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Aus heutiger Sicht ist Tolkiens Geschichte schon Trivial, in dem Sinn, dass man vorausahnen kann was mit Frodo und dem Ring passiert. Dem klassischen Kampf zwischen Gut und Böse. Tolkiens Welt ist auch nicht aus dem nichts entstanden, sondern hat eine Vergangenheit. Viele heutige Werke orientieren sich an dem Herrn der Ringe, was ja auch nichts schlechtes ist. Es wird heute oftmals nur nicht so detailliert umgesetzt. Ich kenne auch kein vergleichbares Meisterwerk dass an diese Vielfalt herankommt. Oder kennt ihr eines? Tolkien wollte ja ein Märchen für Erwachsene erschaffen und sie etablieren. Ich sage jetzt einfach mal so, dass hat er auch geschafft.


Es gibt heute übrigens so Gut wie nichts mehr an Storyelementen, dass noch nicht in irgendeiner Form da war. Es gab fast alles schon in irgendeiner Form. Die Frage ist wie man es verpackt, verknüpft und Zusammenhänge herstellt. Ich kann mir vorstellen, dass einige Leute schon abgeschreckt davon sind, wenn sie nur das Wort Elf oder ganz aktuell Vampir lesen, weil diese Elemente ausgeschlachtet werden ohne Ende. Deshalb kann man sie ja trotzdem in seine Geschichte integrieren wenn man einen guten Weg findet :)
 
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geschmackssache, was "vergleichbar" heißt, gibt genug bücher, die oft noch hunderte seiten mehr haben, noch mehr völker und chars beinhalten und noch "epischer" enden. beispielsweise "mordants not", was kein schwein erkennt, aber bei deinen kriterien würds dann doch zutreffenn ;) erfolg gibt sich selbst recht, die phantasie alleine reicht nicht, es muss auch einen nerv beim publikum treffen.

und trivial würde ich nicht sagen. alleine schon die ganzen gedichte und lieder geben ne höhere tiefe, von der irren personenvielfalt mal abgesehen ^^

beim rest muss ich dir als kommunikationswissenschaftler aus prinzip widersprechen, es gibt massig unentdecktes und kaum benutztes, der punkt ist nur: das publikum verlangt einerseits nach neuem, andererseits muss die handlung dennoch innerhalb ihrer gestigen welt so schnell und klar wie möglich verständlich, das heißt: bearbeitbar, sein und das schränkt die möglichkeiten erheblich ein und lässt abwegiges weiterhin nische sein. die kompatiblen sachen sind allerdings für fleißige rezipienten in ihrer gesamtheit wirklich größtenteils an und für sich ausgeschöpft und können primär in ausgestaltung, anordnung und charauswahl differenziert werden. was immer noch millionen möglichkeiten offen lässt, aber neues bzgl der storygestaltung hat es WEITAUS schwerer als "gameplay" bzw char-ideen.
 
Ja danke, dass hast du wirklich nochmal Gut und Differenziert erklärt. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Bleibt noch zu sagen dass ich auch kein neuer Tolkien sein will, sondern er mich motiviert hat, mir an seiner Geschichte ein Vorbild zu nehmen. Da wird ja leider des öfteren verglichen. "Ein neuer Tolkien" oder "so Gut wie der Herr der Ringe"(solche Behauptungen sind viel zu inflationär). Geschichten sollten ihren eigenen Charme aufweisen, egal ob die Sachen jetzt schon Mal da waren oder auch nicht.

Ich sage einfach mal, wenn eine große Werbemaschinerie hinter einem Werk steht steigen die finanziellen und populären Chancen eines Werkes doch beträchtlich. Aber meine Kriterien sind wirklich nicht so von kommerzieller Natur :)
 
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und ich bleibe dabei, spontan is supi :kruemel: gestern ma spontan was begonnen, aus lust an der freude heraus und ich trau mir da zweifellos zu 200 buchseiten mit zu füllen ^^

falls wer interesse hat:



Feenstaub und Baldrian



Es war eine dunkle und nebelige Nacht, in der man die Hand vor Augen nicht sah und unheilvolle Schemen die Landschaft unsicher machten. Natürlich handelte es sich nur um Tiere, aber keiner würde es wagen sich umzudrehen. Nicht nachdem, was dem alten Jim letztes Jahr passiert war, als er den Fluch der Mühle auf sich gezogen hatte und….


So beginnen tolle Gruselgeschichten und jeder professionelle Banshee wünscht sich einen solchen Auftritt. Leider war es, an dem Abend unserer Erzählung, der ganzen Laternen wegen, überhaupt nicht finster und das Einzige was die Sicht erschwerte, war der umweltverpestende Auspuff eines alten Wagens. Auch auf Vollmond oder zumindest verteufelten Neumond musste man verzichten, es war nicht der 29. Februar und kein, nur alle 500 Jahre erscheinender, blutroter Komet weit und breit. Dennoch steht uns eine erschreckende Geschichte bevor, die das Blut in ihren Adern zu schmackhaften Eiswürfeln verarbeiten wird. Das, bereits erwähnte Auto, fuhr also in jener, überhaupt nicht so nebeligen und von Halbmond (eher 40%-Kugel!) dürftig beschienenen Nacht, über schlecht gepflegte Landstraßen und erreichte einen gar nicht mehr so unheimlich wirkenden Wald mit vielen überaus ungefährlichen Eulen. Wie sie sehen, können ehrliche Menschen unmöglich Lagerfeuer-Stimmung und garantierte Alpträume erzeugen. Zu viele harmlose Informationen ruinieren nur die Atmosphäre. Der Besitzer des Wagens ist bereits seit mehreren Stunden unterwegs und pfeift ein fröhliches Lied. Mehrere europäische Staaten hätten den Text als sexistisch, homophob und chauvinistisch verklagt, aber zumindest die Melodie ist fröhlich.

In der Mitte des Waldes, wo die Anzahl der Wurzeln zunimmt und viele Äste das Licht verbergen, steht plötzlich jemand auf dem Weg. Das Lenkrad, das bisweilen dazu neigt aus der Fassung zu fallen, wird herumgerissen und einige, auch ziemlich fröhliche, Flüche ausgestoßen. Wie durch ein Wunder, wird keiner der beiden Beteiligten verletzt und die Vielzahl der zerquetschten, zerteilten und verschütteten Kleintiere interessiert uns nicht für den weiteren Verlauf. Zwar ist im ohnehin absplitternden Lack nun eine weitere Delle, aber da er nicht der Besitzer ist, kann der rothaarige Fahrer damit leben. Langsamen Schrittes nähert sich die schattenumwobene Gestalt und ruft „Hey“. Im Lichte des noch nicht zersprungenen Scheinwerfers offenbart sich dann ein schreckliches Bild. Auf einem karierten Flanellhemd und verwaschenen Jeans sitzt ein Kopf voller Haare. Keine Formen, keine Mimik, nichts ist hinter diesem vitalen Teppich zu erkennen. Unsere Hauptfigur, deren Kleidung eher an „heruntergekommenen Makler“ erinnert, würde über solche Dinge nur lachen, wenn sie denn lachen könnte und hält sich stattdessen davon ab, dem Neuzugang einen Knochen zu zuwerfen.

„Werwolf?“

„Ha, an sowas glauben sie? Ich leide an Hypertrichose“, verkündete der Behaarte, „und wir haben beide verdammtes Glück, Partner. Kann ich ihnen helfen? Ihr Wagen liegt glaub ich im Schlamm…hat hier seit Tagen durchgeregnet.“

„Nur wenn sie ne Zigarre haben, „Partner““, scherzte der Fahrer und durchstöberte sitzend seine Taschen. „Was machen sie eigentlich mitten in der Nacht auf einer verlassenen Straße?“

Keine einzige Kubanische mehr da? Was für eine Tragödie und wie sollte er nun hinunterkommen? Ein sanftes Klicken deutete an, dass es vielleicht besser war den Kopf wieder zu heben.

„Naja, warten – und danach einfältige Stadtbewohner überfallen“, wurde dem Süchtigen mit einem breiten Grinsen mitgeteilt. Ein Wolfsmensch, der einen Überfall mit einer Pistole verübte? Dutzende Vertreter des Fantasygenres würden sich eher die Hände brechen, als ein solches Szenario zu verwenden. Was für eine beschissene Nacht und nicht einmal ein echter Lukaner. Das Opfer richtete seine blaugrauen Augen in Richtung des Laufes, zuckte mitleidig mit seinen Schultern und lächelte. Scharfe spitze Zähne, deren Enden im fahlen Mondlicht glänzten und „Durst“ verkündeten, wurden sichtbar. Und dann passierten, wie immer, mehrere Bewegungen gleichzeitig. Während der nächtliche Angreifer, in hellem Entsetzen, nach hinten sprang und dabei über eine Wurzel stolperte, stieg der Vampir aus dem Auto aus, wischte zwei Zecken aus seinem Gesicht und bemerkte nur nebenbei, dass die Waffe abgefeuert wurde. Der verhinderte Dieb robbte panisch weiter rückwärts über den schlammigen Boden und befasste seinen Hals.

„DA! DAAA!“, schrie er und etwas Neues durchblitzte die untaugliche Nacht.

„Was ist das?“

„Ein Kreuz…ein echtes Silberkreuz. Bleib zurück du Bestie, wenn dir deine unsägliche Existenz lieb ist.“

„Hey“, rief der Kettenraucher empört, als er näher schritt „Hunde gewinnen normalerweise auch keine Schönheitswettbewerbe und ….AHH.“

„Ich sagte es doch! Das Kreuz wirkt!“

Zitternd fiel der Blutsauger vor dem anderen Mann auf die Knie und starrte ihn ungläubig an. „Da…da…sind Rostflecken. Das heißt es ist kein Silber. Etwas mehr Stil bitte.“

Nur den ertränkten Bruchteil einer Sekunde später, war er auf der Höhe des Halses seines haarigen Opfers öffnete den Mund weit ….und versenkte dessen vermeintlichen Hinterkopf (Versuchen sie bei einer Fellkugel oben und unten zu finden!) im Schlamm.

„Buh!“

Nachdem der Kriechende noch einen Tritt in den pelzigen Jeanshintern bekommen hatte, wurde von ihm abgelassen. Das Torkeln wurde bald zu einem panischen Rennen und dann konnte man nur noch einen abscheulichen Angstschrei in der Ferne hören, der zumindest auch ein bisschen nach Jaulen klang. Was für abgehalfterte Gestalten die Nacht doch bevölkerten.

