Ich glaube, ein ganz immens wichtiger Punkt, um die sog. Casuals mitzunehmen, werden nicht mehr Software wie Wii Fit sein, denn die gibt's ja schon (sogar in zwei Varianten), sondern Spiele wie New Super Mario Bros und Mario Kart. Nicht vergessen: neben den Wii X-Sachen laufen auf der Wii die Bridge-Titel, die eine elegante Brücke zwischen für Einsteiger sofort begreifbar und für Hardcores absolut anspruchsvoll genug schlagen, mit Abstand am besten. Und wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass Nintendo den Blue Ocean nicht als Casual- und Nongamer im gleichen Sinne wie wir auf CW gesehen hat, sondern als "sleeping gamer" - sprich: potentielle Spieler, die es jedoch selbst noch nicht wissen und erst mal "geweckt" und an ihr zukünftiges Hobby herangeführt werden müssen. Nun, geweckt sind sie schon mal zu großen Teilen. Natürlich wird man stets neue Kunden nachzüchten wollen, aber mindestens so eine hohe Priorität wird es nun haben, die erwachten Kunden der Wii zu "vollwertigen" Gamern zu konvertieren.
Wie heißt es so schön: die Casuals von heute sind die Coregamer von morgen. War ja bei uns auch nicht groß anders. Von nun an wird es also sehr interessant für Nintendo: viele befürchten ja, dass die neugewonnenen Kunden der Wii- und DS-Gen allesamt plötzlich wieder wie ein Mann abspringen könnten und Nintendo wieder mit einem Kundenstamm wie zu Cubezeiten dasteht. Möglich, aber IMO unwahrscheinlich, wenn sie sich nicht allzu blöd anstellen. Wenn Nintendo die Kunden schön weiter führt und ihnen weiter die richtigen Titel verspricht und gibt, die den Geschmack treffen und die Leute immer mehr ans Coregaming ranführen, dann könnte auch das genaue Gegenteil eintreffen: dass Nintendo sich in dieser Gen einen riesigen zukünftigen Markt an loyalen Coregamern gesichert hat, der vielleicht erst in ein, zwei Generationen zum Tragen kommt, aber
dann ordentlich was stemmt an Hard- und Softwarezahlen.
Man muss Nintendos Strategien auch ein bisschen langfristiger betrachten. Natürlich könnten sie immer noch eine PS3 bauen und es wirklich schaffen, quasi den kompletten vorherigen Kundenstamm mit einem fehlplatzierten Produkt völlig zu vergraulen. Aber nur, wenn so wie bei der PS3 praktisch nichts von dem erfüllt wird mit der neuen Konsole, wofür das Vorgänger-Produkt für die Masse eigentlich stand. Und für so unvorsichtig halte ich Nintendo nicht. Der 3DS zeigt IMO, wohin die Reise geht: Nintendo mag zwar gerne schön selbstzufrieden sein, wie man etwa an der Preisgestaltung merkt, aber gleichzeitig entwickeln sie ihr Erfolgskonzept dennoch richtig weiter.
Ansonsten kann ich nur anmerken, was ich auch kürzlich im WAR-Forum angedeutet habe: Nintendo hat durch ihre lange Vergangenheit ebenso den Vorteil, das mMn viele N-Gamer aus Kindheitstagen zurückgekehrt sind. Stellt euch vor, jemand wächst mit NES und SNES auf und ist dann zur Zeit der 3D-Konsolen etwa in der Pubertät. Da muss man ganz besonders cool sein und kann keinesfalls mit dem gleichen Spielzeug wie in der Kindheit spielen. Und genau in dem Zeitraum trat, als coole Alternative dazu, die Playstation auf den Plan und profitierte heftigst davon. Nintendo war uncool, denn damit hat man als Kind gespielt. Jetzt ist man älter und will zwar immer noch zocken, aber da nimmt man natürlich ein neues, cooles Produkt, um sich von der eigenen Kindlichkeit zu distanzieren, nämlich die PS1.
Tja, und zwei Gens später dann sind diese obercoolen Gamer wirklich erwachsen und reif geworden. Und müssen ihre Hobby- und Produktwahl nicht mehr von ihrer Schulhof-Prestige abhängig machen, sondern können sich auf das zurückbesinnen, was ihnen am meisten Spaß gemacht hat und wofür sie jetzt wieder "alt genug" sind. Nämlich für 70+ Millionen Wiis. Und das ist ein Umstand, der länger anhalten wird. Denn im Vergleich zur Kindheit und zur Erwachsenheit dauert die Pubertät nur sehr kurz.