Überlegungen zur Xbox one (oder: ICH, die Zielgruppe)
Natürlich habe auch ich eine gewisse Skepsis bzgl. neuer Geräte, welche vor einer Anschaffung näher betrachtet werden. Das ist sowohl bei einem Toaster so, als auch bei einer Spielkonsole. Und bei der Xbox one ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Dennoch:
Grundgedanken:
Nach der ersten Präsentation musste ich feststellen, dass die Xbox one durchaus meinen Vorstellungen entspricht, was Entertainment in meinem Wohnzimmer betrifft. Es ist für jeden was dabei: TV+Film - für die Frau, Kinect für die Kids, Spiele+Film für mich.
Das Design gefällt mir gut - es gibt schönere, aber auch entschieden hässlichere Geräte.
Kinect mit Zwangsnutzung gefällt mir nicht wirklich, doch bin ich dieser Eingabemethode zunächst mal nicht abgeneigt. Sofern eine Gewöhnungsphase abgeschlossen ist, und der Komfort wirklich verbessert wirkt, im Vergleich zu einer Nutzung eines Gamepads, soll es mir recht sein.
Da ich bisher eine Xbox360 nutze, bin ich mit dem Service und dem Komfort, den MS mit seinen Produkten bietet (XBL, Win8, Surface etc...), sehr zufrieden. Eine monatliche Gebühr für das eine oder andere Feature juckt mich nicht wirklich. Wenn ich mir überlege, was ich damals ausgegeben hatte, wenn ich mit den Freunden um die Häuser gezogen bin = einfache Rechnung: Ein Wochenende unterwegs oder 4 Jahre XBL
Die Zukunft der Daten:
Die Zukunftspläne von MS empfinde ich als sehr interessant, allerdings kann ich auch die Skeptiker verstehen. Datenmengen verleiten häufig zu Missbrauch, weshalb bei jenem Thema schon einige Vorsicht angesagt ist. Doch stelle ich für mich fest, dass die Dinge, die ich über das Internet preisgebe (Über den PC, das Smartphone, oder in diesem Fall über die Xbox one) nur einen Unterhaltungsbereich betrifft.
Welche Filme mag ich? Welche Spiele? Welche Musik? Welche Werbung schaue ich mir an? usw.
Da ist jetzt nichts dabei, was ich nicht auch jedem anderen erzählen würde. Also sollen diese Daten doch von mir aus gesammelt werden. Wenn dies dann zur Folge hat, dass ich mehr zugeschnittene Werbung bekomme, ergänzt das evtl. sogar eher meine Interessen, als dass ich gelangweilt wegschalte.
Ausserdem glaubt doch hier wohl niemand, dass nicht auch Sony Unmengen an Daten sammelt und diese für sich verwendet?!
Dass in naher Zukunft permanent eine Kamera im Wohnzimmer steht, lässt sich leicht durch eine schöne Abdeckung (ich rechne mit einer mitgelieferten Klappe - ansonsten Eigenbau) bei Nichtgebrauch der Xbox one unter Kontrolle bringen.
Nutzungsverhalten in Bezug auf DRM etc.:
Mein Nutzungsverhalten bzgl. Film und Video weicht wahrscheinlich vom Hardcore-Kern der hier ansässigen Nutzer ab. Ich schaue einen Film, wenn er gut war evtl. ein zweites mal - und wird dann ad acta gelegt. Mein Keller herbergt kartonweise DVD´s aus Zeiten, in denen ich Filme gesammelt hatte. Irgendwann musste ich aber feststellen, dass ich die Dinger mit dem Hinterteil nicht mehr anschaue. Also warum weiter die Bude zumüllen? VoD muss her, und fertig.