Müde und gelangweilt ging der Fahrer zurück in sein steckendes Auto und spuckte die falschen Zähne aus. Dümmlich genug, dass er sich als Vampir ausgeben musste, diese extrovertierten Wichtigtuer waren ohne ihre Magie allesamt Langeweiler und hatten ihn bisher 3 Freundinnen ausgespannt. Und eine verfluchte Kugel im Knie als Draufgabe. Stahl bedeutete tagelange Schmerzen und Unannehmlichkeiten bei der Harnabgabe.

„Wo sind meine Zigarren, Cindy?“, schnaufte er resignierend. Ohne jede Vorwarnung, wie glitzernder Staub oder unheimliche Blitze, erschien eine kleine, beinahe winzige, Frau auf dem Lenkrad, deren Kleidung an eine Mischung aus Nonne und viktorianischer Königin erinnerte. Tadelnde Augen musterten ihn kühl.

„Du hast mir versprochen, nicht mehr zu rauchen, Reginav.“

„Und du, mich vor Unglück zu warnen – ich glaube wir sind quitt.“

„Wir sind keinem bösen Geist und keinen Refrigator begegnet, also halte ich mich an meinen Teil.“ Reginavs Lippen formenten einen Schmollmund, bevor die Pupillen sich eisblau verfärbten.

„Vielleicht sollte ich dich stattdessen trinken.“, drohte eine weitaus tiefere Stimme als zuvor.

„Das wagst du nicht“, antwortete die Zwergin und verdrehte die Augen. „Du weißt genauso sehr wie ich, dass Succubi auf mein Blut allergisch reagieren. Von mir aus kannst du aber gerne den Rest deiner Tage in Enthaltsamkeit verbringen.“

„Sch….ade. Okay, okay, okay. Entschuldigung, Ma’am.“, wich der Seelenfresser zurück und zog seinen alten Cowboyhut über den Kopf, als das Leuchten wieder verblasste.

„Weck mich, falls eine Schwarze Frau oder ein Schokoladengott vorbeikommt – Nacht.“

„Schöne Träume“, murmelte die Zwergin, die eigentlich eine imaginäre Fee war und wurde wieder unsichtbar.

Dutzende Geister von unterschiedlichen Wesenheiten, aus verschiedensten Dimensionen, mit unzählbar vielen Gliedern und manchmal bis zu 8 Geschlechtern, zogen in den nächsten Stunden an dem Wagen vorbei. Ziellos und ruhelos. Und als es dann auch noch zu regnen begann und ein grausamer Wind unheilvoll durch hohle Äste quietschte, kam die Geschichte ihrer Rolle doch noch nach und der Mann fand seine verdiente Ruhe. Und die Art von Träumen, die Cindy entsetzt hätten. Bedauerlicherweise hatten Feen nie einen Wunsch frei.

 
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Was ich immer am erschreckendsten/faszinierendsten finde, ist wie erdachte Figuren an Eigendynamik gewinnen. Sind sie am Anfang meist noch eine grobe Sinneskette aus kongruenten Zügen, werden sie langsam zu richtigen runden, dynamischen und 'eigenständigen' Figuren.
Klinkt auf den ersten Blick natürlich ein bisschen leicht realitätsfern, aber ich denke die meisten, die über Jahre hinweg an Figuren gesessen sind, werden nachvollziehen können was ich meine.
Zumal ja in jede Figur ein bisschen eigene Persönlichkeit bzw. Nachvollziehbarkeit mit ein fließt.

Unheimlich krass wenn man merkt, dass man da mal 'eben so' eine Figur erschaffen hat, die tatsächlich so auf der Welt existieren könnte.
 
und ich bleibe dabei, spontan is supi :kruemel: gestern ma spontan was begonnen, aus lust an der freude heraus und ich trau mir da zweifellos zu 200 buchseiten mit zu füllen ^^

falls wer interesse hat:



Feenstaub und Baldrian

Es war eine dunkle und nebelige Nacht, in der man die Hand vor Augen nicht sah und kein Mann es wagte sich umzudrehen.
So beginnen tolle Gruselgeschichten und jeder professionelle Banshee wünscht sich einen solchen Auftritt. Leider war es wegen der ganzen Laternen überhaupt nicht finster und das Einzige was die Sicht erschwerte, war der umweltverpestende Auspuff eines alten Wagens. Auch auf Vollmond musste man verzichten, es war nicht der 29. Februar und kein, nur alle 500 Jahre erscheinender, blutroter Komet weit und breit. Das, bereits erwähnte Auto, fuhr also in jener, überhaupt nicht so nebeligen und von Halbmond dürftig beschienen Nacht, über schlecht gepflegte Landstraßen und erreichte einen gar nicht mehr so unheimlich wirkenden Wald. Wie sie sehen, können ehrliche Menschen unmöglich Lagerfeuer-Stimmung und garantierte Alpträume erzeugen. Zuviele Informationen ruinieren nur die Atmosphäre.

Der Besitzer des Wagens ist bereits seit mehreren Stunden unterwegs und pfeift ein fröhliches Lied. Mehrere europäische Staaten hätten den Text als sexistisch, homophob und chauvinistisch verklagt, aber zumindest die Melodie ist fröhlich. In der Mitte des Waldes, wo die Anzahl der Wurzeln zunimmt und viele Äste das Licht verbergen, steht plötzlich jemand auf dem Weg. Das Lenkrad, das bisweilen dazu neigt aus der Fassung zu fallen, wird herumgerissen und einige, auch ziemlich fröhliche, Flüche ausgestoßen. Wie durch ein Wunder, wird keiner der beiden Beteiligten verletzt und die Vielzahl der zerquetschten, zerteilten und verschütteten Kleintiere interessiert uns nicht für den weiteren Verlauf. Zwar ist im ohnehin absplitternden Lack nun eine weitere Delle, aber da er nicht der Besitzer ist, kann der Fahrer damit leben. Langsamen Schrittes nähert sich die schattenumwobene Gestalt und ruft „Hey“.

Im Lichte des noch nicht zersprungenen Scheinwerfers offenbart sich ein schreckliches Bild. Ein Kopf voll von Haaren, dessen Konturen kaum zu erkennen sind und der Phantasie unendlichen Freiraum einordnen. Unsere Hauptfigur würde über solche Dinge nur lachen, wenn sie denn lachen könnte und hält sich stattdessen davon ab, dem Neuzugang einen Knochen zu zuwerfen.

Stattdessen fragt eine ziemlich heisere Stimme: „Werwolf?“

„Ha, an sowas glauben sie? Ich leide an Hypertrichose“, verkündete der Behaarte, „und wir haben beide verdammtes Glück, Partner. Kann ich ihnen helfen? Ihr Wagen liegt glaub ich im Schlamm…hat hier seit Tagen durchgeregnet.“

„Nur wenn sie ne Zigarre haben, „Partner““, scherzte der Fahrer und durchstöberte sitzend seine Taschen. „Was machen sie eigentlich mitten in der Nacht auf einer verlassenen Straße?“
Keine einzige Kubanische mehr da? Was für eine Tragödie und wie sollte er nun hinunterkommen? Ein sanftes Klicken deutete an, dass es vielleicht besser war den Kopf wieder zu heben.

„Naja, warten – und danach einfältige Stadtbewohner überfallen“, wurde dem Süchtigen mit einem breiten Grinsen mitgeteilt.
Ein Wolfsmensch, der einen Überfall mit einer Pistole verübt? Dutzende Vertreter des Fantasygenres würden sich eher die Hände brechen, als ein solches Szenario zu verwenden. Was für eine beschissene Nacht und nicht einmal ein echter Lukaner. Das Opfer richtete seine blaugrauen Augen in Richtung des Laufes und zeigte sein spezielles Lächeln. Scharfe spitze Zähne, deren Enden im fahlen Mondlicht glänzten und „Durst“ verkündeten. Dann passierten, wie immer, mehrere Bewegungen gleichzeitig, die normalerweise nur in Zeitlupe verarbeitet wurden. Während der Angreifer, in hellem Entsetzen, nach hinten sprang und dabei über eine Wurzel stolperte, stieg der Vampir aus dem Auto aus, wischte zwei Zecken aus seinem Gesicht und bemerkte nur nebenbei, dass die Waffe abgefeuert wurde. Der verhinderte Dieb robbte panisch weiter rückwärts über den schlammigen Boden und befasste seinen Hals.

„DA! DAAA!“, schrie er und etwas Neues durchblitzte die untaugliche Nacht.
„Was ist das?“

„Ein Kreuz…ein echtes Silberkreuz. Bleib zurück du Bestie, wenn dir deine unsägliche Existenz lieb ist.“

„Hey“, rief der Kettenraucher empört, als er näher schritt „Hunde gewinnen normalerweise auch keine Schönheitswettbewerbe und ….AHH.“

„Ich sagte es doch! Das Kreuz wirkt!“

Zitternd fiel der Blutsauger vor dem anderen Mann auf die Knie und starrte ihn ungläubig an.

„Da…da…sind Rostflecken. Das heißt es ist kein Silber. Etwas mehr Stil bitte.“

Nur den ertränkten Bruchteil einer Sekunde später, war er auf der Höhe des Halses seines haarigen Opfers öffnete seinen Mund weit ….und drückte den vermeintlichen Hinterkopf (Versuchen sie bei einer Fellkugel oben und unten zu finden!) kräftig in den Schlamm.

„Buh!“

Nachdem der Kriechende noch einen Tritt in den pelzigen Jeanshintern bekommen hatte, wurde von ihm abgelassen. Das einsetzende Torkeln wurde bald zu einem panischen Rennen und dann konnte man nur noch einen abscheulichen Angstschrei in der Ferne hören, der zumindest auch ein bisschen nach Jaulen klang. Was für abgehalfterte Gestalten die Nacht doch bevölkerten. Müde und gelangweilt ging der Fahrer zurück in sein steckendes Auto und spuckte die falschen Zähne aus. Dümmlich genug, dass er sich als Vampir ausgeben musste, diese extrovertierten Wichtigtuer waren ohne ihre Magie allesamt Langeweiler und hatten ihn bisher 3 Freundinnen ausgespannt. Und eine verfluchte Kugel im Knie als Draufgabe. Stahl bedeutete tagelange Schmerzen und Unannehmlichkeiten bei der Harnabgabe.

„Wo sind meine Zigarren, Cindy?“, schnaufte er resignierend. Ohne jede Vorwarnung, wie glitzernder Staub oder unheimliche Blitze, erschien eine kleine, beinahe winzige, Frau auf dem Lenkrad, deren Kleidung an eine Mischung aus Nonne und viktorianischer Königin erinnerte. Tadelnde Augen musterten ihn kühl.

„Du hast mir versprochen, nicht mehr zu rauchen, Reginav.“

„Und du mich vor Unglück zu warnen – ich glaube wir sind quitt.“

„Wir sind keinem bösen Geist und keinen Refrigator begegnet, also halte ich mich an meinen Teil.“ Reginavs Lippen formenten einen Schmollmund, bevor die Pupillen sich eisblau verfärbten.

