Auch wenn ich mich jetzt selbst bei meinen Virtual Console-Nachtests der beiden Titel zitieren muss, stehe ich nachwievor zu diesen Fazits, die versuchen, den beiden Spielen aus heutiger Sicht gerecht zu werden:
Ocarina of Time:
The Legend of Zelda – Ocarina of Time ist heute ein Mythos. Die im Kern recht einfach strukturierte Geschichte um einen kleinen Jungen, der bei unsterblichen, kindergleichen Feen aufwächst und dem die schwere Bürde der Weltenrettung aufgelastet wird, berührt aber vielleicht gerade wegen ihrer kindlichen Schlichtheit. Es ist der Kampf zwischen Gut und Böse, der die Menschen seit Generationen am meisten fesselt und in diesem Epos geht es um nichts anderes. Da mag die Erzählweise heute antiquiert scheinen, die Grafik steif und die Musik nicht trommelnd genug, die Botschaft kommt trotzdem an, Gefühle werden transportiert und traumhafte Stimmungen erzeugt. Zumal das Spieldesign auch heute noch über jeden Zweifel erhaben ist. Die einzelnen Gebiete verschmelzen trotz gelegentlicher Leere zu einer einzigartig glaubwürdigen Welt und die vielen Dungeons fesseln mit klugen Rätseln und einigen Kopfnüssen. Und immer wieder diese Atmosphäre! Ja, heute ist man flüssigere Darstellungen gewohnt, heute mag manches Bedienelement – wie etwa der Wechsel der einzelnen Rüstungen – unnötig umständlich wirken, heute mag die Oberwelt einen Tick zu verwaist erscheinen, und trotz alledem war, ist und wird dieses Action-Adventure der Inbegriff des perfekten Videospiels sein, wahrscheinlich auf ewig. Die Zeit war in diesem Fall gnädig. Was wir vor 12 Jahren formulierten gilt auch heute noch: Wer Zelda – Ocarina of Time nicht gespielt hat, hat Videospielgeschichte verpasst. Kann man sich das leisten?
Majoras Mask:
Letztlich ist die Diskussion, welches Spiel nun das bessere N64-Abenteuer ist, aus heutiger Sicht irrelevant. "Majoras Mask" hat nach dem weihrauchgetränkten und beinahe heiligen "Ocarina of Time" der Serie eine Art von Frische eingehaucht, die man bei so kurzer Entwicklungszeit gar nicht erwartet hätte. Auch wenn das „Täglich grüßt das Murmeltier“-Element damals wie heute viele Spieler abschreckt, bleibt es ein grandios umgesetztes Spielelement, bis heute unerreicht in seiner Perfektion. Wer übrigens mehr Zeit haben möchte, kann diese dramatisch verlängern mit der Ballade des Kronos. Die Entwickler haben also mitgedacht.
Diese drei Tage, die man im Laufe des Abenteuer auf so zahlreiche Weisen durchlebt, sind die detailliertesten, lebhaftesten und glaubwürdigsten ganzer vergangener Generationen. Selbst die eigenen Nachfolger bissen sich daran die Zähne aus. Mit diesem Feature einhergehend präsentiert sich das tolle Rätselsystem, das bis heute seinesgleichen sucht. Das Rätselbuch vermerkt 20 hilfsbedürftige Leute, deren Probleme in teils ausufernde Sidequests münden. Jedes Mal, wenn die 72 Stunden erneut abzulaufen beginnen, steht ihr vor einer Fülle an Möglichkeiten in dieser lebendigen Welt. Dass dabei die Hauptaufgabe, die Weltenrettung, etwas außer Acht gerät, stört den Spielfluss nicht wirklich. Lediglich vier volle Dungeons warten auf den Spieler, gering in der Quantität, atemberaubend aber in der Qualität. Vor allem die letzte Höhle wird den vollen Hirnschmalz eurer grauen Zellen beanspruchen.
"Majoras Mask" liebt das Detail: Es geht um die vielen privaten Probleme, um die Menschen in der Welt und ihre Nöte, es handelt von vielen kleinen Geschichten, jede auf ihre Art anrührend. Dem gegenüber steht die monumentale Pracht eines Epos, der legendäre Kampf des Helden der Zeit gegen die Mächte der Finsternis, die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Das war Ocarina of Time. Majoras Mask ist anders. Weniger monumental, eher im Kleinen ganz groß, aber mindestens genauso atmosphärisch, genauso perfekt auf seine Art. Entweder Ocarina of Time oder Majoras Mask? Nein! Ocarina of Time UND Majoras Mask.