Der gute alte Röhren-Fernseher. Schon schrottreif, nur weil in Sachen Zentimeter weniger mehr sein sollen? Flachbild-Fernseher, sie dominieren jetzt das Angebot in den Märkten.
Wer auf die Zukunft bauen will, muss eigentlich auf LCD und Plasma gehen.
LCD oder Plasma? Was ist was. Basiswissen:
Ab 94 Zentimetern gibt es Plasma, alles, was darunter liegt, ist immer LCD.
Der diagonale Unterschied wer kein Augenmaß hat, der hat Finger.
Beim LCD, wenn ich hier einfach drauf tippe, sehe ich, dass sich hier das Kristall verändert, sollte man natürlich nicht allzu fest machen. Und beim Plasma-Gerät habe ich hier eine Glasscheibe davor, und es passiert nichts. - Leider ist bei manchen Geräten die Technik noch nicht ausgereift.
Flach kann manchmal zu flach sein zumindest, was das Bild anbelangt. Aber noch mal langsam.
Wann ist die alte Röhre eine alte Möhre? PLANETOPIA macht den Test zusammen mit Detlev Schnick, Heimkino-Profi. LCD kontra Plasma. Bei unserem Experten zwei Diagonalen: 81 und 106 Zentimeter, jeweils die gängigsten Maße ihrer Klasse. Apropos Maße. Genau damit wirbt der Flachbild-Fernseher. Doch beim genauen Hinschauen wird aus flach ganz schön tief.
Detlev Schnick, Heimkino-Experte: Der Bildschirm als solches hat eine Tiefe von etwa 8 bis 10 Zentimetern, aber man muss immer noch rechnen, je nach dem ob man einen Bodenstandfuß oder einen Tischstandfuß nimmt, dass aus Gründen der Stabilität nach hinten und nach vorne jeweils eine gewisse Ausladung zu berücksichtigen ist.
Der Blickwinkel: Nicht jeder schaut frontal auf den Fernseher. Wer also bekommt in großen TV-Runden eine Mattscheibe?
Detlev Schnick: Der Blickwinkel sollte generell möglichst breit sein, wie es im heimischen Wohnzimmer auch ist. Man sitzt ja oft in einem Halbkreis oder auf dem Sofa um den Flachbildschirm herum. Und wenn ich jetzt hier axial vorm jeweiligen Bildschirm stehe, habe ich eigentlich bei beiden den Eindruck, dass der Schwarzwert gleich ist. Schau ich aber jetzt mehr von der Seite auf beide Bildschirme, dann stelle ich plötzlich fest, dass beim LCD ein Grauschleier über dem Schwarzwert liegt, was beim Plasma auffälligerweise nicht der Fall ist.
Und dann der Stromverbrauch - kaum jemand macht sich Gedanken darüber, dass Fernseher je nach Farben in den Bildern unterschiedlich Strom verbrauchen.
Wir testen mittels Wattmeter. Und entdecken einen Stromfresser.
Detlev Schnick: Wir sehen nominell beim LCD einen Verbrauch von 93 Watt und bei dem Plasma-TV von 130 Watt. Jetzt muss man aber berücksichtigen, dass der Plasma-TV eine wesentlich größere Fläche hat, mit 43 Zoll Bildschirmdiagonale, als der LCD mit 32 Zoll. Wenn man das hochrechnet, dann müsste man den Wert des LCDs mit 1,8 multiplizieren und käme somit auf 167 Watt.
Das heißt, der Plasma verbraucht weniger Strom als der LCD?
Detlev Schnick: Bei diesem Testbild ja. Wenn man hellere Testbilder nimmt, kehrt sich das irgendwann wieder um.
Bei Schwarzbild verbraucht der Plasma 74 Watt. Bei hellen Bildanteilen müssen mehr Plasma-Zellen angeleuchtet werden: 290 Watt! Beim LCD, der eine permanente Zellen-Beleuchtung hat, bleibt der Stromverbrauch gleich.
Das wichtigste: Bildeindruck und Bewegungsschärfe.
Detlev Schnick: Da sieht man, wenn man mal genau drauf hält, dass die roten und blauen Bereiche relativ gut getrennt bleiben, während sie hier bei gleicher Geschwindigkeit des Pendels schon eher ineinander überfließen.
Unschärfen und Schatten haben beide. LCD und Plasma. Mehr oder weniger extrem.
Die Entwickler solcher Testbilder: Klaus Burosch und Klaus Ludwig. Zusammen haben die Stuttgarter Video-Experten eine DVD kreiert, mit der Fernseher auf Pixel, Farben, Schärfen kontrolliert werden. Zunächst sind zwei Plasma-Geräte im Check.
Klaus Ludwig, Laborleiter: Einmal ein hochwertiges Markengerät und ein weiteres Gerät, wie sie es aus den Baumärkten finden.
3500 Euro Preisunterschied plötzlich sichtbar. Der Baumarkt-Flat produziert deutlich Schatten.
Klaus Ludwig: Sobald sie sich bewegt, bekommt sie also grüne und rote Säume, und das ist natürlich extrem störend. Bei besonderen Vorkommnissen wird unten eine Laufschrift eingeblendet, und die sollte ja auch vom Wohnzimmersessel aus in zwei, drei Metern Entfernung noch einwandfrei zu lesen sein. Diese Schriften, die wir hier jetzt sehen, sind also bei Plasma wie bei LCD mehr oder weniger unscharf.