„Vielleicht sollte ich dich stattdessen trinken.“, drohte eine weitaus tiefere Stimme als zuvor.

„Das wagst du nicht“, antwortete die Zwergin und verdrehte die Augen. „Du weißt genauso sehr wie ich, dass Succubi auf mein Blut allergisch reagieren. Von mir aus kannst du aber gerne den Rest deiner Tage in Enthaltsamkeit verbringen.“

„Sch….ade. Okay, okay, okay. Entschuldigung, Ma’am.“, wich der Seelenfresser zurück und zog seinen alten Cowboyhut über den Kopf, als das Leuchten wieder verblasste.

„Weck mich, falls eine Schwarze Frau oder ein Schokoladengott vorbeikommt – Nacht.“

„Schöne Träume“, murmelte die Zwergin, die eigentlich eine imaginäre Fee war und wurde wieder unsichtbar.

Dutzende Geister von unterschiedlichen Wesenheiten, aus verschiedensten Dimensionen, mit unzählbar vielen Gliedern und manchmal bis zu 8 Geschlechtern, zogen in den nächsten Stunden an dem Wagen vorbei. Ziellos und ruhelos. Und als es dann auch noch zu regnen begann und ein grausamer Wind unheilvoll durch hohle Äste quietschte, kam die Geschichte ihrer Rolle doch noch nach und der Mann fand seine verdiente Ruhe. Und die Art von Träumen, die Cindy entsetzt hätte. Bedauerlicherweise hatten Feen nie einen Wunsch frei.

Liest sich so eigentlich recht cool. :D

Ich hatte erst die Nacht letztens wieder einen Anflug... dabei rausgekommen ist die rohe Version eines Pathoses der als Monolog von einem meiner Lieblingscharakteren gesprochen wird.

"Und an Tagen wie diesen bis ans Ende der Zeit. Das Schicksal ruft nicht, der Richter urteilt nicht. Es zwingt sich auf. Mit der eisernen Maske seiner Selbst beraubt, wandelt sich das Wesen einer Person. Einst Ritter, jetzt Jäger. Einst Recht streitend, nun Urteil sprechend. Die Moral verdirbt den Menschen und lässt das Dunkle wachsen... die Kirche Unrecht sprechend über die eigenen Lämmer fordern sie den Tod heraus und sich im Schutze ihres Gottes sühnend. Die, die sie Fürchten, zur Stille und Leid gezwungen, ......doch formen sie ihren eigenen Untergang... das stählerne Gesicht, nimmt die menschlichen Grenzen, und offenbart den einzig Wahren. Einst Ritter, jetzt Henker. Einst Engel, jetzt Dämon. Einst Mensch, jetzt Monster. Oh Calisto meine Heldin, fürchte dich nicht... Gott sieht nicht hin und lässt gewähren, so lass auch du mich gewähren. Schliesse die Augen und Weine nicht um mich. Weine um die... die sich dieser Hure bedienten und für die, die jetzt ihren Lohn dafür erhalten..."​
Wo ich auch schon wieder über die Eigendynamik meines Charakters nachdenken muss, wie Xander es erwähnt hatte. Wer den Monolog oben genau liest, wird auch nach meiner vorhergegangenen Charakterbeschreibung wissen um was es geht. Wenn ich bedenke das ich am Anfang nur einen Ritter geplant hatte, der seine Tugenden verloren hat und im inneren Zwist mit sich selbst ist... ist die Figur an sich jetzt schon zu einer meiner "Galeonsfiguren" geworden, die eigentlich gar nicht im Mittelpunkt steht. Dennoch... viele Figuren sind manchmal in einer Geschichte wichtiger, als die Geschichte selber. Eine gute dargestellte Figur mit logischen und nachvollziehbaren Background und Gründen für sein tun, kann einen Leser ja weit aus besser an die Story binden als die Story selbst. Selbst wenn man eine schlechte Story hat (wie im Film) kann der richtige Schauspieler Maßstäbe setzen und das Publikum mitreissen. :)
 
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Ich hätte zwar eine grobe Skizze für eine Geschichte im Kopf, mit der ich sicher mehr 300 Seiten füllen könnte, jedoch fehlt es mir an den folgenden drei Dingen:

Zeit, Lust und Hingabe.

:kruemel:
 
Ich bastel gerade n alten Text von mir um und warum sollt ich net gleich auch paar Andere damit langwei...öh beglücken :)

Kapitel 1) Glanz und Schwefel

Lautlos schwebte die Maschine über das glänzende Lichtermeer, sanft ihrem Ziel entgegen. Lukar bestaunte die vielen hohen Häuser aus dem kleinen Fenster, ohne zu gaffen. Zwar war er noch nie in einer so großen Stadt gewesen, aber nicht jeder musste ihm als Landei erkennen. Sein Sitznachbar, Mitte 50 und Halbglatze, würdigte die Aussicht keines Blickes und vergrub die Nase tief in einem Bericht über gestohlene Taschenlampen. Überschrift: „Polizei tappt im Dunkeln.“ Majestätische Türme glitten an Lukar vorbei, schienen im Dunkel der Nacht wie entstellte Riesen. Vor wenigen Jahrzehnten noch, wäre dem jungen Russen dieser Anblick verwehrt worden, aber die neuen Möglichkeiten zur Lärm- und Schmutzreduzierung ermöglichten aerodynamisches Sightseeing. Moskau hätte ihn sicherlich genauso sehr beeindruckt, aber der Studentenaustausch dort war auf Jahre hinaus ausgebucht. Und verglichen mit der Reise von seinem Heimatdorf nach Europa, war der Weg nach Wien nur noch ein Katzensprung.

„Wunderschön“, murmelte er verträumt, mit dem leblosen Akzent einer Person, die sich ihren Akzent abtrainiert hatte.

„Von wegen“, brummte der Alte, ohne seine Zeitung aus der Hand zu legen. „Von oben schaut’s ganz nett aus, aber wenn man erst einmal zwischen den ganzen Lichtern da unten steht, ist es nur eine riesige Menge an Schmutz, lauten Kindern und viel zu teurem Essen. Und natürlich die Teufel….“

„Teufel?“, erkundigte sich Lukar geistesabwesend. Sein Interesse an einer Unterhaltung war kurz vor der Landung nicht sonderlich hoch.

„Ja. Die Regierung verschweigt es natürlich, aber inzwischen weiß doch jeder, dass wir hier Dämonen haben. Wie in allen Großstädten. Keine freundlichen Besucher mit ein paar Händen mehr, wie man sie an jeder Würstelbude trifft. Schreckliche Gestalten, aus anderen Dimensionen, die ihre Form wechseln und sich von unserem Blut ernähren.“

Der junge Tourist unterdrückte einen mitleidigen Blick und hoffte dass niemand sonst dem Unsinn zuhörte.

„Die Dimensionstheorie ist doch nichts mehr als ein Gerücht. Eine wackelige Theorie, aufgestellt von Wissenschaftlern, denen sonst niemand mehr zuhört. In ihrem Alter sollten sie nicht mehr an Märchen glauben.“

„Pah, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, brummte der Andere beleidigt und biss in einen Apfel. Vielsagende und beleidigte Andeutungen schienen ein unsterbliches Vorrecht des Alters zu sein.

Ebenso lautlos wie sie aufgestiegen war, setzte die Maschine nun gemächlich zur Landung an und verlor mehrere Hundert Meter. Die Insassen spürten jedoch, durch die künstliche Druckminderung, kaum etwas und nutzten die Zeit für gewagtere Schnappschüsse Lukar richtete sich auf, ließ einige Knochen knacken und griff nach seinem Handgepäck. Der kleine Koffer war in einer über ihm gelegenen Vertiefung festgeschnallt und erfüllte die Größenanforderungen genau. Vielleicht sogar etwas zu genau, denn als der Tourist an der Halterung zog, passierte erst einmal überhaupt nichts. Stille Flüche umspielten seine Lippen und unangenehme Erinnerungen wurden reaktiviert. Zum Beispiel die Sache mit dem Mädchen, das ihn immer für eine kraftlose Bohnenstange hielt…. Beseelt von neuem Mut umfassten nun beide Hände das verflixte Gepäckstück, welches sich glücklicherweise endlich löste. Vielleicht hatte das Schicksal aber auch nur auf den richtigen Moment gewartet, denn aufgrund des unerwarteten Rucks, stolperte Lukar nach hinten und knallte, mitsamt seinem Koffer, unsanft gegen eine junge Frau. Rotbraunes Haar und glänzende Sterne erfüllten die Luft.

„Mist…entschuldigen Sie“, stammelte der Verunfallte und rieb sich den Schädel. Weniger originelle Geschichten würden an dieser Stelle Vergleiche mit den Folgen von Wodka-Genuss ziehen. Überraschenderweise folgten weder Schreie noch empörte Gesichter und erst jetzt registrierte er, dass die Frau nicht umgefallen war. Im Gegenteil, sie schien es nicht einmal für nötig befunden zu haben, sich überhaupt um zu drehen. Und hier konnte ein schöner Rücken mehr als nur entzücken. Gemächlich stand Lukar auf und schüttelte seinen Besitz vorsichtig. Das reißende Klirren verhieß nichts Gutes, aber ein paar zerbrochene Tassen waren einer Klage wegen Körperverletzung allemal vor zu ziehen. Speziell dann, wenn er die Stadt noch nicht einmal betreten hatte. Außerdem konnte er das hässliche Porzellan seiner Mutter eigentlich noch nie leiden. Inzwischen war das Flugzeug beinahe zum Stehen gekommen und der Massenexodus zum Ausgang begann. Da der Tourist nicht viel von engem Körperkontakt hielt, setzt er sich wieder hin und beobachtete, desinteressiert, das graue Panorama des nächtlichen Flughafens.

Die Monotonie von Grau und Schwarz wurde nur von einigen gelben Kraftfahrzeugen unterbrochen, die scheinbar ruhelos auf dem Vorplatz ihre Runden drehten, Passagiere einsammelten und Ersatzteile ablieferten. Das vollkommene Gegenteil zu der pulsierenden Show aus goldenen und silbernen Lichtern, die Wien aus der Luft darstellte. Mit einem Male wurde die aufgeregte Schlange noch etwas unruhiger und bewegte sich gar nicht mehr. Aus den Augenwinkeln erkannte Lukar, dass die Rothaarige, deren Nähe er unglücklicherweise gesucht hatte, bei der ID-Kontrolle stand. Scheinbar gab es ein Problem, was bei der modernen Technik jedoch nicht ungewöhnlich war. Software die mehrfach am Tag verbessert wurde, bedeutete eine endlose Fehlerquelle und für den Normalbenutzer war es unerheblich, ob seine Anreise durch einen Virus oder menschliches Versagen erschwert wurde. Viel überraschender war es, als das zierliche Mädchen den stämmigen Kontrolleur einfach zur Seite stieß. Abenteuerlich wurde es, als sie die fünf Meter hohe Gateway einfach hinab sprang. Als sie dann anfing zu laufen nur Momente später von einem tonnenschweren Lieferwagen überfahren wurde – dass konnte man wohl bizarr nennen. Direkt vor Lukas Fenster. Grau vermischte sich mit Gelb und einem knalligen Rot. Und für einen kurzen Moment war das Bild noch lebendiger, noch intensiver als die gesamte Skyline der Großstadt.

