gemeinsame Wege. Und recht früh erfährt Link, was es mit dem Zwielicht auf sich hat. Zelda, die namensgebende Prinzessin, erklärt ihn wie Zanto, ein Wesen aus dem Schattenreich in Hyrule eingedrungen ist und es zur Kapitulation gebracht hat. Seit diesem Augenblick macht sich die Dunkelheit breit. Link hat nun die Aufgabe die Lichtgeister zu erwecken und das Licht wieder nach Hyrule zu bringen. Mit der Zeit erfahrt ihr auch, wer der eigendliche Drahtzieher der ganzen Sache ist und zieht ins Land auf die Suche nach dem Masterschwert. Dem Schwert, mit dem es gelingt die Schatten ein für alle mal zu beseitigen. Doch auch Minda birgt ein Geheimnis. Doch hier werfe ich den Mantel des Schweigens auf.
Ihr seht: Die Story von TP ist viel komplexer und vor allem innovativer als bei den anderen Zelda-Spielen. Und mir gefällt es sehr gut. Endlich löst sich Nintendo von der vorgefertigten Storyline und geht mit kleinen Schritten neue Wege. Klar werden Sachen wie die drei Göttinen oder das Triforce auftauchen aber die Schattenwelt und besonders Minda tragen zum frischeren Gesamteindruck bei. Und dabei wirken diese neuen Storyelemente nicht aufgesetzt. Alles wird logisch erklärt, weiß zu unterhalten und macht uns Spielern Hoffnung für weitere Zelda Teile.
Vom Gameplay her bleibt Nintendo seiner Linie treu und serviert euch eine Meisterleistung. Das altbewährte Zelda-Gameplay fasziniert die Fans und auch Neueinsteiger. Noch immer will eine große Welt erkundet werden, noch immer müsst ihr knifflige Dungeons bewältigen, die vom Design und Aufmachung her die Krone im Genre tragen. Dabei stehen euch in erster Linie euer Schwert, Schild und zahlreiche andere Gegenstände zur Seite. Rätsel wollen gelöst werden, große Bossgegner müssen ins Reich der Träume befördert werden und Schlüssel müssen gefunden werden. Im Prinzip nichts neues. Und das ist nicht für alle Spieler positiv aufzufassen. Habt ihr schon viele Zeldatitel gezockt, dann werdet ihr u.U. Links neues Abenteuer zu einfach finden. Sowohl von den Dungeons und den Rätseln als auch von den Kämpfen. Standartgegner fürchten das Schwert, Bossgegner die Waffe in dem dazugehörigen Dungeon.
Viel Diskussionspotential gab es über die Wii-Mote Steuerung und wie diese Umgesetzt wurde. Die Antwort: Traumhaft. Man will nie wieder ein Zelda oder gar AA mit dem Controller spielen. Durch das Schwingen der Fernbedienung schwingt Link auch sein Schwert. Pfeile werden punktgenau durch das Zielen am (HD)TV abgefeuert und eine Wirbelattacke führt Link aus, wenn man den Nunchuk im Kreis dreht. Die Steuerung geht schon nach einigen Minuten in Fleisch und Blut über und Ihr fragt euch „Wie konnte man Zelda bisher ohne Wiimote und Nunchuk spielen?“
Ein großer Pluspunkt ist, dass das Spiel nur so von Abwechslung strotzt. Neben dem Hauptquest, welches ca. 35 Stunden dauert, kann Link noch (je nach Fortschritt, angeln gehen. Hierbei simulieren die beiden Eingabegeräte sehr gut eine Angel und das Rad. Perfekt zum Entspannen. Mit Epona kann Link weite Strecken zurücklegen und es macht auch noch Spaß vom Pferd aus Gegner mit Pfeilen oder Schwert zu besiegen. Auch hier: Die Steuerung klappt super. Dazu kommt noch das Bootfahren in einer Strömung (Ähnlich der Szene aus Zelda LA) oder aber das Bogenschießen.
Einen großen Teil des Gameplays nehmen die Wolfssequenzen ein in denen ihr als Vierbeiner unterwegs seid. Diese unterscheiden sich dahingehend, dass ihr keine Gegenstände einsetzen könnt und euch die Fähigkeiten eines Wolfs aneignet. So könnt ihr im Erdreich nach Schätzen graben oder aber durch euren Geruchssinn eine Fährte aufnehmen. Am Anfang werdet ihr immer zum Wolf, wenn ihr einen Teil von Hyrule betritt, der von Dunkelheit umgeben ist. Später im Spiel kann Link zwischen beiden Formen wechseln. Und das ist auch bitter nötig um weiterzukommen.
Zelda TP ist neben Wind Waker das Zelda, welches viele neue Elemente bietet und einführt, dennoch aber nicht seine alten Tugenden vergisst. Viele Musikstücke werden euch bekannt vorkommen und auch einige Locations werden euer Hirn erfreuen, da ihr an denen in früheren Episoden vorbeigekommen wart.
