Ich betrachte ME3 jetzt als das gesamte Werk, welches man als Fan und Videospieler mit interesse mitbekommt. Darunter fällt natürlich logischerweise das Retailprodukt, aber auch Marketing und Entwickleraussagen.
Fang ich mal mit der technischen Seite an. Was mir mehr als bei ME1 und ME2 aufgefallen ist, sind die Eulen-Menschen. Das sind Gesprächspartner, die ihren Kopf mehr als 90 Grad nach links oder rechts drehen. Es tut einfach unglaublich weh, wenn der Gesprächspartner mit Kamerafokus einen Kopf um 120 Grad dreht und sich dabei schmerzhaft die Wirbel bricht. Das passiert in richtigen Dialogen, aber auch in den leichten Dialogen bei denen man sich noch bewegen kann. Das ist ein Atmokiller Delux. Extreme Nachlader gibt es zwar selten, aber passieren ebenfalls, so zb in der Romanzenszene zwischen meinem FemShep und Liara. Weiterhin war auch die Gestik der Menschen untereinander häufig sehr buggy. Wenn sich Shepard das Ohr zuhält um Gespräche per Funk zu hören taucht der Daumen in den Mund ein und Handberührungen der Charaktere untereinander wirken häuig so als ob beide Seiten zur Kategorie "Forever Alone Guy" gehören - Hoverhand und so. Das man Missionen nicht lösen kann, weil mal wieder ein Trigger fehlt ist natürlich mehr als ärgerlich, besonders wenn man wie ich extra den Charakter-DLC noch gezockt hat.
Gehe ich weiter zum Gameplay, weil dies die technische Seite mit einbezieht und ich nicht genau weis, wo ich da meine Kritikpunkte einordnen soll. Das Deckungssystem ist zwar wieder so dynamisch wie im 2. Teil und der Wechsel von hoher zu tiefer Deckung ist besser, aber all zu häufig klebt man plötzlich an der Wand obwohl man nur vorbei rennen wollte und warum man nicht wiederbeleben kann ohne die Deckung zu verlassen ist mir ein gewaltiges Rätsel. Ich hocke in der Deckung und mein Teammate stirbt direkt neben mir und um ihn wiederzubeleben steht mein Char auf, bewegt sich 10cm von der Wand weg und hockt sich hin (obwohl ich in anderen Situationen schon in viel größerer Distanz wiederbelebt habe. Folge ist, dass mein Charakter aufeinmal hart getroffen wird owohl es nicht nötig ist. Aber Hey, so schlimm ist das auch nicht, denn dafür macht ME3 so einiges gut. Das Planetenscannen haben sie ja gut reduziert, auch wenn ich mir die ganze Zeit lieber richtige Nebenmissionen gewünscht hätte, aber diese richtigen Nebenmissionen sind wohl die "Old Comrate" - Missionen, denn die finde ich alle ziemlich gut. Die Mission für Grunt war doch sehr atmosphärisch und hätte gerne länger sein können, auch wenn hier wieder die Aktion von Grunt selber nicht wirklich mit dem Ende der Mission zusammen passt. Da springt er eine Klippe runter und killt wahrscheinlich Duzende von Reaperrachni, aber kommt 5s und 10m hinter Shepard aus der Höhle obwohl das extra Theatralisch insziniert wurde. Auch die restlichen Charaktermissionen fand ich vollkommen okay.
Die Hauptmissionen fand ich alle ziemlich super.
Mars: Coole Fabrik!
Palavan-Mond: Sehr cool inszeniert. Alles sah glaubhaft und verwüstet aus.
Tuchanka: Coole Architektur und cooler Kampf und ich hätte gern eine vollkommene Mission in der Dunkelheit gemacht. Generell fand ich die Abschnitte mit Taschenlampe sehr cool und hätten ausgebaut werden sollen.
Citadell: Auch ganz cool und der Fahrstuhlabschnitt war nice.
Quarianer+Geth: Auch wieder sehr abwechslungsreich. Schöner Cyberspace, aber auch schöner Planet und Fels auf dem man den Admiral retten musste. Das Leveldesign fand ich glaubhaft und interessant.
Tesium: Yay, der Planet der Asari. Man erkennt ihren Fortschritt, aber auch ihren harten Kampf. Der Posten gleich am Anfang sah super aus und der Verteidigungswall mit den Asari-Biotikern war cool. So stelle ich mir ein Sci-fi Bodenkrieg vor, den Asari führen. Volle Macht für Biotiker!
