Hi,
mal zu meinen Eindrücken, da ich heute das Spiel angefangen habe.
Ich bin gerade eben beim 1. Schrein angekommen.
Alles, was ich davor erlebt habe, hat mich bisher TOTAL begeistert. Ich bin richtig geflasht, und das liegt zum einen an dem genialen Spielgefühl, zum anderen an der - für ein Zelda - wunderbar erfrischenden Inszenierung der Handlung.
Zum Spielgefühl: anfangs war ich erst einmal etwas betrübt: das soll die Grafik sein? Kann doch nicht Nintendos Ernst sein. Zu Beginn machte das Spiel nämlich einen sehr unfeinen Eindruck. Furchtbare Farbgebung, die das Bild verschwommen ausschauen läßt, dazu noch grob aufgelöste Texturen - ich war visuell wirklich irritiert und fand mich im Spiel nur schwer zurecht. Sehr enttäuschend empfand ich, daß ich die NPCs gar nicht richtig erkennen konnte. Nur bei Gesprächen, in denen die Kamera heranzoomt, konnte ich die niedlichen und sympathischen Gesichter erkennen. Ich ging davon aus, daß dieses Grafikproblem bleiben würde, und erwartete demnach schon das Schlimmste. Mit der Zeit dann kam ich allerdings immer besser mit der Grafik zurecht. Sie fiel nicht mehr negativ auf. Dafür stachen mir immer mehr positive Aspekte der visuellen Umsetzung ins Auge. Gerade das sehr sympathische Figurendesign stieß bei mir sofort auf Wohlwollen. Was mußte ich nicht etwa über den Mann mit dem Bienenstock schmunzeln, der völlig hysterisch ins Wasser sprang und mit einem übel fett geschwollenen Auge wieder auftauchte. Und erst über die drei Bengel, die ich mit meinen Kampfübungen in größtes Staunen und Bewunderung versetzte. Das alles ist mit so viel Einfühlungsvermögen und Glaubwürdigkeit umgesetzt, daß ich nicht ein Moment lang das Gefühl hatte, die Charaktere seien künstlich aufgesetzt.
Die Steuerung: nun, zuerst dachte ich, daß da nicht viel Neues käme. Im Grunde kennt man ja die Bewegungsabläufe schon von den Vorgängern. Aber es sind die Details, die den Unterschied machen. Etwa die Art, wie Link höhere Plattformen erklimmt oder Lianen hochklettert. Das ist sehr schön mitanzusehen. Ich meine auch, daß sich Links Fußtempo etwas erhöht hat. Mit einer Vorwärtsrolle scheint man sich immer noch einen Tick schneller fortzubewegen als mit den Beinen, so daß man sich mehr durch die Welt kugelt anstatt sie zu durchlaufen.
Richtig begeistert aber bin ich von den Animationen zu Pferde. Erstens sieht es sehr flott aus, wie Links das Pferd besteigt und wieder davon absteigt. Aber so richtig schön sind die Bewegungen auf dem Pferd: etwa, wenn man das Pferd zur Seite schwenkt. Das gibt mir ein richtig gutes Spielgefühl, weil es einfach toll und vor allem glaubwürdig animiert worden ist. Es fühlt sich authentisch an. Nicht unbedingt, weil sich die Bewegungen in der Realität genauso abspielen würden. Sondern weil es zu dieser virtuellen Welt passt. Die künstlichen Bewegungsmuster passen zueinander, sie bauen logisch aufeinander auf und sehen dabei elegant aus. Sie sind gleichermaßen nach künsterlischen und ästethischen wie auch funktionellen Gesichtspunkten umgesetzt worden, so mein Eindruck, und dieser Einklang begeistert mich.
Link auf dem Pferd sieht gut aus und fühlt sich auch gut (bitte keine Zweideutigkeit in diesem Satz lesen
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) - und das macht das Spielerlebnis für mich so sympathisch.
Dann kam der Moment, als ich die Schleuder in die Hände bekam, nachdem ich dem putzigen Kätzchen hilfreichen Fischfang erwiesen hatte, mit dem es sich wieder erhobenen Hauptes zu seinem deprimierten Frauchen wagen wollte und von diesem vor lauter Freude über seine Rückkehr mit einem leckeren Milchnäpfchen belohnt wurde. Hallo? Das ist ein Computerspiel! Dennoch meine ich, das Glück dieses Kätzchens zu teilen.^^
Das Gefühl mit der Schleuder zu hantieren ist schlicht großartig. Wenn man diese Steuerungsform einmal erlebt hat, dann möchte man sicher nicht zurück zum Analogstick. Ok, ICH möchte nicht mehr zurück (man sollte ja nie verallgemeinern). Das geht sehr gut von der Hand. An Präzision mangelt es mir jedenfalls nicht, wenn ich mein Handgelenk auf dem Knie abstütze, was ich ohnehin die ganze Zeit mache, um das Spiel in bequemer Position so richtig schön genießen zu können
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Nun, die kleinen Kinder sind jedenfalls von meiner Galavorstellung mit der Schleuder genauso geflasht wie ich es bin. Das ist das Moment, wo mich das Spiel nun ganz auf seine Seite gezogen hat. In diesem Augenblick ist mir bewußt, daß ich gerade richtig viel Spaß habe und der Humor des neuen Zeldas genau nach meinem Geschmack ist.
