Wie gesagt, mich interessiert die ethische Perspektive. Ob Du die als Ersatzdiskussion siehst oder als Nebelkerze abtust, es ist so. Aus ethischer Sicht jedenfalls ist der Umstand, dass Du mit der Politik nicht einverstanden warst als Begründung für eine Schuldzuweisung nunmal etwas dürftig. Ebenso wie man die Regierung nicht von Schuld freisprechen könnte mit der Begründung, sie habe diese Politik gewolllt (wobei eine aufgeklärte Ethik eigentlich eher vernünftige Gründe braucht um Schuld zuzuweisen als umgekehrt).
Nicht falsch verstehen, ich halte das Wollen schon für einen ganz zentralen Punkt von Ethik. Aber eher im Sinne von gemeinschaftlichem Wollen bzw. Nichtwollen, da ohne Konsens letztlich keine Ethik und keine Gemeinschaft funktioniert. Z.b. hat unsere Gesellschaft ein gemeinschaftliches Interesse nach Sicherheit. Handlungen, welche die Sicherheit anderer mehr oder weniger direkt verletzen wie Diebstahl, Körperverletzung usw. werden dementsprechend sanktioniert durch Zuweisung juristischer und moralischer Schuld. Hier besteht breiter Konsens weshalb es i.d.R. darüber gar keine Diskussionen mehr gibt. Das ist aber bekanntlich nicht in allen Fragen so und das macht Schuldfragen aus ethischer Sicht sofort komplizierter.
So besteht in der Flüchtlingsfrage mittlwerweile breiter Konsens, dass der Zustrom zumindest begrenzt werden muss, weil dieser sonst schlicht nicht bewältigt werden kann. Dass man keine Flüchtlinge aufnehmen sollte, weil diese häufiger Straftaten verüben, bei der Begründung bröckelt der Konsnes bereits. Und spätestens mit der Ansicht man solle Flüchtlinge im Mittemeer ersaufen lassen, damit die keine Straftaten hier begehen, ist Essig mit dem Konsens und damit auch der Eindeutigkeit von moralischer Schuld. Dies aber nur um zu veranschaulichen, dass das Thema nicht nur aus politischer, sondern auch aus ethischer Perspektive komplex ist.
Natürlich hat abseits des gesellschaftlichen Konsens jeder einzelne das Recht auf eine Privatethik, also darauf, die Dinge moralisch so zu bewerten wie er es für richtig hält. Ich würde Privatethik dennoch nicht so hoch hängen, weil daraus resultierende Schuldzuweisungen das Ergebnis einer dringend erforderlichen offenen Debatte zur Erarbeitung eines gesellschaftlichen Konsens schon vorwegnehmen und diese deshalb erheblich erschweren, Das gilt übrigend für beide Seiten. Wenn Du also immer noch nach einem vernünftigen Grund suchst, Dich mit Schuldzuweisungen zurückzuhalten, dann wäre das einer.
Aus Deiner Sicht nicht weiter verwunderlich, weil Du die Handlung ja eben nicht gewollt hast.
Das empfinde ich jetzt aber ein wenig heuchlerisch. Die Häufigkeit mit der Du hier News über Straftaten von Flüchtlingen reinstellst, macht es eigentlich unmöglich, darin nicht auch ein politisches Statement zu erkennen. Das ist in der Tat eine Umgehung der Regeln und eine sehr bequeme dazu.
Auch wenn ich nun nochmal gegen die Regeln verstoße (@Mods: ich nehme eventuelle Konsequenzen natürlich hin, es ist meine Entscheidung zu antworten)
Im Grunde ist es ganz einfach : Ich mache Politiker für ihre Handlungen und deren Folgen verantwortlich (natürlich ist meine Motivation dass ich die Handlungen als schwerwiegenden Fehler und als falsch betrachte) und du nicht, vermutlich aus einer sehr ähnlichen Motivation heraus. Ich gehe davon aus, dass du auf der Seite der handelnden Politik standest und stehst. Gestehe ich dir zu, einen Konsens kann ich dir bei dem Thema jedoch nicht anbieten.
Und ganz ehrlich bezweifle ich, dass es einen gesamtgesellschaftlichen Konsens zur Zuwanderung und illegalen Migration geben kann, dafür wurde zuviel Porzellan zerschlagen, Merkel hat auf die eine Seite gehört, die andere wurde vor vollendete Tatsachen gestellt und bei Widerrede als Unmensch und rechtsaußen betitelt. Die Ergebnisse sind da und auch nicht umkehrbar, jetzt über einen Konsens zu reden ist ein wenig spät. Zukünftiges Handeln kann sich ändern, das geschieht aber eher durch Druck als durch Konsens, es wäre naiv anzunehmen, dass die Linken freiwillig von ihren Ansichten abrückten.
Zu meinen News: Meine Haltung ist bekannt und natürlich bringe/brachte ich gehäuft News zu Themen die mich bewegen, gerade weil ich hier nur einen Bruchteil postete, sehe daran nichts heuchlerisches, die Regeln habe nicht ich gemacht. Ich darf natürlich eine politische Haltung haben, ich darf sie hier eben nur eigentlich nicht debatieren, was mir gerade erschwert wird. Abseits davon poste ich hier nicht (mehr) viele News, da es einerseits deprimierend ist und andererseits der Thread bis auf die letzten Tage auch nicht sehr lebendig ist.
