Star Wars: The Force Unleashed – Testbericht (PS3)
Quickfacts:
Entwickler: LucasArts
Publisher: LucasArts
Releasedate EU: 16. September 2008
Genre: Action-Adventure
Schwierigkeitsgrad: Für Einsteiger bis Profis
Die Macht war bisher sehr streng zur aktuellen Konsolengeneration; kein StarWars-Spiel konnte den nach neuem Stoff lechzenden Konsolen-Sternenkriegern das Leben versüssen. Nun endlich erschien mit „The Force Unleashed“ das erste Spiel basierend auf einer Lizenz, die schon über 100 Spielen zu (zweifelhaftem) Ruhm verhalf, für alle aktuellen Plattformen. Als jahrelanger JK2-Spieler und ausgesprochener StarWars-Fan versprach auch ich mir viel, war mir jedoch eigentlich von Beginn an sicher, dass man das Spiel nicht mit der Jedi Knight-Reihe vergleichen kann, zielt dieses doch auf kernige Lichtschwertduelle ab, während bei The Force Unleashed schon der Name selbstredend bezüglich des spielerischen Schwerpunkts ist.
Wer also ein neues SW-Spiel im Stile von Kyle Katarn und Co. erwartet, darf die Lektüre bereits an dieser Stelle beenden: TFU will und kann kein Jedi Knight sein.
Ob die Macht trotzdem mit LucasArts ist erfahrt ihr im folgenden Test.
Grafik
Nach meinem Dafürhalten ist der optische Aspekt eines Spieles im Sinne eines Gesamtbildes zu verstehen; dies trifft in unserem Falle besonders zu: Zwar gibt es im Verlaufe des Spiels – fast schon typisch für die aktuelle Generation – zig schlechte Texturen, die an wohlige PS2-Zeiten erinnern, doch versteht es das Spiel mit einer wirklich unbändigen Action auf dem Schirm, den Spieler optisch zu fesseln. Zig fliegende Objekte, Gegner, Blitze, Explosionen und dergleichen mehr sorgen für viel Spektakel. Generell überzeugt auch die optische Vielfalt der Levels, da die einzelnen Locations starke Kontraste zueinander setzen. Aufgrund des im letzten Drittels vermehrt auftretenden Levelrecyclings ist dies aber nur anfangs der Fall. Cutscenes werden teils in edlen Renderzwischensequenzen, teils in Spielgrafik präsentiert.
Dass der exzessive und beeindruckende Physikeinsatz und der angesprochene Effektereigen nicht ohne ihre Schattenseiten bleiben, lässt sich nicht nur an den Texturen erahnen: Die Framerate pendelt zwar immer im spielbaren Bereich, stellenweise bemerkbares Ruckeln ist trotzdem vorhanden. Ausserdem wirken fast alle Gegnermodelle sehr kantig und polygonarm, während immerhin die Hauptcharaktere detailliert ausgefallen sind.
Ich möchte nochmal hervorheben, dass der bombastische Gesamteindruck die unübersehbaren technischen Mängel klar übertünchen kann, was sonst nur selten der Fall ist.
9/10
Sound
Akustisch ist das Spiel ein Brett: In kernigem 5.1.-Raumklang kracht, zischt und explodiert es, dass es nur eine Freude sein kann. Sehr erfreulich ist auch, dass es LucasArts verstanden hat, in nahezu jeder Situation die atmosphärisch passende Musik einzuspielen. Neben dem bekannten John Williams-Soundtrack werden auch einige eigens für das Spiel komponierte Stücke verwendet, die das Niveau problemlos halten können.
Die gute englische Sprachausgabe steht den sonstigen Glanzleistungen in nichts nach.
10/10
Balance
Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade, die sich voneinander stark unterscheiden; die Einteilungen „leicht“, „mittel“ und „schwierig“ sind hier wörtlich zu nehmen.
Während die allgemeine Schwierigkeit in den ersten paar Levels auf dem mittleren (von mir getesteten) Schwierigkeitsgrad etwas zu niedrig ist, zieht das Spiel mit der Zeit stark an und hält einige knackige und teils frustrierende Momente bereit, was primär an der schlechten Bedienung liegt. Auch einige Bosskämpfe sind meines Erachtens sehr happig, was aber nur wenig an gutem Gegner-, respektive Leveldesign liegt (siehe ebenfalls den Punkt Bedienung).
