Gameplay: 6/10
Was? Eine 6/10? Aber das Spiel hat doch kein Gameplay! -Doch hat es. Es ist allerdings gut versteckt unter einer harten Kruste der cineastischen Inszenierung. Hier gibt es einige Dinge die The Order 1886 besser als Uncharted 4 gemacht hat, zum einen ist sich das Spiel seiner Essenz bewusst und langweilt den Spieler nicht unnötig mit Regenrinnen(in dem ganzen Spiel gab es lediglich eine einzige Regenrinnenszene) oder Mauervorsprüngen an denen man herumklettern muss, diese Kletterpartien laufen exakt gleich wie in Uncharted ab, sind aber erfreulicherweise sehr kurz gehalten und dienen oft nur als kurze Intermission zur nächsten Cutscene. Gameplay wird hier fast magisch vom Steuern des Hauptprotagonisten zu Cutscene und zurück verschmolzen, man muss dem Entwickler hier auf die Schulter klopfen, so etwas sieht man nicht alle Tage. Auch wenn es keine Glanzleistung sein mag, ein Spiel so linear und gescripted aufzubauen, sind die Jungs von Ready at Dawn wenigstens ehrlich und stehen zu ihrem Konzept, anders als Naughty Dog die einen in Uncharted mit endlosen, monotonen Klettereinlagen mit dem ab und zu all zu berechenbaren wegbrechenden Stein dazwischen quälen müssen.
Manchmal wundert man sich bei The Order ob man denn jetzt in einer Cutscene ist oder noch selbst spielt, die Grenzen verschwimmen geradezu perfekt und man merkt die Vision des Entwicklers durchschimmern. Was am Ende bleibt ist zwar ein interessantes Erlebnis aber leider nicht sonderlich erquickend. Das Spiel driftet ab und an auch in etwas forderndere Sequenzen ab, so kann man auf einem Zeppelin mit einem Scharfschützengewehr mitsamt Schalldämpfer Rebellen enttarnen und hinrichten, was überraschenderweise mehr Spaß macht als ich in ganz Uncharted 4 verspürt habe. Generell bin ich Jemand der Gerne Leute aus sicherer Distanz abknallt, finde das sehr angenehm
Ein ander Mal befindet man sich in einem "Schlossgarten" und muss per Stealth(anschleichen) die Wachen nach einander abmurksen, das Spiel ist hier aber gnädig und überlässt dem Spieler einen wunderbaren Crossbow mit dem man lautlos Headshots verteilen kann, aber seht selbst:
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Diese Einlagen kommen abwechselnd mit reinen Shootouts in denen man Horden von Gegnern in bester Uncharted Manier abknallen darf, hin und wieder kommt ein gepanzerter Gegner dazwischen, der besonders viel aushält, hier habe ich mit der Bullet Time Fähigkeit am meisten Erfolg gehabt, ohne die können die einen schon mal das Leben zur Hölle machen und das bereits auf normalem Schwierigkeitsgrad auf dem ich durch das Spiel stapfte. Ein echtes Highlight sind in meinen Augen die Waffen, sie fühlen sich stark an, man spürt den Rückstoß und es gibt auch ein paar richtig verrückte Waffen im Arsenal der Order, leider nimmt einem das Spiel so manches lieb gewonnene Tötungsinstrument rasch wieder weg...
Grafik: 9/10
Grafisch hat mir The Order gut gefallen, leider nicht ganz so beeindruckend wie in Uncharted 4, auch wirken die Animationen nicht so locker flockig und haben eine gewisse Schwere, das Spiel wirkt wesentlich realistischer als Uncharted und ist auch generell eher bemüht sein Gesicht zu wahren. Die dicken 21:9 Balken stören Anfangs zwar, nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber an diese und nimmt sie irgendwann nicht mehr wahr. Die Charaktermodelle wurden mit viel Liebe zum Detail erstellt und wirken allesamt realistisch und verleihen zusammen mit dem ausgezeichneten Lighting, den ordentlichen Texturen und den Bärten der männlichen Order Mannschaft dem Spiel seinen ganz eigenen Charme.
Sound: 8/10
Das Voice Acting ist ausgezeichnet, wie auch UC habe ich das Spiel im Englischen Original gespielt und konnte der Story recht gut folgen. Die Musik ist subtil, großteils klassischer Natur und selten aufdringlich, sie dient der Untermalung des Spielgeschehens und ist eher düsterer Natur. Ambient Sounds sind gut ausgearbeitet, Regen wirkt äußerst realistisch, schreitet man durch eine Pfütze, so quittiert der Sound das auch realistisch. Wie auch in Uncharted konnte ich allerdings keinen wirklichen Ohrwurm im Soundtrack von The Order finden, allgemein gelungen aber eben doch nichts überragendes.
Story: 6/10
Soviel Potential, so wenig davon genutzt. Die Geschichte hat ein paar Überraschungen die man aber großteils aus kilometer weiter Entfernung kommen sieht. Anders als Uncharted schafft es das Spiel leider nicht, die Charaktere dem Spieler in einer einprägsamen Weise näher zu bringen. Es wirkt als hätte man dieses Spiel zu schnell released, Sony dürfte hier Druck gemacht haben um das schwache Launch Lineup schnellstmöglichst aufzupeppen. Was bleibt ist ein wirrer Plot und Charaktere die sich nicht wirklich entwickeln und teilweise fragwürdig agieren um ihren tropes gerecht zu werden. Schade, hier und da schimmert die gute Absicht von Ready at Dawn durch, wird aber schnell wieder im Keim erstickt. Das Ende ist zudem enttäuschend, man merkt, dass man entweder nicht fertig war oder die weitere Handlung gerne in einen Sequel stecken würde, den es aufgrund der negativen Presse aber wohl nie geben wird.
Fazit:
Meine Spielzeit würde ich auf 7 Stunden schätzen, habe keinen Zeitindikator ausmachen können. Ich habe 60% der Trophäen geholt ohne mich wirklich darauf zu konzentrieren, hier ist das Spiel wesentlich spendabler als andere Titel, wer alle Objekte zum Inspizieren findet wird wohl quasi von selbst eine Platin Trophäe mitnehmen können. Ich war trotz der Schwächen angetan vom Spiel, es war ehrlich, es wollte nichts sein was es nicht ist, es hat das versprochene Kinofeeling angenehm rüber gebracht und war wesentlich weniger penetrant oder aufdringlich als so manch anderer Sony Titel. Persönlich fällt es mir schwer die Reviewer zu verstehen die dem Spiel das recht monotone Cover Shooter Gameplay negativ anlasten, denn es ist nicht besser oder schlechter als das von Uncharted das immer in höchsten Tönen gelobt wird. The Order wirkt hier wie ein Bauernopfer, das die Sonyjünger gerne vergessen möchten und die Sonygegner immer wieder als Mahnmal für Sonys Philosophie herauskramen. Ich glaube beide Fraktionen tun dem Spiel unrecht. Es ist kein Meisterwerk, kein wegweisender Titel, es ist optisch ansprechend und spielerisch hier und da sogar fordernd. Der Entwickler hat viel Arbeit in dieses Werk gesteckt und es ist Schade, dass sie nicht noch 1 Jahr Entwicklungszeit investieren konnten um die ganzen Ecken abzurunden und aus dem Spiel mehr zu machen.
Endwertung:
-Hat mir besser als Uncharted 4 gefallen aber für ne 8 reicht es dann auch nicht, dafür gabs zu wenig Content und zu viele QTEs, der Bosskampf war leider auch enttäuschend.