„Ich hab‘s ja gesagt“, flüsterte der Alte vor sich hin, „alles Verrückte. Alle.“
 
Gelesen. Schöner Text, kommt dir sowas spontan oder hast du ein größeres Projekt?

Ich schätze mal das Mädchen hat nicht überlebt? :kruemel:
 
ist der neu eingefügte prolog zu meinem zweiten romanprojekt, dass eigentlich schon 30 A4-Seiten hatte, ich damit aber iwie net glücklich wurde, also wird radikal umgebaut :muhaha:

aber danke für das lob :) wenn ich schon dabei bin...chapter 2 ^^


Kapitel 2) Lunia
„Pest, Teufel und Tod!“ Ein weiterer, überaus strapazierfähiger, Bogen Gummipapier wurde genommen, genau fünfmal gefaltet und brutal zerrissen. Kurz darauf traten die Reste ihren letzten Gang in einen speziellen Müllschlucker an, dessen schwarzes Loch Recycling überflüssig machte. Zwar war immer noch nicht ganz klar, ob diese Methode den Unrat wirklich beseitigte oder nur in eine andere „Welt“ abschob. Doch solange keine betreffende Beschwerde, in dreifacher Ausfertigung, auf den Tisch des zuständigen Beamten kam, beschloss man diese abstrakte wissenschaftliche Frage nicht genauer zu behandeln. Mit einem kurzen Zischen verabschiedeten sich die wenigen und vollkommen wertlosen Buchstaben in einen, beinahe, sicheren Tod und ein weiteres leeres Blatt wurde ausgebreitet. Natürlich wäre es einfacher gewesen, den vorherigen Bogen wiederz zu löschen, ohne das es jemand gemerkt hätte. Gummipapier war ohne Probleme abwaschbar und konnte somit mehrfach verwendet werden. Aber SIE hätte es gewusst und das reichte völlig aus, um zu radikalen Schritten zu greifen.

Perfektion entstand nicht durch stundenlanges Herumprobieren, sie war einfach da. Zumindest hatte das mal jemand zu ihr gesagt, an den sie sich momentan nicht erinnern konnte. Langsam kühlte ihr Kopf wieder ab und auch die kleinen Hörner verschmolzen ein weiteres Mal mit der Schädelplatte. Was wiederum zu tagelanges Kopfweh führen würde, aber das war nun zweitrangig. Der Stift, aus echter Ujral-Leber, wurde wieder gezückt und zauberte neue Wörter, um die Nacktheit des Gummis zu beenden. Die Buchstaben wurden dabei nicht etwa geschrieben, eher flossen sie aus der Feder, kaum dass der Besitzer an sie gedacht hatte. Eine Methode, die ein gewisses Maß an Privatsphäre erforderte und ein Maximum an persönlicher Kontrolle. Eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Schülern musste dabei schmerzlich erfahren, dass sich die hohe Tugend der Wahrheit nicht immer auszahlte. Beispielsweise dann, wenn die Beantwortung einer Prüfungsfrage plötzlich die Privatmeinung über das Dekolleté der Dozentin beinhaltete.

Ein sanftes „Fsch“ kündigte an, dass das gesamte Blatt gefüllt und der Rest der Tinte wieder eingefroren wurde. Kritische Augen huschten, voll Befriedigung, nach oben und stellten nur zwei Sekunden später fest, dass bei diesem Versuch der Zwischentext nicht kursiv war. Schwefel stieg vom Boden auf und Holsan hörte ein Knurren, welches unmöglich von einem intelligenten Wesen stammen konnte. Gefolgt von einem weiteren Zischen des Schwarzen Loches. Nicht das er irgendwelche Vorurteile gehabt hätte – Gott (an den er im Übrigen nicht glaubte) behüte. Dennoch fühlten weder er noch seine Kollegen sich wohl, wenn die „Neue“ im Raum war. Wesen mit Fell machten keine Probleme, andere Farben waren ebenfalls willkommen und wenn es mal ein paar Augen mehr gab: Das konnte in seinem Beruf nur von Vorteil sein! Holsan war all die Jahre lang, 7 um genau zu sein, ein sehr glücklicher Journalist gewesen, aber im Moment dachte er zum ersten Mal daran, den Job zu wechseln.

Auf den ersten Blick war mit Lunia eigentlich alles okay. Abgesehen von dem Detail, dass ihr Name die Abkürzung eines ekelerregend langen Wortes war. Dessen einmalige Aussprache beinahe Holsans Synapsen verknotet hätte. Zwanzig Stunden am Tag sah sie wie ein Mensch aus, hatte aufgrund einiger „Implantate“ nie Sprachprobleme gehabt, konnte jede Aufgabe mehr oder weniger erfüllen und verzichtete auf Blutopfer. Weder sein Chefredakteur, noch der Geschäftsführer, hatten aber jemals erwähnt, wo sie eigentlich herkam. Alleine die Vorstellung, wie ein solcher Planet wohl beschaffen sein musste, bereitete dem stämmigen Mann jedoch Panik. Sobald die „Praktikantin“ nämlich das Gefühl von Stress verspürte, machte sie Fehler. Kleine Unsicherheiten, Verschreiber, Details welche man übersehen konnte. Das Problem bestand darin, dass sie sich diese Schwächen selbst nicht verzeihen konnte und man dass, gelegentlich, auch körperlich merkte. Während ihre Haut sich nach einem unnützen Beistrich also rot verfärbte, sprossen Hörner aus dem Kopf und das Atmen wurde schwer. Das Aussehen einer Teufelin, wie aus dem Bilderbuch, samt Flammen und Pferdefuß. Anblicke, die einem spirituellen Mann sicherlich Probleme bereiten können. Holsan hatte allerdings bereits in seiner Schulzeit für sich erkannt, dass die Vorstellung von Himmel und Hölle ziemlich doof waren. Alles Üble und Grausame, zu dem Menschen und alle anderen Rassen in der Lage waren, fügten sie einander bereits hier zu. Wieso also eine weitere Ewigkeit mit diesem Unsinn verschwenden?

Was hingegen die körperlichen Attribute betraf, auch in dem Fall ließe sich das eine oder andere Zyklopenauge zudrücken. Schwefel? Wofür gab es Atemmasken. Flügel? Ein Vorteil bei dichtem Verkehr. Nein, damit wurde der Menschenmann einfach fertig. Das wirkliche Problem mit der Schwarzhaarigen war, dass sie völlig verrückt war. Gaga, schwachsinnig, einen Vogel hatte. Ihre Tassen hatten keinen Sprung, die lockeren Einzelteile ihres Verstandes wurden vielmehr durch Zufall zusammengehalten. Nein, nicht diese Art von Wahnsinn, welche man mit Gummiwänden und Zwangsjacken löste. Viel mehr schienen ihre „Eltern“ vollkommene Neurotiker gewesen zu sein. Wahrliche Experten auf dem Gebiet, sich möglichst viele Ticks anzueignen. Künstler des Makabren und Connaisseurs der Besonderheit. Ihr Auto? Musste im rechten Winkel zu den Begrenzungsstreifen stehen. Sie redete mit keiner anderen Person darüber, aber manchmal sah er ihr minutenlang zu, wie sie experimentierte, ausstieg, nachmaß, wieder einstieg und so weiter. Ihre Kleidung? Frei von jedem erdenklichen Staubfusel und jede Woche eine andere Farbe, inklusive Kontaktlinsen, Unterwäsche und Zungenteint. Ihre Arbeit? Sie war zweifellos überaus engagiert und das fertige Ergebnis brauchte den Vergleich mit ihren Kollegen nicht zu scheuen. Allerdings brauchte sie durchschnittlich fünf Mal so lange wie die anderen Mitarbeiter des Chronik-Ressorts, da sie jeden Artikel circa ein Dutzend Mal schrieb. Irgendein abscheulicher Fehler passierte immer und anstatt ihm einfach auszubessern, begann sie von Neuem. Der Chefredakteur sprach davon, man sollte Leute nicht verurteilen, wenn sie für ihre Fehler „Verantwortung“ übernahmen. Holsan sah in diesem Fall eher einen eklatanten Mangel an Überlebensfähigkeit, ignorierte es aber, solange das verschwendete Papier nicht auf seine Rechnung ging. Was es dennoch tat, da sein Vorgesetzter die Gehälter der gesamten Belegschaft mit den Kosten aufrechnete, dies aber mit der „schwierigen Lage am Anzeigenmarkt“ verschleierte. Und dann erst die BLICKE. Da Lunia durchaus hübsch war, wenn auch nicht Holsans Typ, hatte ein Teil der übrigen Männer anfangs durchaus ein Auge auf die (zumeist) Dunkelhaarige geworfen. Weniger geheuer war, dass die junge Frau auch zurück schaute. Und zwar durchdringend, auf jeden Einzelnen. Mehrfach am Tag und manchmal minutenlang. Warum? Das wusste keiner, aber wenn diese leuchtenden Pupillen auf einem ruhten, wünschte man sich nicht hier zu sein, wenn möglich am andere Endes Universums. Vielleicht war sie paranoid, vielleicht brauchte ihr Gehirn eine Auszeit. Vielleicht untersuchte sie, welche der Männer besonders schmackhaft aussahen. Nein, es war nicht das Knurren …

Auch Schreie waren in einer Redaktion nicht ungewöhnlich. Minutenlang laut die Formel „Pest, Teufel, Tod“ zu wiederholen, fiel aber eindeutig in eine andere Kategorie. Sie hatte ihre Emotionen dann nicht wirklich unter Kontrolle und das passierte zumindest ein halbes Dutzend Mal pro Woche.. Seit Lunia an einen Tag vergessen hatte, die Zeilenabstände in Größe 1,6 zu machen, ging die Eingangstür nicht mehr richtig zu und neugierige Besucher fragten gelegentlich, wie sich dieser seltsame Fußabdruck in den Boden brennen konnte. Der Aspekt, dass die Täterin kurz darauf nach Hause geflogen war, (Da die verbrannten schwarzen Schuhe nicht mehr zum grünen Wochendesign passten!) kam dabei glücklicherweise nie zur Sprache. Nein, der 33-Jährige wusste wirklich nicht, wie lange er hier noch angestellt sein würde und dabei hasste er doch kein anderes Wesen. Sie war nur so…so!