Ceb-Basis: Auch hier sah es wieder anders aus und der Kampf auf den dünnen Gängen war anders als sonst auf der "weiten Flur".
London: Auch super. Alles zerrüttet und die Häuserschluchten waren gut gemacht und auch das torgeln zum Lichtstrahl fand ich gut. Letzter Kampf, letzte Kraft, letzter Mann/Frau. Was nach dem Lichtstrahl passiert ist leider einfach grausam (im Vgl zu den restlichen Hauptmissionen)
Alle Hauptmissionen sehen anders aus und waren spannend. Ein großer Fortschritt im vll entwas zu zerhackten 2. Teil, aber da lag der Fokus auch eher auf den Begleitern.
Die Normandy - ich erwähne sie extra, weil sie in allen 3 Teilen die "Flairmachine" ist. Dort spielte sich das soziale Leben von Shepard ab und dort wird er zu dem persönlichen Helden, den ich aus ihm "gemacht" habe. Ich finde es absolut toll, dass die Personen sich viel mehr "bewegen". Klar sind sie sehr Ortsfixiert, aber wenn man plötzlich Garrus und James im Kriegsgeschichten-Battle sieht oder Tali mit ihrem Notzufuhrsystem an der Bar oder Ashley auf dem Boden. All das war wieder toll und lebhafter als in den Vorgängern. Auch die Gespräche der Leute untereinander über Comlink sind toll zu verfolgen.
Das Team, sowohl alt auch neu: Der Tod von Thane und Mordin waren einfach gut gemacht und schön inszeniert. Genau so muss der Tod eines Freundes aussehen. EDI als der neue Roboter wirkte zwar am Anfang etwas aufgesetzt, aber ihre Dialoge haben das wieder wett gemacht. Tolle deutsche Stimme und interessante Dialoge. Die vermehrte Interaktion mit Joker fand ich auch gut. James als der neue "Kroganer" ist zwar interessanter als Anfangs gedacht, aber leider doch einfach langweilig. Was will man mit einem menschlichen, männlichen Partner, wenn man jmd wie Garrus haben könnte^^?.
Wo liegt nun das Problem von ME3? Das Ende! Ganz klar. Die Technik und die schwachen Planetenscan Nebenmissionen kann man alle ziemlich gut ignorieren neben der Normandy und den Hauptmissionen, aber dieses verdammte Ende. Das Finale als gesamtes fängt an, wenn man die Cerberusbasis angreift und das sind gute 6h reine Spielzeit + Trail&Error. Also ein langes Finale und es bleibt auf gutem Niveau und wird nicht lästig, aber BW hat es wirklich geschaft, dass man ein geiles 6h Finale hat, welches mit den letzten 15min einfach zerstört wird. Wenn man sich das alles so anschaut, dann muss man einfach zu der Überzegung gelangen, dass ab dem Lichtstrahl das Entwicklerteam gewechselt hat. Anders kann man sich das imho nicht vorstellen.
Da muss etwas kommen! und zu einer Entscheidung über ME3 bin ich noch nicht gekommen. Das das Ende nicht sättigend war, hab ich gemerkt als ich heute noch stunden lang MP gespielt habe. Bei ME1 und ME2 konnte ich den Kontroller aus der Hand legen und hab mir gesagt: Prima, du hast es gemacht und es war ein tolles Spiel. Bei ME3 sag ich mir: Bullshit! Das kann es nicht gewesen sein!
Kommen wir noch kurz zu dem Drumherum. Da haben wir den Day-1 DLC bei dem immer klarer wird, dass er schon viel länger geplant ist. Auch die Ausrede ist doch sehr plumb, denn schaut man sich ME3 an, dann hätten die Entwickler lieber an einem Day-1 Patch gearbeitet, der die technischen Mängel behebt. Da haben sie angeblich so lange vorher alles fertig, damit die Test laufen können, aber davon zu sehen ist leider nix. Das Marketing von ME3 war mal wieder gigantisch, aber hat wohl einfach wieder alles andere vernichtet. Geld für gute Devs oder längere Tests waren einfach wohl nicht drinn und künftige Legency DLC werden zeigen, was aus ME3 wird.
Long Text is Long und so
Vll denken ja einige von euch genauso oder sind auch so hin und her gerissen....