So, nach fast einer Woche mal mein Ersteindruck zur PlayStation 5 und der muss - um mein erstes Fazit am Ende richtig einordnen zu können - mit einem Geständnis beginnen: ich hatte nie eine PSX. In den 90er Jahren war es schwierig genug, meine Eltern überhaupt von Videospielen zu überzeugen und so wuchs ich als Nintendo Fan auf. Der Ein oder Andere wird sich noch an Sonys Werbung zum N64 Launch erinnern... "Nur 2 Spiele. Kleiner Scherz, über 200 Spiele". Diesen Seitenhieb hat mein Nintendo Fanherz lange nicht vergessen. Meine erste PlayStation war folgerichtig die PS2 Slim Ende 2004, die ich mir - nach Schulabschluss gereift - von meinem ersten Zivildienstgehalt zusammen mit Metal Gear Solid 2 und Final Fantasy X selbst zu Weihnachten geschenkt habe. Diese Erfahrung hat mit dazu beigetragen, dass ich die PS3 am Launchtag gekauft habe. Und meine Güte, was war das für eine Konsole und Konsolengeneration! Unter Zugzwang avancierte Sony meiner Meinung nach zur besten Version ihrer selbst und hat vollkommen verdient am Ende Microsoft noch überholt.
Die PlayStation 4 empfand ich dagegen eher als Enttäuschung. Die Konsole war an sich langweilig, bei den Spielen beschränkte man sich auf das was funktioniert. Nicht, dass ich es einem Unternehmen vorwerfen würde die Wellen zu reiten, die funktionieren. Aber die für mich besten Dinge aus der PS4 Ära sind Bloodborne und PSVR.
Nach knapp einer Woche PS5 bin ich bereit zu sagen, dass die PS5 die PS3 als meine Lieblings-PS3 ablösen könnte. Und das liegt nicht am Design, mit dem ich mich langsam anfreunde aber das mir immer noch zu viel Design ist. Und es liegt auch nicht so sehr an den rohen Leistungsdaten, die auf dem Papier doch in Teilen hinter der Konkurrenz bleiben. Es liegt daran, dass sich die PS5 zu gleichen Teilen nach Evolution und Revolution anfühlt. Sony hätte Haptic Feedback und Adaptive Trigger nicht gebraucht. Sie hätten Tempest 3D Audio nicht gebraucht. Sie hätten ganz generell keine eigenen Lösungen gebraucht. Aber sie haben in diese Lösungen investiert, was immer auch ein Risiko ist. Und vom Moment an, als ich den Dual Sense das erste Mal in die Hand genommen habe um Astro's Playroom zu spielen hatte ich das Gefühl, dass diese PlayStation die Konsole werden kann, in der sich alle Erfahrungen und Gelerntes Sonys der letzten 25 Jahre verdichten.
Der DualSense verdient überhaupt mal seinen eigenen Absatz, denn abseits von Haptic Feedback und Adaptive Trigger die - wenn konsequent genutzt - meiner Meinung nach den Ausschlag geben könnten für welche Plattform man sich einen Multititel holt ist der Controller ein großer Schritt nach vorne. Zumindest für mich als Spieler mit großen Händen der seit 15 Jahren die XBox Gamepads bevorzugt. Er greift sich gut, die Akkulaufzeit hat mich positiv überrascht und zum ersten Mal ist die symmetrische Stickanordnung für mich kein Problem. Der Controller lädt einfach dazu ein, ihn zu greifen und ein Spiel zu starten. Er ist für mich der wahre Next Gen Star der letzten zwei Wochen.
Wenn sich das mal nicht positiv anhört, nicht wahr? Nicht unerwähnt bleiben darf allerdings, dass sich dieser nach vorn gerichtete Pragmatismus in Teilen auch ein wenig negativ auf das Qualitätserlebnis auswirkt. Den Vergleich mit der Konkurrenz will ich in einem zukünftigen Post beschreiben, aber auch ohne diesen Vergleich sind Abstürze mit Reparaturmeldungen und Berichte von dauerhaft beschädigten Konsolen nicht besonders vertrauenserweckend. Um seine Konsole zu schützen driftet man da teilweise schon ins Esoterische ab und Berichte über mangelhafte Speicherkühlung lassen nichts Gutes für den kommenden Sommer vermuten. Allein, wie viel vom FUD sich tatsächlich als wahr herausstellen wird muss man sehen.
Ich habe es zumindest zweitweise bereut, meine zweite PS5 an meinen Kumpel gegeben zu haben. Die PS5 wirkt manchmal noch so fragil, dass man sich mit einem Backup einfach wohler fühlen würde. Das liegt aber auch daran, dass Sony mit der PS5 eine so herausragende Erfahrung abgeliefert hat, dass der Gedanke man könnte durch einen Defekt ggf. bis Ende Januar oder länger wieder auf sie verzichten müssen ein leichtes Unwohlsein auslöst. Man kann sich darüber lustig machen, dass Sony scheinbar im Widerspruch zu ihrem Bekenntnis zu Konsolengenerationen auch die PS4 noch unterstützt. Aber die PS5 zeigt meiner Meinung nach, wie Sony dieses Bekenntnis gemeint hat. Ein fantastischer Schritt nach vorne.