„Mister Kulor?“, holte ihn die zarte Stimme seiner Nemesis in die Realität zurück. Er hatte sie gar nicht kommen hören, so sehr hatte ihn die Sache abgelenkt. Unschuldige lila Augen funkelten Holsan an und ein Blatt lag auf seinem Tisch. „Ist die Geschichte über die Schlägerei in Meidling so in Ordnung?“ Unsicherheit und ein leicht geöffneter Mund besänftigten den Ressortleiter und seine Pupillen überflogen den Text. Prägnant, objektiv und alle Nötige enthalten. Ja, in der Sache war sie gut, auch wenn ein Teil ihrer Rechtschreibung inzwischen überholt war. Doch davon wusste sie nichts und Holsan würde die Person zu monatelangen Reportagen in der Kanalisation verdonnern, welche es wagte ihr ein Wörterbuch zu schenken.

„Ganz ausgezeichnet und sauber wie immer“, antwortete er mit einem, wie er hoffte, ehrlichen Lächeln. Geistig fügte er hinzu, dass 10 Stunden wohl ein neuer Rekord waren. „Das wäre es dann für heute, sie können gehen. Noch einen schönen Abend , Lunia.“

„Wirklich? Bei all den Fehlern hätte ich es vorgezogen zur Strafe noch eine Nachtschicht zu schieben.“

„Wir pflegen hier zu sagen: Irren ist mensc…jedenfalls normal, also gehen sie schon“, konterte er rasch. Momente später war sie, überschwänglich winkend wie immer, verschwunden und der Journalist atmete tief durch. Zwar wirkte sie wie eine Masochistin aber was sie auslöste war eindeutig Sadismus. Als er nach einer Kaffeetasse griff, bemerkte er, dass sich eine komische Substanz auf seinen Fingern befand. Vermutlich hatte sie auf der Rückseite des Artikels geklebt und mit Schock stellte er fest, dass es sich um Blut handelte. Dem der jungen Dame, was die lila Farbe verriet und wodurch, für einen Moment, verräterisch ein Gefühl der Sorge in ihm aufblitzte. „Nein“, wiederholte er geistig, nachdem er sich die Hände gewaschen hatte und den Inhalt mit einem Schluck leerte. Die Frage war nicht, wie lange er noch hier arbeitete, sondern ob er schaffte, seinen Verstand dabei nicht zu verlieren.
 
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Wow, bin echt begeistert. Dein Schreibstil zeugt echt von Humor. Liest sich sehr locker und die vielen Details liest man gerne, weil sie sehr liebevoll gestaltet sind. Erinnert mich ein bisschen an die Artemis Fowl-Reihe von Eoin Colfer, sein Schreibstil empfinde ich ähnlich. Da passieren auch die brutalsten Dinge und sie werden mit Humor so überspielt, dass sie nicht so Grausam wirken.

Wo wir gerade dabei sind. Habe den Thread ja nicht ganz uneingennützig abonniert. Mein hier bereits erwähntes Langzeit- Hobbyprojekt, an dem ich neben dem Studium schreibe, läuft immer noch. Bin nach wie vor dabei, eine Phantasy-Welt zu erschaffen und zu beschreiben. (inkl. Karte) Da will ich erst Rahmenbedingungen schaffen, um eine Geschichte darin einbetten zu können. Das ist wirklich Arbeit, aber sie macht Spaß und man lernt richtig viel dabei, z.B. über Geologie bei der Beschreibung von Lebensräumen und Naturlandschaften. Das aktuelle Hauptdokument in das gerade die meiste Arbeit fließt misst aktuell 52 Seiten.

Eine aktuell gezeichnete Karte besteht aus 12 Din-A4 Seiten. Die Karte muss irgendwie digitalisiert werden. Auf Paint.net ist es mir aber zu undetailliert. Deshalb habe ich mir den Campaign Cartographer 3 gekauft, das Programm ist allerdings ein wenig anspruchsvoller und braucht viel Eingewöhnungszeit. Vor allem die Detailarbeit emfinde ich als ungewöhnlich schwierig. Kennt jemand zufällig noch ein Gutes Programm, mit dem Karten-Kartografieren auch für Laien Gut möglich ist? Wahrscheinlich nicht, aber Fragen tu ich trotzdem ;-)
 
danke danke, so viele freundliche wörter bedeuten mir echt was :blushed: ich bin ja eigentlich für jeden leser dankbar, langfristig brauche ich da sowieos mehr :ugly:

und artemis fowl sagt mir nur vom namen was, aber ja, meine morbide seite verbindet sich gut mit meinem zynisch-tragikkomischen humor - glaub ich werd die bücher ma auf meine todo packen, wenn ich mein aktuellen 4000-seiten-zeug durch habe :-/

zu deinem spoiler...wow :O was für n aufwand und grundgedanken und alles. meinen tiefsten respekt, wenn du schon mehr zeit in planungen steckst, als ich bei dem buch hier bisher überhaupt geschrieben habe. ich hätte nur angst, dass ich dann am ende mich selbst zu sehr begrenzt habe, aber nach wie vor: wow. wie siehts mit setting und co aus? :)
 
Finde Artemis Fowl eine Gute, wenn auch nicht Atemberaubende Reihe. Aber das hängt auch von den persönlichen Präferenzen ab. Dein Schreibstil hat mich trotzdem daran erinnert :)

Das Setting meines Projekts ist High-Fantasy, ein soziales Mittelalter (ohne Schusswaffen, Technik, etc.)mit eigenen Magiegesetzen. Orientiert sich etwas an Mythen und solchen Büchern wie "Der Herr der Ringe" oder "Eragon". Ich habe einfach Spaß daran, eine eigenständige Welt zu erschaffen. Deshalb erst einmal die Sache mit den Rahmenbedingungen. Gerade bin ich dabei die Völker der Welt zu beschreiben und ihnen einen angemessenen Lebensraum zu schaffen (Jetzt bei 54 Seiten). Da habe ich die Rohfassung hoffentlich in ein paar Wochen abgeschlossen. Dann muss die auf Papier gezeichnete Karte digitalisiert werden. Die Gesetzmäßigkeiten der Welt müssen auch noch verbessert und angepasst werden. Die groben Eckpunkte einer Story stehen schon, werden aber auch noch ausgearbeitet. Danach wird sich zeigen, ob ich auch glaubwürdige Charaktere aufs Papier bringen kann, Ideen bestehen natürlich auch schon. Das wird dann aber auch spontan geschehen, denn beim Schreiben der Geschichte kann ich nicht alles vorausplanen, wäre auch irgendwie langweilig und das will ich ja nicht :awesome:

Aber nur weil du es bist stell ich hier mal was im Spoiler Online, aber nur für ein paar Tage. Wenn du dir das geben willst bist du herzlich eingeladen, wenn nicht ist es auch ok. Ist nämlich nicht so kurz. ;-)

Leitlinien-Auf was ich achte!

Zuerst mal eine Erklärung zum besseren Verständnis. Auf meiner Lebens-to-do Liste steht der Punkt „Ich möchte ein Buch schreiben“. Seit längerer Zeit geistern mir schon Ideen für ein Phantasiebuch durch den Kopf. Diese schreibe ich nacheinander auf und langsam ergibt sich daraus ein Gesamtbild. Ich weiß, dass ich kein Schriftsteller bin und deshalb schreibe ich das Buch auch erst einmal im Geheimen nur für mich. Ich arbeite daran so lange, bis ich zufrieden bin. Ob es irgendwann so gut ist, dass auch andere es mal lesen wollen, kann ich jetzt noch nicht sage. Aber ich möchte es versuchen. Es ist weniger ein Projekt für eine kurze Zeit, mehr ein Projekt auf Lebenszeit. Allerdings sei gesagt, dass es sehr viel wichtigere Aufgaben im Leben gibt, deshalb ist es auch ein Hobby, das sich wichtigerem unterzuordnen hat. Mal sehen, was dabei herauskommt. Zum Schreiben dieses Buches habe ich mir eine Leitlinie geschrieben, damit ich nichts vernachlässige. Diese Leitlinien unterliegen wie dem Buch selbst ständig Veränderungen, sie sind quasi eine Rohfassung, die ständig verbessert werden. Also auf was achte ich momentan.

1. Eine Idee – Inspiration und Vorbilder
Es ist wichtig, um ein Fantasybuch zu schreiben, erst einmal Ideen zu haben. Dies ist ein Überbegriff für alle Restlichen Vorgehensweisen. Die Idee wird für alle Eventualitäten aufgeschrieben. Dies umfasst die Idee für eine Welt, für die einzelnen Charaktere, für die Storyline, für einzelne Details. Dabei ist ein Gleichgewicht aus Inspiration und eigenen Ideen sehr wichtig. Ideen für Personen, die Geologie und Gesetzmäßigkeiten der Welt, Völker und Story habe ich oft von Bildern, Videospielen, Filmen, Büchern, aus der Realität usw. Natürlich ist es wichtig, Urheberrechte zu beachten. Ich halte allerdings nicht davon, eine Idee nicht zu verwenden, nur weil sie jemand anders schon hatte. Da all diese Dinge sowieso an die Glaubwürdigkeit des Buches angepasst werden müssen, sind Änderungen schon vorprogrammiert. Ähnlichkeiten sind als Hommage zu verstehen. Es soll eben nicht uninspiriert oder geklaut wirken! Als ein Beispiel: Nur weil in Okami ein weißer Wolf vorkommt, darf in der Geschichte auch ein weißer Wolf vorkommen und von mir aus auch Okami heißen.

2. Die Welt
Zu einem Fantasybuch gehört erst einmal, in welcher Welt spielt das Buch. Diese Geschichte spielt in ihrer eigenen Welt mit eigenen Namen. Dazu gehört:
- Wie sieht der Kontinent aus?
-Welche geologischen Landschaften gibt es denn eigentlich?
- Welche Wetterbedingungen und Naturphänomene spielen sich dort ab?
-Wie hängen die Lebensbedingungen miteinander zusammen?
- Wie sieht es mit der Pflanzen- und Tierwelt aus?
- Welche Naturgesetze gelten für Alle?
- Wie funktioniert denn das Magiesystem?