Aber es sollte nicht nur bei der Euphorie bleiben. Schließlich bekam ich ja noch das Holzschwert überreicht. Und da trübte sich meine Stimmung wieder. Das Gefühl, mit dem Schwert zu schlagen, indem ich die Wiimote schwinge, ist nicht gut. Es fühlt sich erstens nicht frisch an (so frisch wie sich etwa die Wiimote bei Wii Tennis anfühlt), und zweitens stört und irritiert es mich bei den Kämpfen mehr als daß es mir hilft. Ich sehne mich schon nach wenigen Sekunden danach, den Schwertschlag mit einem einfachen Knopfdruck ausführen zu können wie es sonst bei Zelda üblich war.
Es tut sich wieder ein ähnliches Frustmoment auf wie ganz zu Beginn des Spiels. Würde ich mich an das Schwertschwingen vielleicht doch noch gewöhnen können wie an den Grafikstil?
Diese Frage konnte heute jedenfalls nicht mehr wirklich beantwortet werden, denn da hatte ich den kleinen Knirps samt Affen aus dem Holzkäfig befreit, und die Geschichte nahm schnell ihren weiteren Lauf. Wenige Minuten später sollte ich mich endlich als Wolf in einem Verließ wiederfinden, in der Schattenwelt.
Genau das war das Moment, das mir ein so fantastisches Spielgefühl vermittelte wie ich es schon seit Jahren nicht mehr bei Videospielen hatte. Die Steuerung mit dem Wolf ist für mich absolut perfekt. Es passt wirklich alles: das Wühlen, der Scharfsinn, die Laufgeschwindigkeit und der Spurt. Als Wolf habe ich so ein packendes Tempo drauf, daß ich mich auch wirklich wie ein Wolf fühle. Ich bewege mich auch wie ein Wolf, so daß ich oftmals auch langsamer gehe, um die Eleganz meiner Schritte zu bewundern. Das ist alles so toll animiert - bravo!
Doch wie komme ich nun aus dem Verließ? Diese Midna gibt mir den Hinweis: natürlich! - ein Loch irgendwo in der Zelle. Nun, ich denke mir, ich muß wohl irgendwo den Boden aufwühlen. Probiere erst das. Dann sehe ich da vor den Gitterstäben eine Holzkiste und bin mir eigentlich sicher, daß ich sie zerstören kann. ICh renne mit Spurt dagegen, aber es tut sich nichts. Also wühle ich weiter und weiter. Mittlerweile sind 5min vergangen, und ich fühle mich richtig dämlich! Zelda würde doch keine Bugs haben? So denkt nur ein Gothic3-Gebrandmarkter.
Ehe ich noch meine grauen Gehirnzellen weiter beanspruchte, bemerkte ich durch Zufall, daß dieser Wolf ja durch Bewegung der Wiimote einen Angriff ausführt. Bingo, so weit reichten meine Gehirnzellen dann doch noch. Also schnell die Kiste zerstört und durch das kleine Löchlein unterhalb der Gitterstäbe gewühlt. Ich war endlich befreit und durfte mich fortan in einen echten Wolfsrausch spielen.
Und dann diese Midna: sie hatte gleich mein Herz erobert. So raffiniert und undurchschaubar. Die erste Begegnung mit ihr ist Nintendo bravourös gelungen, wie ich finde. Ich in meiner Wolfsgestalt fühle mich von diesem Wesen bedroht und reagiere zähnefletschend äußerst aggressiv auf ihre schnellen, zuckenden Bewegungen - wie es sich eben für einen aufgescheuchten Wolf gehört, der sich in einer lebensbedrohlichen Lage fühlt.
Aber daß ich nicht nur eine Wolfsbestie ohne Verstand bin, wird schnell deutlich. Midnas Worte hinterlassen Spuren in meinem Verhalten. Ihr gelingt es in ihrer verspielten Art, mich zumindest in einem solchen Grad zu zähmen, um in einem kurzen Augenblick von Unaufmerksamkeit meinen Rücken zu besteigen. Ihr machthaberischer grinsender Gesichtsausdruck dabei und meine mehr Ohnmacht als Wut gleichende zähnefletschende Grimasse an sie, mit der ich ihre "Usurpation" dann doch widerwillig hinnehme - das ist für mich großes und authentisches Gefühlskino; in diesem Augenblick des Widerwillens, den ich mit dem Wolf so innig teile, weiß ich, daß Virtualität und Realität ein Stück weit miteinander verschmelzen, daß ich mich mit dieser Wolfsgestalt identifizieren kann. Ich fühle mich von dem Wesen Midnas gleichermaßen angezogen wie abgestoßen und bin einfach nur neugierig, wie meine Reise mit ihr weitergeht.
