Nintendo: Ruf von Beuteboxen ist „ungerechtfertigt“
https://www.computerbase.de/2018-06/nintendo-lootbox/
Ab gehts, Spar-N hat die Lootboxen entdeckt. Reggie sagt dann noch, man darf halt nicht nur durch Lootboxen Geld Verdienen. Lootboxen, Amibo, Spar Karton für 80,- so verdient man Geld.
Er hat damit auch völlig recht. Der Ruf der Lootboxen ist schlechter als sie sind. Lootboxen werden gerne direkt mit dem Gesamtkonzept der Microtransactions assoziiert und entsprechend abgelehnt. In Tat und Wahrheit existieren Microtransactions aber völlig unabhängig von Lootboxen. Es gab vor den Lootboxen Microtransactions und es wird nach den Lootboxen Microtransactions geben. Es gab vor den Lootboxen P2W, es gibt jetzt P2W und es wird bei einem Verschwinden der Lootboxen P2W geben. Lootboxen sind also nur ein neues Konzept von bereits seit langer Zeit existierenden Microtransactions.
Kritik an Microtransactions ist völlig legitim, denn es gibt unfaire Umsetzungen von diesen. Sobald die Microtransactions über kosmetische Veränderungen hinausgehen sind sie schlecht und müssen kritisiert werden. Nur hat das absolut gar nichts mit den Lootboxen zu tun. Lootboxen haben die Vorteile durch Microtransactions gegenüber der nicht-zahlenden Kundschaft nämlich aufgeweicht und entsprechend ihre Position gestärkt, nicht geschwächt.
Nehmen wir mal die Skins. Vor den Lootboxen steckten diese über Jahre hinweg hinter einer fixen Paywall. Das heißt: „bezahle 5€ und du bekommst den Skin.“ Damit hat die zahlende Kundschaft einen relativ tiefen Preis - aber trotzdem einen Preis - den sie bezahlen müssen, um den Skin zu bekommen.
Sie haben aber, mehr noch, durch die finanzielle Investition die Sicherheit, für exakt diesen Preis exakt das zu bekommen, was sie wollen. Für die zahlende Kundschaft stellen herkömmliche Microtransactions also den Idealfall dar. Völlig unabhängig davon, ob es sich nun nur um Skins, oder auch um Gameplay Elemente handelt, hat der zahlende Kunde mit diesen Modellen die Sicherheit, mit einer finanziellen Investition einen klar definierten Mehrwert zu generieren. Gleichzeitig hat der nicht-zahlende Kunde
keine Chance, an diese Skins, oder auch P2W Elemente, zu kommen, wenn er nicht bereit ist, den dafür festgeschriebenen Preis zu bezahlen.
Bei Lootboxen sieht die Situation anders aus. Ja, die Leute, die bezahlen wollen, können das noch immer tun. Sie haben aber durch die finanzielle Investition keinen klar definierten Mehrwert mehr, weil der Zufallsfaktor letztendlich darüber bestimmt, wie groß der Mehrwert ist. Lootboxen schwächen genau dadurch die Position der zahlenden Kunden und stärken damit automatisch die nicht-zahlende Kundschaft.
Angenommen es gibt nun in einem Game Pay2Win Elemente. Bei herkömmlichen Microtransactions kann sich der Spieler hier ganz klar Vorteile gegenüber den Leuten erkaufen, die nicht bereit sind die Mehrkosten zu tragen. Bei Lootboxen kann er es nicht. Grund: er weiß nicht, ob er den Gegenstand überhaupt bekommt. Je weniger Kontrolle die zahlende Kundschaft also darüber hat, welche Gegenstände sie bekommt, desto besser sieht die Situation für diejenigen aus, die nicht bereit sind zu bezahlen. Simple Tatsache.
Dazu kommt, dass erst mit der Einführung von Lootboxen ermöglicht wurde, auch ohne finanzielle Investition an die Gegenstände zu kommen. Ja, oft ist es ein schreckliches Gegrinde. Aber selbst dann ist es nie so eine Katastrophe für die nicht-zahlende Kundschaft wie bei herkömmlichen Modellen. Bei diesen hatte man nämlich in aller Regel
keine Chance, an die Gegenstände zu bekommen, ohne den dafür vorgesehenen Preis zu bezahlen. „Keine Geld Investition = keine Microtransactions“ ist
immer schlechter als „Viel Zeitaufwand = wenige Microtransactions“.
Ja, Microtransactions sind Scheiße, sobald sie Pay to Win Elemente enthalten. Ja, sowohl bei herkömmlichen, als auch bei Lootbox-basierten Modellen sind diese beschissen. Aber mit Lootboxen sind einerseits die Vorteile der zahlenden Kundschaft geringer und die nicht-zahlende Kundschaft hat zumindest theoretisch sie Chance,
keine Nachteile gegenüber der zahlenden Kundschaft zu haben. Und eine theoretische Chance ist in jedem Fall besser, als überhaupt keine Chance zu habe wie es bei herkömmlichen Modellen der Fall war. Entsprechend nehme ich Lootboxen sehr gerne, wenn die Alternative herkömmliche Microtransactions sind - und die Alternative sind genau diese herkömmlichen Microtransactions. Diese werden nicht verschwinden, auch wenn Lootboxen verboten würden.
Also hört endlich auf, die Lootboxen als Ursache aller Probleme der Microtransactions zu deklarieren. Die Lootboxen sind
nicht das Problem. Die Microtransactions sind es. Und diese werden nie wieder verschwinden.