3. Die Kreaturen
Es gibt in meiner Welt eine Unterscheidung zwischen Wesen und Tieren. Jeder, der die Sprache beherrscht gilt als Wesen. Der Überbegriff für einzelnes Leben lautet Kreatur, sowohl für Wesen als auch für Tiere. In diesem Buch versuche ich etwas Neues, das ich selbst so noch nie gelesen habe. Eine Welt, mit sehr vielen Lebewesen, welche alle ihren Platz in der endlichen Welt haben. Wichtig hierbei ist:
-Welche Völker/Wesen gibt es denn überhaupt?
- Welche Eigenschaften, Eigenarten und welches körperliche Aussehen haben diese?
- Wie werden die Völker durch Naturbedingungen beeinflusst?
- Wie ist das jeweilige kulturelle Gesellschaftssystem aufgebaut?
- Welche Beziehung haben die Wesen der jeweiligen Völker untereinander?
- Welche Beziehungen haben die Völker zueinander?
- Welche Geschichte steckt hinter den Völkern?
- Welche Beziehung hat das jeweilige Volk zur Magie?

4. Die einzelnen Personen
Jede Person ist ein Individuum eingebettet in einem Gesellschaftssystem. Deshalb folgendes?
- Um welche Person handelt es sich
- Wie sieht diese Person denn körperlich aus?
- Welchen Kleidungsstil hat die Person?
- Welche Persönlichkeit und Charaktereigenschaften hat die Person?
- Wie ist die Lebenseinstellung der Person?
- Wie ist die Vergangenheit dieser Person? Das beinhaltet, wie ist die Person aufgewachsen, was hat sie als Kind vermittelt bekommen, Warum ist die Person so wie sie ist?
- Welchen Sozialen Stand hat die Person in der Gesellschaft? Beruf, Familie, Anerkennung etc…
- Wie drückt sich die Person aus? Verbal, Paraverbal und Nonverbal?
- Welche Funktion hat die Person in der Geschichte?
- Welche Rolle spielt sie aktuell?
- Wie ist die Beziehung zu anderen Personen, Völkern…

5. Die Story
Die Ideen bauen aufeinander auf und Bedingen sich gegenseitig. Deshalb die vielen Veränderungen. Eine Zusammenfassung hilft, den Überblick zu behalten.
- Wie ist die Story?
- Welche Zusammenhänge gibt es?
- Welche Geheimnisse werden wann aufgedeckt?
-Was bleibt geheim?
-Wie ist der Spannungsbogen?

6. Die Sprache
Die Namen und die Ausdrucksweisen müssen Glaubwürdig klingen. Natürlich auf die Rechtschreibung und die Grammatik achten. Das ist allerdings erst für später wichtig. Während des Schreibens sollten einige Dinge beachtet werden:
-Ist die Ausdrucksweise angemessen?
- Wie drückt sich die beschriebene Person aus? (Gebildet, Rau, Sicher, Unsicher…)
- Welche Stimmung wird durch die Wortwahl erzeugt? (Dramatisch, Gruselig, Hoffnung, Humor)

Die Völker: Sprache ist hier sehr beschreibend, nicht ganz so humorvoll wie dein Text und du kennst den Gesamtzusammenhang nicht, dient nur als Beispiel :)

Die Unterirdischen
Es gibt einige Völker, die in Höhlen oder Bergen wohnen und sich mit dem Stein und der Erde arrangiert haben. Dazu gehören z.B. die Zwerge, welche ihre Tunnel in die Berge gegraben haben oder die Oni, welche unter anderem in den heißen Bergen von Dargonai ihr Quartier bezogen haben. Die Arach leben in den natürlichen Höhlen unter der großen Dschungelwelt. Auch die Golem haben eine natürliche Beziehung zum Element Stein. Aber alle diese Völker leben nur teilweise unter der Oberfläche und sehen regelmäßig das Tageslicht oder das Licht des Mondes. Anders sieht es bei dem Volk der Gnome aus, denn die leben tief unter der Erde.

Die Gnome- Architekten der Tiefe
Das Wort Gnome stammt entweder von Gnome (=Verstand) oder wahrscheinlicher von Geonomos (=Erdbewohner). Beides ist für diese Wesen zutreffend. Die Gnome leben zum größten Teil tief unter der Erde, wo sie sich durch ihre beeindruckenden Fähigkeiten selbst ihren Lebensraum geschaffen haben oder sie natürliche Hohlräume innerhalb der Erde benutzen. Sie leben hunderte, teilweise tausende Kilometer tief unter der Erde, selbst unter dem Ozean. Niemand an der Oberfläche weiß, wo sich ihre Kolonien und Städte befinden. Ebenso weiß niemand, wie ihr Netzwerk von Tunneln aussieht oder welche der Kolonien miteinander verbunden sind. Gar nicht zu reden davon, welche von den Jahrtausend alten Tunneln noch existieren oder welche bereits eingestürzt sind. Die Gnome bewahren das Geheimnis um den Standort der anderen Kolonien vor außenstehenden, obgleich auch jedes Individuum weit davon entfernt ist, alles zu Wissen.

Von mindestens zwei Kolonien ist bekannt, dass sie sie sich nicht allzu weit von der Erdoberfläche entfernt befinden. Die eine Kolonie befindet sich in den Bergen, in denen auch die Golem heimisch sind. Sie haben ein Bündnis mit den Golem geschlossen und die Architektur der großen Golem- Städte ist den dort lebenden Gnome zu verdanken. Die Gnome dort leben tiefer als die Golem, welche wiederum eher auf den Höhen der Berge zu finden sind. Die Golem beschützen im Gegenzug die oberen Eingänge in die Kolonie der Gnome und bieten ihnen generell Schutz. Dort findet auch ein reger Austausch zwischen Gnomen und Golem statt.
Die zweite bekannte Kolonie befindet sich unter den Bergen im Westen der Steppe.

Der Körper der Gnome ist ziemlich klein. Sie sind etwas kleiner als einen Meter und sie ähneln von ihrem Aussehen etwas einem Maulwurf. Der Spitzname „Maulwurfmenschen“ wird natürlich mal wieder geringschätzig von den Menschen benutzt. Ihr Körper lässt sich am besten als ein kurzer und abgerundeter Zylinder beschreiben. Ihr Bauch hat eine je nach Individuum weiße, braune, graue oder schwarze Färbung. Ihre Beine sind so kurz, dass es so aussieht, als seien die mit Klauen bewährten Füße direkt an den Körper gewachsen. Die Arme sind ebenfalls sehr kurz, aber durch die Gelenke sehr Beweglich. Ihr dunkelbraunes Fell ist mit feinen Tasthaaren übersät, welche die kleinsten Erschütterungen wahrnehmen können, was gerade unter der Erde unabdingbar ist um beim Graben nicht verschüttet zu werden. So können sie beim Graben die verschiedensten Bewegungen wahrnehmen und selbst kleine Insekten aufspüren, welche sie dann mit Vorliebe verspeisen. Ihre Haut selbst ist hart wie Stein, damit sie beim Graben keine Verletzungen davontragen. Um zu graben können sie ihren Kiefer aushängen und sich mit ihren mahlenden Zähnen durch verschiedene Humusschichten graben. Die Erde wird in ihren Darm gefressen und im großen Po Loch nach Hinten mit Druck wieder ausgeschieden, was zuweilen nützlicher Weise mit einem kleinen Turboschub belohnt wird. Nur wer in dem Moment hinter einem Gnome steht wird das nicht so toll finden, Achtung Verletzungsgefahr! Auch ihre fünf scharfen Krallen an den Händen und die drei Krallen an den Füßen helfen ihnen dabei, sich ihren Weg durch das Erdreich zu buddeln. Ihr kurzer Stummelschwanz hilft ihnen wiederum besser, das Gleichgewicht zu halten.

Ihre „Augen“ stellen eine große Besonderheit da. Sie befinden sich unter zwei großen senkrecht verlaufenden Liedern um die „Augen“ zu schützen. Wenn diese Lieder geschlossen sind sieht es aus, als hätten sie nur zwei schwarze Schlitze. Wenn sie die Lieder öffnen kommen zwei pechschwarze „Knopfaugen“ hervor. Diese sind von sehr feinen Linien durchzogen, die man nur sieht, wenn man ganz genau hinschaut. Diese „Augen“ sind in Wirklichkeit neben den Ohren ein zweites Hörorgan. Sie senden für andere Wesen nicht hörbare Schallwellen aus, welche von den im Fell versteckten Ohren der Gnome beim zurückschallen wieder aufgenommen werden und von den „Augen“ zu einem inneren Bild zusammengesetzt werden. Aus diesem Grund sieht man in den Augen auch die grauschwarzweiß linierten Umrisse dessen, was die Gnome „sehen“. Wobei sie keine Farben erkennen können und ihr sehen auf wenige Meter begrenzt ist. Sie sind also entweder Blind wenn sie die Augen zu haben oder stark kurzsichtig. Sie nehmen vor allem Töne war und können zwischen Hell und Dunkel unterscheiden, wobei Helligkeit für sie angenehmer, aber nicht notwendig ist. Eine weitere Besonderheit der Gnome ist ihr Speichel, dieser wird auch „Steinsäure“ genannt. Denn ihre Spucke ist ätzend und wird von den Gnomen benutzt um harten Stein wegzuätzen, den sie nicht einfach mit ihren Zähnen zermalmen können. Der Speichel wird entweder von der rauen Zunge abgesondert oder sie können einen „Spuckball“ bis zu einem halben Meter weit spucken. Die Steinsäure wird in einer extra Kammer ihres Körpers hergestellt und sowohl zum verdauen wie auch als Speichel verwendet.

Die Gnome ernähren sich entweder von Erde, deren Mineralien ihr Körper absorbierten kann, von Pflanzen oder auch Insekten. Die Schwäche der Gnome ist Wasser, da sie keine besonders guten Schwimmer sind und leicht der Gefahr erliegen, zu ertrinken. Sie können dafür aber größeren Temperaturen standhalten, da es unter der Erde auch sehr heiß werden kann. Lavaströme versuchen sie allerdings zu vermeiden, was tief unter der Erde manchmal gar nicht so einfach sein kann und schon zum ein oder anderen Todesfall geführt hat. Die großen Kolonien der Gnome befinden sich in tiefen unterirdischen Höhlen, deren Felswände gewaltige Ausmaße annehmen, so dass man vom einen Ende nicht erkennen kann, wo sich das andere Ende befindet. Ihre Häuser sind meist aus festem Stein künstlich herausgebrochen. Dabei vollbringen die Gnome architektonische Meisterleistungen. Häuser, Türme, Brücken und gar ganze Schlösser werden aus dem Boden gestanzt, in großer oder kleiner Höhe an den Felswänden gebaut oder sogar aus riesigen Stalaktiten an der Decke. Außerdem beherrschen sie es, Eisen zu schmieden und daraus Brücken und ganze in der Luft hängende Straßen zu bauen. (von Rüstungen und Waffen mal abgesehen). Die Gassen der Städte sind von einem gedämpften Licht beleuchtet, welches den Gnomen angenehm erscheint. Dieses Licht kommt von magisch verändertem Feuer, das in den Lampen der Gnome vor sich hin brennt und täglich einmal erneuert werden muss. Politisch regiert werden die Gnome von gewählten Statthaltern oder Koloniespezifischen Königen. Das führt dazu, dass jede Kolonie ihre ganz eigene Politik verfolgt.
 
