Normal versuchen wir, unseren Leserinnen und Lesern einen Film mit launigen Inhaltsangaben schmackhaft zu machen. Diesmal ist es anders. Diesmal hält sich der Autor kurz. fassungslos darüber, was Regisseur James Mangold und seine Drehbuchautoren aus einem filmischen Kronjuwel der Popkultur mit 300 Millionen Dollar Budget gemacht haben.
Nämlich die mutwillige Zerstörung des Indiana-Jones-Mythos durch zu viele Köche, die die einstige Abenteuerfilm-Spezialität aus dem Rezeptbuch von George Lucas und Steven Spielberg zu einem sinn-, seelen- und geschmacklosenBrei zerkocht haben. In dem übt Harrison Ford Seniorenschwimmen und versucht, in den überall aufblubbernden Logiklöchern der viel zu langen, lieblosen Handlung nicht völlig unterzugehen.
zu Beginn versenkt Mangold schon viel mit einer fast halbstündig Sequen gegen Ende des 2. Weltkrieges. Der digital verjüngte Indy kämpft als Referenz an Steven Spielbergs Erzählstil gegen Nazi-Soldaten und entgeht dabei ein Dutzend Mal dem sicheren Tod, ehe Freund Basil und das Artefakt gerettet sind. Gut gemeint, aber derart zu viel und noch dazu miserabel getrickst, dass zwar auf der Leinwand jede Menge explodiert, der Funken, der zum Publikum übersrpingen soll, ist jedoch winzig.
klein ist hier auch die Titelfigur. Der einstige Held wurde im Alter zum grantigen Loser degradiert, der die Handlung nicht mehr trägt oder gar treibt, sondern mit ihr passiv mitgenommen wird. Zu viele, immer gleiche Verfolgungsjagden zu Fuß, auf dem Pferd, in Autos, in Tuk-Tuks, Zügen oder Flugzeugen unterstreichen das - Dr. jones auf der Flucht. Sie sind tragischer Beleg: Für diese Art von Spannung und Action ist Ford leider zu alt. Das sieht man vielleicht nicht im Gesicht, aber in jeder Bewegung des 80-jährigen. Da hätte es eine völlig andere Story gebraucht, um den alten Helden noch einmal glaubhaft zum Glänzen zu bringen.
aber davor hatten die Macher offenbar Angst. Denn Indys Alter und seine Probleme damit werden strikt vermieden. Dafür setzen Mangold & Co auf viel zu viele Figuren rundherum, die entweder völlig verschenkt (Antonio Banderas als Taucher) oder auch extrem unsympathisch sind. Bei allem Respekt vor Phoebe-Waller-Bridge, diese von ihr mitgestaltete (vorab als weibliche, nächste Indy-Generation bejubelte) und extrem flach gespielte Helena ist einfach nur nervig, unsympathisch und ein großer Sargnagel dieses Films. Wer glaubt, so könnte die Zukunft von Indiana Jones aussehen, hat das Genre leider überhaupt nicht verstanden.
auf der positiven Seite müssen das großartige Set-design mit dem perfekt inszenierten Jahr 1969 erwähnt werden, viele Hinweise auf die Indy-Historie - und Mad Mikkelsen. Sein verrückt-kühler schurke, der per Zeitreise die Fehler des Dritten Reichs Richtung Endsieg korrigieren will, ist die interessanteste Figur des ganzen Films. Auch daran erkennt man, da muss wohl einiges schief gelaufen sein.
zum Beispiel die Geschichte. Die ist derart hanebüchen, unlogisch und oberflächlich, als wäre sie aus einem billigen, alten Videogame. Offenbar ist von den 300 Millionen nichts für die Story übrig geblieben, denn der meistbeschäftigte Mitwirkende ist tatsächlich der Zufall, der ununterbrochen zum Einsatz kommt. ohne ihn würden alle Einzelteile noch hilfloser und unverbunden in der Luft hängen. Wirklich heftig wird’s allerdings im dritten Akt, im großen Finale. Das ist derart hirnverbrannt, dass man sich an den Kopf greift.
Bitte glauben Sie dem Autor dieser Zeilen: Meine Bereitschaft, mir Räuberpistolen mit Augenzwinkern servieren zu lassen, ist riesig. Aber der Schluss von Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist einfach weit jenseits der roten Linie.
Fazit: weil es hier um popkulturelles Gut handelt, das Milliarden Menschen lieben und das versemmelt wurde, noch dazu um so viel Geld, nur ein (subjektiver) Punkt. gut möglich, dass andere es mögen. Probieren!