Sie will mich mit jmd. Wichtigem bekannt machen. Ich ahne schon, was mich erwartet, und finde bald die Bestätigung. Erstmals in der Videospielgeschichte von NIntendo finden sich in der rückschauenden Erzählung der zwielichtigen Prinzessin längere Cutscenes zu den Hintergründen, was um Hyrule geschah.
Aus Hyrule ist also das Schattenreich geworden, und Zelda ist die Fürstin, die über dieses Schattenreich herrscht - und sich dafür Vorwürfe zu machen scheint.
Ich befürchte schon, daß in dieser ersten Begegnung mit Zelda zu viel vorweggenommen werden und ich die Handlung besser einschätzen könnte. Immerhin wird mir als König der Schatten ein Charakter vorgestellt, dessen Gewand mich ganz stark an den Ganon aus Wind Waker erinnert. Nur daß diese Gestalt einen sonderbaren Metallhelm trägt (oder was auch immer das sein mag). Schon fängt es in meinem Kopf an zu rotieren. Hatte ich in WW Ganon nicht den Kopf aufgespießt? Das könnte diesen seltsamen künstlichen Kopf des Königs der Schatten erklären, wenn es sich dabei um Ganon handeln sollte.
Junkman hatte mich ja schon vorgewarnt, daß bei diesem Zelda seiner Ansicht nach viel Potential liegen gelassen wurde. Ob er damit die Handlung meinte und ob es sich bei dem König der Schatten wirklich um Ganon handelt? Ich wollte es gar nicht wissen. Aber großartig viel Zeit, weiterzudenken, blieb mir auch nicht, da Zelda uns wegen herannahenden Wachen äußerst besorgt wegschickte.
Also wieder ein bißchen auf den Dächern herumgesprungen und weiter die graziösen Animationen meines Linkwolfes bewundert. Ach, fühlt sich diese Steuerung grandios an. Einfach ein sagenhaft schönes Gefühl, diesen Wolf über die Dächer zu balancieren. Auch die Augenblicke, an denen man sich an Midna blitzschnell festkrallen muß, um von einem Abhang zum nächsten zu springen, wirken nicht stupide monoton, sondern erregen in mir Aufregung. Man muß schnell mit der Z-Taste umschalten und Midna neu fokussieren, will man nicht von einer Sekunde auf die nächste von der schmalen Plattform herunterrutschen und die ganze Sprungepisode wieder von neuem beginnen.
Ich habe die Schattenwelt wieder verlassen und finde mich als Wolf in meinem Dorf wieder. Wieso als Wolf, frage ich mich? Müßte ich jetzt nicht wieder Link sein? Ich freue mich einfach über jede kleine Überraschung, die das Spiel undurchschaubar läßt.
Jetzt bekomme ich als Aufgabe die drei Lichtgeister zu befreien. Die Suche nach den Schattenkäfern ist auch etwas Erfrischendes, was es zuvor in Zelda nicht gab. Ich habe sichtlich Spaß daran, die Käfer mit meinem Scharfsinn aufzusuchen, um ihnen den Garaus zu machen.
Gesagt, getan - ich habe den ersten Lichtgeist befreit und finde mich in der Gestalt des Helden wieder, in grünem Umhang. Auch diese Szene hat Nintendo schön inszeniert: der ehemalige Dorfjunge schaut selbst total erstaunt und überrauscht auf sein neues Gewand. Es steht ihm auch wirklich gut. Aber viel glücklicher bin ich darüber, daß mich Midna trotz meiner Rückwandlung in einen Menschen nicht verlassen hat. Nintendo hat sein womögliches Ziel also bei mir erreicht: Midna hat meine Zuneigung erworben, ich möchte nicht mehr ohne sie. Und das trotz ihres herausstehenden spitzen Zahnes

. Ich schätze ihre geistreichen Kommentare. So einen Charakter war ich von Nintendo bisher nicht gewohnt gewesen. Ist überhaupt das erste Mal in ihrer Geschichte, daß ihnen ein Charakter gelungen ist, der jenseits von Gut und Böse erscheint und sich deshalb keiner Schublade so recht zuordnen läßt. Aus meiner Sicht ist das ein Kennzeichen von starken Charakteren.
Meine neue Aufgabe also: die Kinder befreien und den ersten Schrein vom Bösen säubern. Beginnt jetzt wieder der triste Zelda-Alltag? Junkman hatte mich ja gewarnt.
Bei meiner nächsten Session weiß ich mehr :
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