Calvin schrieb:
marwing:
Man kann der Linkspartei ja vieles vorwerfen, aber ich sehe weder beleidigte noch frustrierte Politiker an deren Spitze.
Lafontaine ist doch der Altfrustrierte schlechthin! Er hatte politische Verantwortung, er hätte als Finanzminister vieles mitgestalten können - aber er ist feige und beleidigt abgehauen. So jemand darf und kann keine neue politische Verantwortung übernehmen. Beim ersten Problem ist er wieder weg...Sein jetztiges politisches Engagement ist doch mehr von seiner Frustration getrieben und zielt darauf ab, seinem ehemaligen Freund Schröder zu schaden.
Calvin schrieb:
Und das Wahlprogramm der Linkspartei als sinnlos zu bezeichnen, finde ich sehr vermessen von Dir. Man muss ihren Ansatz ja nicht teilen, aber eigentlich sollte man sich doch freuen, dass es endlich eine echte Alternative gibt. Das macht doch Demokratie erst aufregend.
Die PDS sammelt gezielt Protestwähler, indem sie Versprechen macht, die schlichtweg unhaltbar und nicht umsetzbar sind - Mindestlöhne, höhere Spitzensteuersätze bei der Einkommensteuer, höhere Körperschaftssteuer (man bedenke, dass wir steuerlich schon jetzt nicht wettbewerbsfähig sind), übertriebener Kündigungsschutz. Sie können das versprechen, weil sie genau wissen, dass sie nicht regieren werden, sondern eine reine Opposition bilden - ein ganz persönlicher Rachefeldzug des Lafontaine gegen Schröder. Im Übrigen scheint die Nachfolgepartei der SED ja ohnehin eine Anlehnung an eine Zentralverwaltungswirtschaft und Schwächung der Marktwirtschaft zu befürworten - wie das funktioniert, zeigte die DDR. Diese Partei geht fatalerweise davon aus, dass Deutschland isoliert wäre. Aber das sind wir nicht. Im heutigen Europa muss eine Volkswirtschaft auch wettbewerbsfähig sein - das ist nun mal so! Sie können die Bürger nicht mehr im eigenen Land "einsperren" wie in der DDR, selbst wenn sie das wollten.
Calvin schrieb:
Im Übrigen liegt es teilweise auch mit an der Linkspartei, dass dieser Wahlkampf zu einem geworden ist, in dem Inhalte fast mehr zählen als die Kandidaten. Das ist doch auch schon mal was.
Du weißt genau so gut wie ich, dass die PDS unter den größeren Parteien am wenigsten einen inhaltlichen Wahlkampf führt. Sie sammeln Protestwähler (und Lafontaine versucht z.T. auch welche aus dem rechten Lager zu mobilisieren), aber das war es auch schon. Wie kann man ohne realistisches Programm auch einen inhaltlichen Wahlkampf führen? Was sie vorschlagen, ließe sich vielleicht im Deutschland des 19. Jahrhunderts halbwegs umsetzen, aber nicht mehr heute. Es sei denn, man will die Bürger im eigenen Land einsperren, aber davon lese ich in dem Parteiprogramm nichts. (Nicht, dass es einem bei der ehemaligen SED überraschen würde.)
Calvin schrieb:
Und ein für alle einheitlichen Steuersatz ist eben alles andere als gerecht. Sozial gerecht bedeutet nämlich nicht, dass alle das Gleiche bezahlen, sozial gerecht bedeutet, dass diejenigen, die Geld haben, diejenigen, die kein Geld haben unterstützen.
Wenn du soziale Gerechtigkeit daran fest machst, dass diejenigen, die mehr verdienen, auch mehr Steuern zahlen, dann ist der Einheitssteuersatz das fairste überhaupt, denn es ist mathematisch doch für so ziemlich jeden nachvollziehbar, dass 25% von einem großen Betrag mehr sind als 25% von einem kleinen. Wer 10.000 pro Monat verdient, zahlt beim Einheitssteuersatz doch mehr als einer, der nur 1.000 verdient - es ist so!