Ähnliches gilt auch für mich bei Videospielen: Das Spiel mit Story und Gameplay genießen, wenn es gut war Erfolge erhaschen, evtl. ein oder zwei weitere Durchläufe starten - um es dann wieder im Regal verschwinden zu lassen. Also falls bei der nächsten Konsolengeneration das DRM wie beschrieben greift, und dadurch (wie von vielen befürchtet) das Spiel "nur" 10 Jahre verfügbar ist, interessiert mich das nicht die Bohne. Nicht mal zu Nostalgiezwecken habe ich meinen Plus4 oder den Amiga nochmal aufgebaut. Die Spiele wirken nun nämlich viel zu sehr altbacken auf mich, und machen mir keine wirkliche Freude mehr, außer dass man nochmal ne halbe Stunde in der Vergangenheit schwelgt.
Zudem muss man sich eingestehen, dass es dem Entwickler von etwas freisteht, sein Produkt so zu verkaufen, wie er es für richtig hält. Sofern er es also nur für Zeitraum X weggibt, ist das sein gutes Recht! Man muss auf den Deal ja nicht eingehen.
Das bei guten Produkten dann aber dennoch gekauft wird, spricht doch dafür, dass der Erfinder alles richtig gemacht hat. Diesen Vorsprung lässt sich ein zweiter Entwickler natürlich nicht nehmen, und bietet sein Produkt zu den gleichen Konditionen an. Ansonsten würde ihn jeder Investor für bekloppt erklären.
Das große Bild: Warum überall Profitgier?
Es läuft alles einfach darauf hinaus, wie es unser Wirtschaftssystem vorgibt: Kaufen, verbrauchen, wegschmeissen.
In Sachen digitaler Inhalte kann ich jedenfalls gut damit leben, da dort der Fortschritt, gemessen am Unterhaltungswert, so sehr voranschreitet, dass es gar nicht erforderlich ist, in der Vergangenheit rumzukramen.
Man muss wissen, dass nahezu überall auf der Welt nach Mitteln und Wegen gesucht wird, aus irgendetwas Geld zu machen. So trivial das auch klingen mag, dies ist der treibende Motor, ohne den wir die Schuldenlast nicht mehr bewältigen könnten. Unser debitistisches Geldsystem gibt uns vor, dass es immer höher, schneller und weiter sein muss. Da ist die Unterhaltungsindustrie natürlich ganz vorn mit dabei, da dort noch die meisten Innovationen stattfinden können. Dass dies also nicht aus Nächstenliebe stattfindet, ist wohl jedem klar. D.h. allerdings auch, dass ich partout keine Möglichkeit sehe, wie Sony es schaffen sollte, ohne höhere Preise bzw. ohne Mehreinnahmen in diesem System weiter mithalten zu können.
Zudem werden die Entwicklerstudios etc. sehr wohl auf Sony diesbezüglich eingeredet haben, da auch diese von den Gebrauchtspielen profitieren wollen.
Fazit:
Ich kann mich mit den meisten aktuell eher negativ wahrgenommenen Meldungen der Xbox one sehr gut arrangieren, zumal ich denke, dass ich auch in Zukunft mit dem Service und den Angeboten von MS gut unterhalten werde.
Wer für sein Hobby einen zu knappen Geldbeutel hat, sieht das, sowohl bei den (vermuteten) Plänen von Sony, als auch von MS, wahrscheinlich ein wenig anders. Leider wird es immer weniger umsonst geben, und das nicht nur im Unterhaltungsbereich. Dadurch aber MS als Sündenbock hinzustellen, empfinde ich als zu kurz gedacht. Das Gezetere im Internet kann ich also nur als pubertäres Getue abtun, weshalb die gröhlende Spielerschar als Käufergruppe durchaus nicht an erster Stelle stehen muss bei der Vermarktung einer Konsole. Ich kann MS da ein wenig verstehen.
Ich denke, die Xbox one hat das Potenzial, ein ähnlich starkes Gerät zu werden, wie damals der Ipod bzw. das Ipad. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es durch die Live-Features im TV sogar in Gaststätten Einzug erhält, um Sportsendungen für Zuschauer attraktiver zu machen (Kinect bekommt einen Gastro-Modus).
Bis dahin verfolge ich also gespannt weitere Informationen zur Xbox one und lasse mich gern weiter berieseln von News.