Die im Spiel vorhandenen Machtkräfte sind relativ ausgeglichen, wobei ich Fähigkeiten wie den Blitzschild oder den Lichtschwertwurf so gut wie nie verwendet habe.
7/10
Atmosphäre
Für StarWars-Fans ist das Spiel atmosphärisch wahrlich ein Genuss. Zahlreiche bekannte Charaktere, die gute Sprachausgabe, ein hoher Mittendrin-Faktor sowie ein über weite Strecken rasantes Pacing im Spiel sorgen für Spannung und Intensität. Aufgrund der generell hohen Produktionsqualität kommt das Spiel glaubhaft als zusätzliches Kapitel zwischen den Episoden drei und vier rüber und fängt den StarWars-Look und –Charme gut ein.
10/10
Bedienung
Generell funktionieren die Combos und der Machteinsatz gut, die Quicktimeevents gehen grösstenteils ebenfalls eingängig von der Hand, womit weite Teile des Core-Gameplays des Spiels in Ordnung gehen.
Trotzdem ist die Steuerung von TFU teilweise eine mittlere Katastrophe, da die automatische Zielerfassung aufgrund der Gegnerhorden absolut untauglich ist und zu frustrierenden Ergebnissen führen kann.
Unglücklicherweise ist die Kamera, die nicht immer manuell nachjustierbar ist, zudem äusserst unübersichtlich.
Ein weiteres Ärgernis ist die schlechte Kollisionsabfrage, respektive die mit Verletzungen verbundenen Animationen: Gewisse Gegner können mit einigen Attacken den geheimen Schüler immer wieder umhauen, ohne dass man als Spieler gross etwas dagegen unternehmen kann, da bis zum Ende der Umfallen-Animation bereits wieder weitere Treffer auf das Alter Ego eingeprasselt sind. Dass die Blockfunktion auch ihre Aussetzer hat, respektive stellenweise nicht funktioniert, ist dabei nicht gerade hilfreich.
Zum Schluss sei noch ein besonderer Bosskampf gegen Ende angedeutet, an dem ich aufgrund des miserablen Analogstick-Gefuchtels fast verzweifelt bin.
6/10
Umfang
Obschon ich das Spiel erst gestern erhalten habe und bereits heute damit fertig geworden bin, ist TFU nicht ganz so kurz, wie man es vielleicht denken könnte: Natürlich sind 7 bis 10 Spielstunden für ein Action-Adventure wenig, besonders in Anbetracht des typischen „Activision-Preises“. So kurz wie ein Heavenly Sword ist es dann zum Glück aber doch nicht.
Der Wiederspielwert geht einigermassen in Ordnung, da man in einem Durchlauf die Attribute des Charakters nicht maximieren kann; das auf Kurzweil angelegte Gameplay lädt zudem immer wieder zum Schnetzeln für Zwischendurch ein.
Dass das Spiel länger wäre, wünsche ich mir nicht unbedingt, was mit dem doch sehr monotonen Gameplay zu tun hat (siehe Leveldesign).
Neben dem Hauptspiel gibt es einen Trainingsraum sowie die Möglichkeit bereits gesehene Cutscenes nochmals zu geniessen oder ansehnliche Artworks freischalten.
7/10
Leveldesign
Während das Spiel auf technischer und erzählerischer Ebene (siehe Handlung) durchaus zu überzeugen vermag, ist der spielerische Part eher enttäuschend: Zwar dürfte das kernige Action-Gemetzel des Spiels im Verbund mit den wirklich gelungenen Machtfähigkeiten auch auf Dauer immer wieder zum kurzen Spielen einladen, die allgemeine Levelqualität und die spielerische Abwechslung sind allerdings bescheiden. Während das Dauergemetzel in einem God of War gut funktioniert, wird dieses in TFU mit der Zeit sehr eintönig, was auch nicht mit der spektakulären Präsentation zu kompensieren ist. Das liegt primär daran, dass es – im Gegensatz zum Spartaner-Abenteuer – keine Jump’n’-Run-Einlagen oder Rätsel in nennenswerter Form gibt, die spielerische Pausen oder Kontraste setzen könnten. So bleiben öde Levels, die unoriginell Gang an grossen Kampfplatz und wieder an Gang reihen (das circa mal 100) und letztlich kaum etwas anderes als Buttonmashing und Gegnermalträtieren erfordern.