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Ich wusste es, CW ist die Elite der Welt :brit:

Ich habe mein Buch (fast) feritg, allerings keine Geschichte, sondern etwas nützliches ;) Weiß eigentlich jemand, wie ich mir die Autorenrechte sichern kann? Ich will nicht einem Verlag einen prototyp schicken, nur um meine Inhalte zwei Monate später in deren Büchern wiederzufinden.
 
deine autorenrechte sind automatisch ab fertigstellung gesichert, solange du sie nicht schriftlich abgibst afaik. und das wären auch nur verwendungslizenzen, autor bist und bleibst du rechtlich sowieso.
 
Sicher, dass es so einfach ist? :hmm2: Es könnte ja jeder ein PDF nachbauen, das zumindest ähnlich aussieht, und dann stehe ich blöd da. Das original muss man sich doch bestimmt irgendwo beglaubligen lassen.
ich habe keine Geschichte über Orks und Elfen geschrieben, sondern ein Buch über Mathe, die Formeln sind seit Jahrunderten bekannt, jedes Kind mit einer Schere könnte Inhalte herausreißen, neu anordnen und sagen, er hätte es zuerst geschrieben.
 
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Da fällt mir was ein. Am Montag schrieb mich ein Freund von mir im Facebook-Chat an. Der übliche Smalltalk so "bla wie war Dein Tag bla" und später schreibt er ich solle doch bitte mal versuchen ihn zu motivieren seine Wäsche aus der Maschine zu holen und aufzuhängen. Er sei zu faul dazu. Ich fang so an zu tippen und nach keinen 10 min war Folgendes zustande gekommen:

Es geht die Legende vom Wäschetitan...
Vor vielen vielen Jahrhunderten hatten die Bewohner der Erde einfach keine Lust mehr die Wäsche zu waschen. Sie wollten viel lieber die Füße hochlegen und chillen. Da betrauten sie die Klamottengnome mit der Aufgabe sich um die Wäsche zu kümmern. Zum Dank fürs Wäschewaschen versprachen sie den Gnomen Erdbeereis und Pralinen. Also arbeiteten die Gnome.

Doch immer wenn die Gnome nach getaner Arbeit, nach dem versprochenen Eis und den Pralinen verlangten, vertrösteten die Menschen sie: "Beim nächsten Mal bekommt ihr euren Süßkram!", sprachen sie da. Und die Gnome, naiv und liebenswert wie sie waren, glaubten den Menschen. Doch Monat um Monat verstrich und die Gnome erhielten nicht was ihnen zustand.

Da säten die ersten Propheten unter den Gnomen Misstrauen und sprachen schlecht über die Menschen. Und die Gnome, naiv und liebenswert wie sie waren, glaubten nunmehr ihren Propheten. "Lasst uns die Wäsche der Menschen stehlen!", schrien die Aufmüpfigen unter den Gnomen, "Denn die Menschen sind schlecht und verdienen es nicht in gewaschener Wäsche zu wandeln!"

Und ein anderer tat kund: "Aus der gestohlenen Wäsche formen wir den waschechten, doch ungewaschenen Wäschetitan, der die Menschen zerschlagen soll!"
Und so geschah es! Der Titan von gnomischer Zauberkraft beschworen, erhob sich aus dem Versteck der Gnome und vernichtete die Siedlungen der Menschen bis dass sie flohen in Angst und Schrecken.

Sie warfen sich vor dem Monstrum darnieder und bettelten um Gnade, doch einen nach dem anderen verschlang der Titan und hüllte sie in Dreckwäsche. In ihrer Not sendeten da die Unterjochten einen Botschafter mit Erdbeereis und Pralinen zu den Gnomen um sie zu besänftigen. Da waren die Gnome erfreut und entzogen dem Titan allen Handlungsspielraum.

Fürderhin wuschen die Menschen ihre Wäsche wieder selbst. Und das ist gut so!

Und so'n Quatsch hab ich ihm damals auch schon im Deutschunterricht in seinen Taschenkalender geschrieben. Einfach weil der Unterricht zu langweilig war. Und seine Mum hat das dann immer zu Hause gelesen und gefragt: "Wer schreibt Dir denn immer diese Sachen in den Hausaufgabenkalender?"
Die Mum meines Freundes ist Englischlehrerin am Gymnasium und ist seit jeher mein größter Fan, was meine literarischen Ergüsse angeht. Die Geschichte machte via Facebook längst über alle Kontakte die Runde. Und so'n Schwachsinn kommt irgendwie bei allen gut an... Warum ist das so? Und viel schlimmer: Warum geht mir sowas so leicht von der Hand? Ich will auch mal was Sinnvolles hervorbringen!!

Weiß ich jetz nicht ob ich das hier hätte posten sollen...
 
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Also ich schreibe schon lange Kurzgeschichten. Früher hauptsächlich zum Thema Warhammer 40k, später jedoch eher im Bereich Fantasy. Ich habe auch schon mit einem Buch begonnen, bin bisher aber erst bei ca. 30 Seiten. Ich will unbedingt dran bleiben, denn ich habe vor einigen Semestern ein/en Seminar/Kurs an der Universität besucht, das von einer Autorin geleitet wurde. Dieser haben meine Geschichten sehr gut gefallen. Leider finde ich aber momentan nicht die nötige Zeit. Meine Examensvorbereitung frisst diese nämlich mit Vorliebe!
 
Kapitel 3:

Kapitel 3) Lukar
Schon von Weitem konnte der Jäger sein Opfer die Straße herab schlendern sehen. Der verträumte Blick wies auf einen Besucher oder gar Ausländer hin. Leichte Beute. Nun war es nur nötig, das richtige Timing anzulegen. Nicht zu schnell aus der Deckung gehen, immer Ruhe bewahren und nie den Blickkontakt scheuen. Etwas Mut gehörte natürlich auch dazu, besonders um diese Uhrzeit. Aber jemand musste es ja tun. 5 Schritte noch…eine Ecke…und…

„Hey sie, was halten sie von Delfinen?“, frage der junge Mann Lukar und hielt ihm ein großes Schild vor die Nase.

„Ich…äh…“

„Wussten sie, dass jedes Jahr Zehntausende von ihnen einen grausamen und sinnlosen Tod sterben müssen? Und die Bedingungen in Zoos sind auch schrecklich. Die Fischerei heute zerstört nicht nur ihre Nahrung, sondern rottet sie in vielen Regionen Asiens völlig aus. Anlässlich des Besuches des japanischen Kaisers nächste Woche, wollen wir eine Liste mit über 100.000 Unterschriften präsentieren. Um ein Zeichen zu setzen, gegen Dekadenz, Gottvergessenheit und Massenmord. Unterschreiben sie hier und zeigen sie, dass sie ein Herz haben und die Welt noch nicht von grauen Technokraten beherrscht wird.“

„Äh…natürlich.“, stammelte Lukar und griff nach dem Stift.

„Ich habe sofort gesehen, dass sie wie ein kritischer Mitbürger aussehen. Wollen sie vielleicht auch gegen eine kleine Spende unser monatlich erscheinendes Heft „Tier und wir“. 50% der Einnahmen fließen direkt in das Pachten von Grasflächen, um Hunderten zuvor imperialistisch versklavten Legehennen ein mensc…tierwürdiges Dasein zu bieten.“

„Wie viel Geld würde das kosten?“

„So gut wie nichts“, winkte der Aktivist lächelnd ab und kramte nach einem anderen Zettel. „Für die Dauer von 5 Jahren den lachhaften Preis von 700€ und wenn sie sofort zahlen, bekommen sie noch einen überaus niedlichen Stofftiger dazu. Frauen stehen auf Tierschützer.“ Den letzten Satz unterlegte er in einem Gesicht, welche er wohl für verschmitzt hielt, aber eigentlich nur ziemlich doof aussah.

„Solange werde ich aber nicht mehr hier sein, ich wohne nur wenige Monate in Wien.“

„Dann beweisen sie, was sie für ein gutes Herz haben und spenden sie den Rest für wohltätige Zwecke!“

Mit viel Mühe versuchte Lukar eine möglichst höfliche Ablehnung zu basteln. Normalerweise fiel ihm diese Fremdsprache recht leicht, aber der Mann machte ihm irgendwie nervös. Und wenn er nicht bald aufhörte, dieses Blatt vor seinen Augen herum zu wedeln…

„Ich denke“, setzte er an und warf einen flüchtigen Blick zur Seite, da ihm die passende Vokabel entfallen war. Wenige Sekunden später überquerte er, unter aufdringlichem Hupen, die Mariahilfer Straße. Der Aktivist schrie ihm etwas nach, aber der Russe kümmerte sich nicht darum. Genau so wenig interessierte er sich für seine pochende Lunge und rannte weiter. Viele Menschen studieren, weil sie mehr Geld verdienen wollten oder es einfach mussten. Lukar nicht. Er glaubte stattdessen daran, dass es Wahrheiten gab. Wissenschaftliche Wahrheiten, die jeder Überprüfung stand hielten. Dass waren die einzigen wirklichen Fakten, auf die es im Leben ankam. Wenn man in einem Dorf aufwuchs, wo es eine Hellseherin gab und mehrere Dutzend Bräuche, um Naturgeister und Kobolde fröhlich zu stimmen… Dann konnte man sich nur eingliedern – oder alles radikal ablehnen.
Ein Teil seiner Verwandtschaft weigerte sich seit ein paar Jahren sogar mit ihm zu reden. Dabei hatte er nur verkündet, dass er nach seinem Tod Besseres zu tun gedenke, als Kartoffelfelder vor Pilzen zu schützen. Alles war so viel klarer, wenn man nur endlich all die irrationalen Dinge vergaß. Wenn man wagte, selbst zu denken. Genau aus diesem Grund, musste der Tourist laufen. Um zu erfahren, dass er Unrecht hatte und seine Augen ihm einen Streich spielten.


„Nimm die Medaillons mit“, hatte seine Großmutter ihm immer wieder gesagt. „Nur so können die Kräfte dort über dich wachen.“ Nachdem die Greisin zwei Tage lang regungslos vor seinem Zimmer gesessen war, hatte er dann doch Mitleid bekommen. Jedenfalls genug, um die verfluchten Teile in den hintersten Winkel seines Koffers zu verbannen. Den Koffer, der gerade in seinem Apartment lag. Verschwitzt bog er um die nächste Ecke und landete in einer Sackgasse. Zwei Türen führten zu Wohnsiedlungen und ein leuchtendes Schild warb für ein griechisches Lokal. Zu spät!