Neu ist der Stil einiger Dörfer und Abschnitte. Kakariko ist (zum Glück) nicht mehr das normale 08/15 Dorf, sondern hat eine Verwandlung zum Westerndesign vollzogen. Staub, Wüste und typische Häuser versetzen euch zunächst ins Grübeln, später aber ins Staunen. Hier hat Nintendo Mut bewiesen von den ewigen, gleichen Aussehen wegzukommen und hat es geschafft. Zudem ist die Wolfsgestallt Links ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Wie schon in Zelda MM werden Personen und Umgebung anders auch euch reagieren. Doch da sich die „Wolfsstory“ sehr gut in die eigendliche Story einfügt und nicht aufgesetzt wird, fühlt sich das ganze glaubwürdig an.
Minda als Begleiterin ist die beste Idee, die Nintendo eingefallen ist, denn neben der Funktion als „Navi“ ist sie auch eine wichtige Schlüsselfigur in der Geschichte von TP. Ich kann mir sehr gut noch ein Spiel im Zelda Universum vorstellen in dem Minda nochmals vorkommt und vielleicht näher beleuchtet wird. Und last but not least: Es gibt neue Waffen und Gegenstände. Dies hat der Reihe definitiv gefehlt, Wenn man TP spielt merkt man dies.
Neben einem riesigen Morgenstern, der Eis zum zerspringen bringt euch aber verlangsamt wartet noch ein Windbumerag auf euch, ein Kopierstab, mit dem Link Statuen leben einhauchen kann, Eisenstiefel, die dank Magneten euch an den Wänden entlanglaufen lassen oder aber das krasseste Item, welches je in einem Zeldaspiel Verwendung gefunden hat: Das Kreisel. Mit diesem surft Link durch die Umgebung und hakt sich in spezielle Wände ein um auf eine Art Schienensystem fortbewegt zu werden.
Doch trotz all dieser Punkte schafft es TP nicht Zelda OoT vom Thron zu stürzen.
Das Spiel ist linear. Nicht nur in dem Missionsdesign (vor allem das Spielchen mit Ilyas Erinnerung gegen Ende) sondern auch von der Oberwelt. Hyrule ist nicht mehr offen zugänglich und grenzenlos wie in OoT; Die verschiedenen Ebenen der Oberwelt sind durch Kanäle miteinander verbunden, die euch extrem das Gefühl der Freiheit rauben. Auch die Tatsache, dass es im Verlauf „Schattenwelt-Lichtkapseln suchen-Dungeon-Hyrule-Schattenwelt“ usw. heißt verderben euch den Abenteuerspaß etwas.
Ein weiterer neg. Punkt ist das Fehlen vieler Subquests. Zelda MM hat es mit Bravour vorgemacht, Zelda TWW führte es fort aber TP ist als Rückschritt zu sehen. Es gibt viele Secrets auf der Welt, die gefunden werden möchten, doch die Subquests sind größtenteils langweilig und uninspirierend. Zwei der größten Quests sind Suchaufgaben. Das sagt ja wohl schon alles.
Lässt man diese beiden Punkte aus, so ist TP ein Spiel, welches verdammt nahe an der Perfektion drankommt. Das Spiel spielt sich einfach, macht unglaublich Laune und man merkt mit welchen Enthusiasmus Nintendo ans Werk gegangen ist. Kein erhältliches AA versteht den Spieler so zu unterhalten wie TP.
Durch die neuen Wege, die Zelda beschreitet, rostet die Reihe nicht ein. Und trotzdem sind viele Deja-Vue`s enthalten um es noch als Zelda anzusehen.
Die Präsentation des Werkes ist wieder einmal sehr gut gelungen. So sind es nicht nur, wie schon erwähnt, die Dungeons und die Endbosse, welches für offene Münder sorgen werden, sondern auch der Grafikstil ist hervorragend und passt sich der Zeit an. Große Felder, Flüsse, der Hylia-See oder aber das staubige Kakariko oder die bedrückende, geheimnisvolle Schattenwelt sind wie aus einem Guss. Technisch merkt man dem Spiel an, dass es sich um ein GCN-Spiel handelt aber das lässt sich verschmerzen, wenn man die Tatsache betrachtet, in wie kurzer Zeit das ganze auf die Wii-Hardware umgesetzt wurde.
Beim Sound gibt es ebenfalls nichts zu meckern…oder doch? Die Musikstücke sind zwar nicht in CD-Qualität aufgenommen, dennoch bleiben sie im Ohr hängen und man ertappt sich nur allzu selten dabei wie man ein Stück nachpfeift. Das Hyrule-Theme, sowie das Thema des Zora-Prinzen sind Remakes alter Klassiker, welche besser als je klingen.
Und wieder einmal hat Nintendo auf Sprachausgabe verzichtet. Ich sage: Gut so.
Als Fazit sei gesagt, dass TP für mich nach OoT das beste Zelda ist. Es macht unglaublich viel Spaß, ist motivierend, kann durch Umfang, Story und Design vollends überzeugen.
Ein fast perfektes Spielvergnügen, dass sich jeder einmal anschauen sollte. Und gleichzeitig auch mein Spiel des Jahres 2006 oder gar bestes AA seit einigen Jahren.
Grafik: 8.6
Sound: 8.9
Spielspaß: 9.2
Wertung: 9.1