Während anfangs und ganz zum Ende hin immerhin die optische Abwechslung passt, wird die spielerische Langweile durch das Auftreten bereits bekannter Levels im letzten Spieldrittel noch stärker akzentuiert.
Positiv zu erwähnen bleibt das gelungene Levelsystem (siehe Waffen & Extras), das immerhin annähernd für spielerische Vielfalt sorgt.
5/10
KI
Bei The Force Unleashed von künstlicher Intelligenz zu sprechen, ist etwa, wie wenn man einen Wookie mit einer Rasur in Verbindung brächte: Die Gegnerhorden dienen als reines Kanonenfutter, greifen immer wieder mit den immerwährenden Simpelst-Skripts an und beherrschen weder Deckungsmanöver noch Teamplay und leisten sich immer wieder gerne kapitale Aussetzer. Immerhin treffen Sturmtruppler und Co. viel und gut.
Die Bosskämpfe sind zwar wie erwähnt ausgesprochen happig, dies hat aber weniger mit künstlicher Intelligenz sondern mehr mit kaum kleinzukriegenden Healthbars und Superfähigkeiten zu tun.
5/10
Waffen & Extras
The Force Unleashed verfügt über ein motivierendes, wenn auch simples Levelsystem. Mit erfolgreichen Combos und Machteinsätzen lassen sich XP verdienen, die wiederum zu verschiedenen Punkten in drei Kategorien führen, in welchen sich Machtfähigkeiten steigern, generelle Kampfattribute lernen und meistern sowie gänzlich neue Techniken erstehen lassen.
Dass man in Punkto Waffen nur mit dem Lichtschwert unterwegs ist, war anzunehmen. Immerhin lässt sich dieses mit verschieden farbigen Kristallen und Bonusupgrades ausstatten, die für dezent andere Effekte im Spiel selbst sorgen.
Im Übrigen gibt es noch eine Garderobe, die im Spielverlauf zunehmend grösser wird: Insgesamt lassen sich circa 10 Kostüme freischalten (oder finden) und per Menü jederzeit anwählen.
Die verfügbaren Machtfähigkeiten decken so ziemlich alle bekannten StarWars-Spektakel ab und sind ebenfalls Grund zur Freude.
10/10
Handlung
Die Handlung ist spannend und wendungsreich und bietet ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern und deckt gängige StarWars-Klischees ab. Natürlich ist TFU kein Rollenspiel, trotzdem hätte ich mir etwas mehr Tiefgang in der Erzählung erhofft: Besonders den fast schon klassischen Konflikt zwischen der Dunklen und der Hellen Seite habe ich dieses Mal schmerzlich vermisst. Das Spiel wechselt zudem unvermittelt Schauplätze und die Flut an Charakteren und Wendungen verstärkt aufgrund der kurzen Spielzeit die eigentliche Banalität der Story, was die Kehrseite der ansonsten makellosen Geschichte ist.
9/10
Fazit
The Force Unleashed kann dem Hype, der im Vorfeld über den Titel gemacht worden ist, nur teilweise gerecht werden. So ist es in der Tat für den StarWars-Fan fast schon zum Pflichtkauf avanciert, was mit der starken Popcornstory und den coolen Machtfähigkeiten zu tun hat, und bietet auch dem Freund der unkomplizierten, aber banalen Action damit viel Spass.
Generell versagt es auf spielerischer Ebene aber aufgrund seiner Eintönigkeit und kann das technisch mächtige Grundgerüst zu selten in spielerische Glanzmomente umsetzen. Kleinere Ecken und Kanten an allen Enden sowie Levelrecycling im letzten Drittel erhärten den Verdacht, dass das Spiel trotz der recht langen Entwicklung gegen Ende hin unnötig gepusht worden ist.
Trotzdem machen die actionreichen Gefechte mit der Macht immer wieder Laune und sorgen für den Spass für Zwischendurch.
Abschliessend lässt sich sagen, dass das Spiel für StarWars-Fans eine Empfehlung ist und Genre-Freunde in jedem Falle einen Blick auf den neusten SW-Sprössling werfen sollten.
Alle anderen widerstehen der Dunklen Seite...
78/100
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Wie es der gute TiiEnnTii schon erwähnt hat, wäre es lächerlich von einem schlechten Spiel zu sprechen.