Ich habe bislang von keinem Entwickler ne Aussage gehört, dass Nintendo ihm Probleme bereitet hat. Der einzige Entwickler der intern scheibar große Probleme hatte war Rare, aber das lag nicht an Nintendo. Ansonsten würde ich mir keine Sorgen machen, ich denke bloß Nintendo hat sehr hohe anforderungen was Spiele angeht, da wird oft was gecancelt (siehe Headstrong und NSpace Projekte) und das viele Leute ihre Firma verlassen ist auch normal in der Branche. Ist bei jedem Entwickler so. Nur frage ich mich was NST grade machen. Irgendwas muss ja mal von denen kommen. HAMMER? Oder doch wieder ein Wave Race?
Nintendo
hatte mit Retro schwere Probleme, so ziemlich von Anfang an hat Nintendo Anteile an Retro besessen, die waren für damalige Verhältnisse ein Riesen-Studio mit über 200 Angestellten, expensiven Gebäude-Anlagen mit großem Präsentationsraum, der wie ein kleines Kino aussieht, Fitness-Raum, etc. Der frühere Iguana-Boss Jeff Spangenberg hatte so ziemlich das Beste engagiert, was man damals in den USA bekommen konnte, er hat massenweise der talentiertesen Leute (auch aus Europa / UK) dazu bewegt, nach Austin, Texas zu ziehen und für ihn zu arbeiten. Retro war damals eine richtig sagenhafte Ansammlung von absoluten Top-Leuten. Das Problem: Niemand dort hatte was von Management verstanden, einige absolute Technik-Geeks hatten zwar absolut sehr gute Arbeit geleistet und die Konzepte waren interessant, aber die ganzen Projekte waren einerseits in viel zu großer Anzahl vorhanden und andererseits war keiner da, der das so managen konnte, dass man die einzelnen Puzzleteile so zusammenfügen hätte können, dass auch nur im Ansatz ein gutes Spiel herausgekommen wäre (Raven Blade bspw. soll laut dem heutigen Retro-Boss so schlecht gewesen sein, dass er am Liebsten alle existierenden Kopien der damaligen Demo-Version verbrennen lassen will/wollte).
Außerdem war Spangenberg dann anscheinend auch noch in einen Skandal verwickelt, hatte wohl den Firmen-Server für pornographisches (?) Material benutzt und hat sich gleichzeitig zum Teil Tage lang nicht mehr im Unternehmen blicken lassen.
Retro war dabei, mit einer extremen Hammertruppe mit wehenden Fahnen unterzugehen.
Spangenberg hat allerdings afaik seine Anteile dann vollends an NCL abgetreten und dann hat das japanische Management Retro an die kurze Leine genommen: Sparkurs, neues, von Nintendo gestelltes, restriktives Management, Streichung aller Projekte.
Wer weiß, ohne Miyamoto gäbe es Retro vielleicht längst nicht mehr. Miyamoto und zwei weitere NCL-Schergen sind damals nämlich in die USA, um zu überprüfen, ob man mit Retro noch was anfangen kann und danach ist die Japan-Truppe ratlos in ihrer Hotellobby gesessen und Gott sei Dank hat Miyamoto das prinzipielle Talent der Leute dort erkannt und dann vorgeschlagen, die Metroid-Serie in die Obhut von Retro zu geben. Ein enorm gewagter Schritt: Einem Studio, das als absolut ineffizient berüchtigt war und wo man praktisch Angst haben musste, dass es von NCL geschlossen wird, bekommt eine der Nintendo-Main-Serien in die Hand gedrückt. Der Hauptgrund dafür war die extrem gute Technologie, die Retro für ein Shooter-Projekt entwickelt hatte. Das Spiel dahinter wurde versenkt, aber die Technologie wurde angepasst und zur Prime-Engine.
Aber bekanntlich hat das dank dem neuen Management und der direkten Kommunikation mit der Software Development Group in Kyoto extrem gut funktioniert.
Allerdings hat sich bei Retro um 2008 herum auch wieder einiges getan, einige Leute sind gegangen und
der Technik-Freak im Hause Retro ist unglücklicherweise gestorben. Mark Haigh-Hutchinson war nämlich anscheinend
der Mann hinter der ganzen Technologie, vom Kamerasystem bis zur Steuerung. Wenn ich mich recht erinnere, dann hat NCL während der Revolution / Wii-Entwicklung Retro einen Prototypen mit Controller geliefert, nur Hutchinson durfte ihn anfassen, hat sich in seinem Büro eingeschlossen (wie er das anscheinend öfter gemacht hatte) und ist anschließend mit einer extrem guten Steuerung herausgekommen. Er hat im Alleingang den Benchmark für Wii-Steuerung gesetzt - bis heute. Schade, dass er nicht mehr unter den Lebenden ist.
Allerdings muss man sich auch nicht wundern, dass einige bei Retro während den Jahren dann auch gegangen sind (wenn sie nicht entlassen wurden). Denn während der Prime-1-Entwicklung hat ein unmenschlicher Druck auf denen gelastet, es gab Tage und Wochen, an denen mancherlei Mitarbeiter das Retro-HQ nicht mehr verlassen hat, eine Nachtschicht an der anderen gefahren hat - alles nur, um das Projekt irgendwann zu Ende zu bringen.
Das Ergebnis: Drei Spiele in zehn Jahren.
Die Retro Studios sind praktisch ein einziges Prestige-Projekt von Nintendo, ohne Miyamoto und seine Vorliebe für 1st-Person-Spiele/Shooter würde es sie vermutlich gar nicht mehr geben.