Du könntest in das Lokal gehen, informierte ihn sein Unterbewusstsein verräterisch.

Wofür? Ich habe mich halt geirrt, konterte die Kognition.

Du hast doch Hunger. Oder vielleicht Angst?

Natürlich nicht. Gehen wir halt, auch wenn die Innenstadt völlig überteuert ist. Für den Preis eines Schnitzels, bekommt man zu Hause einen Sack Rüben.

Voller Achtung vor den eigenen Idealen, betrat er das Restaurant und schaute sich um. Mittelmeerbilder an den Wänden, ein Kellner mit einem schwarzen Schnurrbart und eine Jukebox, die „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens spielte. Alles so, wie es sein sollte. Nicht, dass irgendetwas davon griechisch war, aber Themenlokale hatten auch eher die Aufgabe, die Vorstellungen der Besucher zu befriedigen.

„Guten Abend, suchen sie sich einen Platz, ich komme gleich“, informierte der Kellner und eilte mit einem Tablett Richtung Küche. Aufmerksam durchquerte er also den Saal, gerade schnell genug, um alle Sitznischen sehen zu können. Ein dicklicher Mann, der sich mit seiner Zigarre in die letzte Ecke verkrochen hatte, zwei ältere Damen, ein Paar um die Mitte 40….aber nicht, was er suchte. Oder glaubte gesucht zu haben. Wie dumm war er eigentlich? All die Jahre hatte er, jede Form von Aberglauben abgelehnt und in ihm war dennoch ein Kern dieser alten und nutzlosen Riten rüber.

Dieser ganzen pseudomystischen Kinkerlitzchen, die volkswirtschaftlich sicher Dutzende Milliarden gekostet hatten. Immerhin konnte der Abend nur besser werden, versicherte der Verstand und außerdem waren noch Semesterferien. Die passende Gelegenheit für etwas ungehemmte Freude. Federnden Schrittes spazierte der Ungläubige also zur Herrentoilette, um sich die Hände zu waschen. Im gleichen Moment, ging die Tür daneben auf und er hätte sich beinahe in die Hose gemacht. Schwarze Stöckelschuhe, leuchtend rote Haare und der gleiche beige Rock, den sie bereits im Flugzeug getragen hatte.

„Was glotzen sie so?“, fragte das Gespenst neutral und wandte sich ab. Nur mit höchster Not, konnte er sich überwinden und legte die Hand auf ihre Schulter.

„Entschuldigung….sind sie vielleicht vorgestern in einem Flugzeug gesessen?“

„Sollte ich?“, antwortete die Frau unwirsch. Lukar erkannte erst jetzt ihr Alter, sie konnte noch keine 30 sein. Die Anspannung erhöhte seinen Akzent immens, aber er achtete nicht mal darauf.

„Ich bin ziemlich sicher. Ihr rotbraunes Haar. Ich bin gegen sie gestolpert. Aber es ist nichts passiert. Also mir schon, aber das ist nicht so wichtig. Sie…sind von dem Gateway gesprungen. Danach sind sie weggelaufen und wurden überfahren. Ich bin direkt neben dem Fenster gesessen, ich habe gesehen, wie der Wagen auf sie zugefahren ist und dann. Sind sie wirklich nicht geflogen?“

Langsam dämmerte es dem Touristen, wie dümmlich das alles klingen musste. Wie eine sehr billige Masche zum Anmachen. Scham erfüllte die leicht blässlichen Wangen, während ihre kalten grünen Augen ihn musterten. Schließlich verzog sich der Mund der Rothaarigen zu einem schmalen Lächeln und die Mimik wurde entkrampft.

„Ich kenne sie nichts und es geht sie auch nichts an – aber ja. Ich war auf dem einem Flugzeug und ich hatte dort gewisse….Komplikationen. Aber ich lebe, wie sie sehen können.“

„Wie?“, keuchte Lukar und biss sich auf die Zunge. Sekunden der Stille vergingen und während eine Schweißperle sanft seinen Rücken hinab lief, schaute sie in die Ferne.

„Der Fahrer versuchte auszuweichen, konnte aber nicht mit dem Gewicht umgehen, weshalb der gesamte Wagen umfiel.“ Misstrauisch lugte sie über ihre Schulter, aber der Kellner war nach wie vor damit beschäftigt, an der Bar mit zwei Freunden zu trinken. „Schon in der Schule war ich gut in Gymnastik, weshalb ich es in der letzten Sekunde geschafft habe, mich durch eine Rolle in Sicherheit zu bringen. Der Fahrer hatte scheinbar weniger Glück – sie haben sicher sein Blut gesehen“, murmelte die Rothaarige mit Bedauern und wurde plötzlich still. „Danach bin ich so schnell gerannt wie ich nur konnte, während alle anderen nur das Feuer verhindern wollten. Zwei Zäune später, war ich aus dem Gelände draußen…“

„Hmm“, summte Lukar, während sein Gehirn die Daten verarbeitete. Logische Erklärungen waren beliebt, aber das mystische Misstrauen wollte noch nicht aufgeben. „Warum erzählen sie mir das alles? Das ist doch…“

„Sie haben gefragt und…“ Schiefe Blicke überspielten ihre Augen, während sie ihn musterte. „Ich glaube du gefällst mir. Hast du heute Abend schon etwas vor? Du bist auch nicht von hier. Oder denkst du jetzt schlecht von mir?“

„Nein“, presste der Student hervor, etwas lauter als er wollte. „Nein, zu allem.“
„Sehr gut. Ich bin heute einsam. Seeehr einsam. Ich brauch jemanden zum Reden. Würden sie mir die Freude machen?“

Genüsslich erklärte ihm sein Unterbewusstsein, dass er nicht wegen seiner Neugier hier war. Er war von Anfang an in diese langen, fuchsroten Haare verschossen gewesen. Abgesehen davon, hatte ihm noch nie ein Mädchen in seinem Dorf eine solche Frage gestellt.

„Es wäre mir eine Freude“, antwortete er also mit einem vorsichtigen Grinsen.
„Wunderbar. Dann geh mal für kleine Jungs und ich bestelle uns einen Rotwein. Aber sag bitte keinem, wie ich hier her gekommen bin. Sonst gibt’s Haue.“ Mit diesen Worten versetzte sie ihm einen leichten, spielerischen Klaps auf den Hintern und zog sich in ihre Sitznische zurück. Eine Ecke, die dem Rest des Lokals keinen Einblick bot. Lukars Gesicht glühte und sein Gehirn bestand aus geschmolzenem Eisen. Besser als ein Gespenst, aber auf jeden Fall schockierender.


Als er zurück kam, standen bereits 2 Gläser auf dem Tisch und die Rothaarige beugte sich über die Speisekarte. Ohne aufzusehen sagte sie:“ Takara Wildoc.“

„Was?“

„Das ist mein Name. Ich hätte ihn vielleicht nennen sollen, bevor ich dich für den Abend einspanne. Und wie heißt du?“ Verträumt drehte sich ihr Kopf zur Seite.

„Lukar Notrow. Aus einem Kaff, dass nicht mal auf Karten steht.“

„Zum ersten Mal in der großen Stadt?“

„Kann man so sagen…es ist so beeindruckend.“

„Süß!“ Lukars Erfahrungen mit Frauen waren sehr begrenzt, aber vermutlich gab es schlimmere Dinge zu sagen.

„Wieso sind sie hier?“ frage er, um das Gespräch nicht ganz so einseitig zu machen. Langsam bekam er Durst, aber er würde den Wein nicht anfassen, bevor sie es auch tat.

„Meine Großmutter ist gestorben. Ich wollte zu ihrem Begräbnis, aber ich darf hier nicht legal einreisen…es ist kompliziert. Aber ich musste es wagen, sie war so gut zu mir als Kind und…“ Feine Ansätze von Feuchtigkeit erfüllten Takaras linkes Auge.

„Glaub nicht, dass ich so eine bin, die jeden Tag einen anderen Mann aufgabelt. Ich fühle mich nur im Moment wirklich….beschissen und sie wirken interessiert.“

„Mein Beileid. Sie müssen sich aber nicht entschuldigen. Das würde ich doch nie von ihnen denken“, verkündete der Russe, während sein Gewissen ob dieser Lüge laut aufschrie. Gemessen an seinen Erfahrungen, waren Enttäuschungen immer eingeplant.

„Hm, falls ich dich heut nicht völlig abschrecke –würdest du mich vielleicht morgen Abend mit mir zu dem Begräbnis gehen? Es ist sicher etwas plötzlich aber...“

„Es würde mich freuen, sie zu begleiten. Ich kenne hier auch niemanden.“

„Danke“, antwortete sie mit einem herzlichen Lächeln und beugte sich nach vorne.
„Dann muss ich dich nur noch um eine Sache bitten.“

„Um was?“

„Hör mit dem dämlichen „sie“ auf, dann fühl ich mich so alt.“

„Wie s…du willst. In meiner Heimat duzen sich Leute oft erst nach Jahren…“

„Und in meiner Heimat“, scherzte die Rothaarige amüsiert, „sollten wir jetzt schon beim dritten Glas sein. Auf einen wunderschönen Abend.“

„Auf meine Angst vor Geistern!“

Vorsichtig stieß Lukar mit dem Weinglas an, verlief sich noch einmal in ihren grünen Pupillen und nahm einen herzhaften Schluck. In diesem Moment war das Leben voller als sein Glas. Einen Augenblick später kollabierte der Junge und Schaum rann aus seinem Mund. Starre Augen fixierten für einen Moment den beigen Rock, bevor das Glas zu Bruch ging.

„Idiot“ murmelte Takara und hielt sich ihre Hände vors Gesicht. „Wieso musst du Wildfremden aus einem Flugzeug nachlaufen? In einer Stadt mit zwei Millionen Menschen, irgendwo in einem fremden Land? Du kannst mir glauben: Dass hat mir mehr weh getan als dir. Dieser Körper hat dich wirklich gemocht. Was für eine verdammte Verschwendung.“


Mit einem letzten Blick auf den regungslosen Russen, beugte sie sich hinab und leckte die ausgeschütteten Reste seines Glases vom Tisch auf. Der Kellner würde später der Polizei aussagen, er hätte ein abscheuliches Bild vorgefunden. Mann und Frau, beide in unnatürlichen Posen und mit leblosen Augen, die schäumenden Lippen bizarr zu einem ewigen Kuss verbunden. Doch als die Beamten kamen, war die junge Dame verschwunden und der Besitzer wurde wegen Lebensmittelvergiftung angezeigt.
 
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