Längeres Lesen sorgt mit Sicherheit für Schwindel und Kopfschmerz.
Diese und ähnliche DVDs mit Testbildern sind in Fachmärkten erhältlich. Und ein unabdingbares Werkzeug beim Kauf eines Flachbildschirms.
Klaus Burosch, Videotechniker: Umso mehr wird er diese Kaufentscheidung fundiert, wohl überlegt durchführen. Dass er nicht hinterher verraten und verkauft fühlt, weil schließlich muss er ja mit dem Fernsehgerät die nächsten paar Jahre leben. Und jeden Tag so ein unscharfes Bild, mit Artefakten, mit Doppelrändern, mit verwaschenen Farben anzugucken, ist doch wirklich keine Wohltat fürs Auge.
Zusammengefasst sollten Flachbild-TV-Käufer auf folgendes achten:
LCDs neigen dazu, bei extremem Blickwinkel Grauschleier übers Bild zu legen, darunter leidet auch die Farbechtheit.
Plasmas werden bei hellen Bildern zu Stromfressern, und deren Billigversionen kämpfen dazu noch mit Unschärfen.Die Schwächen gibts noch so lange, wie die Fernsehsender im jetzigen Standard PAL ausstrahlen. Die Flats sind nämlich bereits für HDTV ausgelegt, das hoch auflösende Fernsehen. Die neuen Fernseher tragen viele Logos, aber nur eines garantiert wirklich HD-Empfang: HD ready.
Detlev Schnick: Wenn alle HDTV-benötigten Features vorhanden wären, dann hätten ja die Geräte das HD ready-Logo. Und allein die Tatsache, dass irgendein anderes Logo gewählt wird, sollte einen schon vorsichtig machen.
Achtung bei HDTV ready, HDTV kompatibel.
Detlev Schnick: Das kann zur Konsequenz haben, dass, wenn demnächst von Premiere, SAT.1 oder Pro7 HDTV gesendet wird, dann schlicht und einfach der Bildschirm schwarz bleibt.
Aber es gibt Alternativen zum Flat kleines Gerät, großes Bild: Beamer.
Oliver Mann, Redakteur des Magazins CHIP, kennt die Vorteile:
Oliver Mann: Der Trend im Wohnzimmer geht ja nicht nur hin zum großen Bild an sich, und da ist auch nicht zwingend ein Flachbildschirm vorgeschrieben. Man kann z.B. zu einem Beamer greifen, den gibt es relativ preiswert, schon ab 1000 Euro, manchmal sogar preiswertere, bei den Einstiegsmodellen, und das Bild ist halt definitiv zwei bis drei Meter groß, und da reicht derzeit kein Flachbildschirm ran.
Noch günstiger, noch größer in der Bildwiedergabe: Eigenbau-Beamer.
Wir besuchen den schwäbischen Tüftler Thomas Gantzhorn. In nur 3 Stunden soll der Bastel-Beamer aus Projektor und Notebook-Bildschirm fertig sein.
Thomas Gantzhorn, Beamer-Experte: Im Kern ist es ein Overhead-Projektor. Ein Standard-Overhead-Projektor, Durchlicht-Overhead-Projektor, in diesem Fall kein Auflicht-Projektor, das ist ganz wichtig. Diese portablen Auflicht-Projektoren sind nicht geeignet. Und ich habe einen TFT verbaut, einen Notebook-TFT. Das war sehr günstig, ich habe für die gesamte Variante jetzt knapp 200 Euro hier bezahlt, im Regelfall, wenn man das hier nachbauen möchte, würde ich mal mit 300 Euro kalkulieren im Maximalfall.
Kosten und Bauteile des Billig-Beamers: Ein Controller zur Steuerung von Projektor und Bildschirm für knapp 100 Euro. Gebrauchtes Notebook-Display und einen ausrangierten Overhead-Projektor gibt es für je 50 Euro. Dann noch ein Lampenset für intensives Licht: ab 70 Euro. Und so funktioniertes:
Thomas Gantzhorn: Das Grundprinzip kann man hier sehen. Man leuchtet also durch das TFT durch, von einer Seite, und dadurch wird das ganze wie eine Overhead-Folie, eine Tageslicht-Projektor-Folie, nur in Bewegtbild-Form, an die Wand geworfen.
Der Film kommt ins DVD-Laufwerk des PCs, und schon startet auf der Wohnzimmerwand Kino-Action auf vier mal zwei Metern.
Thomas Gantzhorn: Das ist jetzt ein ganz billiges Notebook-TFT, das hier verwendet wird, das ist inzwischen fünf oder sechs Jahre alt das Display. Selbst mit diesem Display gibt es die Möglichkeit, das schlierenfrei darzustellen. Und man kann noch Details erkennen.
Schlierenfrei. Erkennbare Details. Wir erinnern uns: genau damit haben die Flachbild-Fernseher noch so ihre Probleme. 300 Euro-Billig-Beamer schlägt Tausend-Euro-Flachbildschirm.
Wer kein handwerkliches Geschick hat, aber große Lust auf gutes Bild, der sollte erst einmal seine alte Röhre behalten sonst guckt er unter Umständen noch ziemlich lang tatsächlich in die Röhre.