Bisher habe ich Episode 1 nachgeholt und zusätzlich Episode 2 und 3 endlich spielen können. Was soll ich sagen? Es gefällt mir sehr. Es hat einen ganz anderen Grundton als LiS1 und ist trotzdem gut. Es trifft momentan einfach meinen Nerv. Das Fluchtszenario, wo man auf dem Weg immer neue Leute kennenlernt in Kombination mit dem brüderlichen Band ist imo einfach gut gemacht.
Bei LiS1 mochte ich das Setting, die Nebencharaktere, das Mysterium und die übernatürlichen Vorkommnisse. Max und Chloe waren zwar cool, aber eine richtige emotionale Bindung konnte ich nie aufbauen. Mich hat eher das interessiert, was drumherum passiert. Und Before the Storm hat mir eh klargemacht, dass Chloe und Rachel viel mehr miteinander harmonieren und ich da eine Bindung zu beiden stärker spüren konnte.
Bei LiS2 ist es anders. Da geht es nur um Sean und Daniel und um niemand anderes. Man sollte keine Twists und Spannung erwarten. Nebencharaktere kommen zwar immer mal vor, aber um die geht es nie. Es geht hauptsächlich darum, wie diese Charaktere die beiden Brüder prägen und wie das Verhältnis untereinander sich entwickelt. Klischeehafte Charaktere, die überzeichnet wirken? Also erstmal wird man die eh nicht lange kennen und es bleibt sowieso keine Zeit auf sie näher einzugehen, wenn man von Ort zu Ort wandert. Und da hier niemand Zeitmanipulationsfähigkeiten hat, kann man auch nicht die wahre Motivation/Intention ergründen oder andere Facetten kennenlernen, sodass es wirklich nur bei "oberflächlichen" Nebencharakteren bleibt. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn es ist realistisch und der Fokus liegt ganz klar bei den Brüdern und auf das Reisesetting, wo man halt zwischendurch neue Leute kennenlernt, mehr aber auch nicht. Sie werden dir nicht sofort das Herz ausschütten und einige lassen auch Raum für Interpretation zu, sodass sie nicht ganz eindimensional wirken.
Wer sich mit den Brüdern identifizieren kann, der wird teilweise schon von seinen Emotionen getrieben. Episode 1 hat mich jedenfalls Unsicherheit und Überfürsorglichkeit spüren lassen. Episode 2 hat mir dann wieder Sicherheit gegeben. In Episode 3 wiederum war es ja quasi schon Eifersucht und auch Sorge. Was das Spiel richtig gut macht, ist aufzuzeigen, wie wenig Kontrolle man letztlich hat. Ich weiß nicht, wie gravierend die Konsequenzen meiner Entscheidungen letztlich sein werden. Vielleicht beabsichtigt das Spiel, dass meine Entscheidungen am Ende eh belanglos sind. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass es so ist. Aber vielleicht ist das auch so bewusst gemacht, um den Kontrollverlust zu verdeutlichen. Dass nicht ich, der Hauptcharakter, den ich steuere, die Kontrolle über die Situationen behält sondern mein kleiner nerviger Bruder, der die Superkräfte hat. Und wenn er sich immer von mir distanziert dann heißt es auch, dass ich die Kontrolle verliere. Das ist schon sehr frustrierend vor allem in der Rolle des großen Bruders, aber wenn es so bewusst gemacht ist dann ist das auch sehr gut gemacht. Man fühlt sich ja fast schon wie ein machtloser NPC, aber man arrangiert sich damit, weil wenigstens der geliebte kleine Bruder die Hauptrolle einnimmt, auch wenn er einen manchmal in den Wahnsinn treibt.
Das finale Urteil behalte ich mir klar nach der finalen Episode vor, vor allem um zu prüfen wie stark sich nun meine Entscheidungen bzw. mein Vorbildscharakter für Daniel und mein Verhalten gegenüber ihm auf das Ende auswirken. LiS1 war da mit bloß zwei Enden auch nicht gerade vielfältig, aber vielleicht wird es hier anders.
Mein Ranking sieht so aus:
E3 > E1 > E2
Episode 2 hat da einiges an Potenzial verschenkt imo, vor allem da es mit Captain Spirit so aufgebaut wurde.
Morgen geht es dann an Episode 4 um pünktlich für die finale Episode ready zu sein.