Zum fettgedruckten, weil man es als Vorwurf lesen könnte:
Nichts davon ist meine Haltung. Ich habe nichts gegen Seenotrettung (nur gegen den "Shuttleservice" in die EU nach der erfolgten Rettung direkt vor der afrikanischen Küste und das weiterreichen innerhalb der EU, man könnte ja auch die Zustände in den Lagern vor Ort verbessern und mit der libyschen Marine und Zuständigen bessere Bedingungen verhandeln, aber dafür geht niemand auf die Straße). Abseits davon habe ich durchaus Empathie mit in Seenot geratenen Menschen (egal aus welchem Grund), da ich weiß wie es sich anfühlt auf dem Meer in Bedrängnis zu geraten. Deshalb muss ich trotzdem nicht für Massenimmigration sein. Da werden oft Dinge vermischt die nicht viel miteinander zu tun haben. Wie die deutsche Grenze mit Ertrunkenen in Verbindung gebracht wurde, als wären wir ein Mittelmeerland.
Ich habe glaube ich auch nirgends geschrieben, dass ich keinerlei Flüchtlinge/Migranten aufnehmen würde (also niemals so absolut, ich habe häufig betont, dass mir bis ca. 400k in 2015 relativ egal gewesen wären als Ausnahmefall, was schon eine ganze Menge ist, es hätte nur irgendwann eine Begrenzung/einen Stopp geben müssen. Kam nicht, dafür wurden Kritiker teils übelst beschimpft, auch weil sie die Folgen der Überlastung "vorhersahen" (die natürlich vehement verneint wurden), egal ob Übergriffe oder Kosten. Und man hätte sie allesamt mit Fingerabdruck registrieren, sie identifizieren müssen, auch im Bamf dann zum Vergleich, nach ersten Straftaten so schnell wie möglich abschieben (darum gings hier auch), im Grunde den Rechtsstaat durchsetzen (und an neue Gegebenheiten anpassen), der halt leider überfordert war und ist.
Er sagt aber, dass Mitgefühl manipulierbar ist, je nachdem welche Faktoren in den Fokus unserer Wahrnehmung gerückt werden. Auch das ist keine neue Erkenntnis. Das Dritte Reich liefert dafür ein sehr krasses Anschauungsbeispiel.
Dafür muss man nicht mal so weit zurück in der Geschichte, die Berichterstattungen der Medien in der Flüchtlingskrise sind ein weiteres sehr gutes Beispiel was Mitleidsmanipulation anbelangt. Und das ist keine Erfindung, es wurde von einigen Journalisten eingestanden, wie einseitig und übertrieben die Auswahl der Bilder war (Frauen und Kinder, wenn mehrheitlich junge Männer kamen). Die Veränderung der Sprache ist ein weiteres Beispiel, das können nicht nur die Rechten sehr gut, die Linken sind damit sogar erfolgreicher.
Allgemein ist es seltsam, dass sich über fehlendes Mitleid bezüglich Migranten beklagt wird, nur weil die Menschen nach jahrelanger Berieselung nicht mehr ganz so stark auf die Artikel reagieren. Dass DE mehr Zuwanderer im Land hat als die meisten EU Länder zusammen wird auch eine Rolle spielen, klar. Aber es gibt doch kaum etwas was mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Dagegen haben andere schreckliche Ereignisse auf der Welt sehr wenig Beachtung bekommen, wie die getöteten Kinder im Jemen, über das von Terroristen getötete Kind in Nizza wurde auch viel weniger gesprochen als über das ertrunkene Flüchtlingskind, beide Bilder waren grässlich. Am Ende entscheiden halt auch die Medien durch ihre Auswahl, worüber gesprochen wird.
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Aber wenn man diese Frage konsequent weiterverfolgen will, dann könnte man die Schuld eventuell nicht dem Staat, sondern seinem Volk geben, das seine Volksvertreter zu diesem Handeln ermächtigt hat.
Ich habe die Verantwortlichen nicht ins Amt gewählt in der Legislaturperiode und auch sonstwie nicht meine Unterstützung signalisiert, insofern würde ich mir nur ungerne die Schuld für die Folgen aufschwatzen lassen. Ich persönlich würde aber auch nicht den Wählern automatisch die Schuld geben, es war am Ende nicht ihre Entscheidung und die Kanzlerin hat sich in dem Bereich eben auch um 180 grad gedreht. es gibt einige Aussagen von ihr zu Asylbetrug, zur nötigen Begrenzung der Zuwanderung etc. die eher nicht darauf schließen ließen, dass sie die Grünen in der Frage links überholt. Kaum vorhersehbar und gewissermaßen auch ein Alleingang, der von den Medien aber gefeiert wurde, weil er dem Geschmack der Mehrheit der Journalisten entsprach.
Wirklich traurig, wie wenig Lebewesen wert sind. Aber gut gehen ja auch in den Supermarkt, und dort sieht man ein Schweinekopf in der Theke....
Aber als Lebensmittel, dies ist imo schon ein gewisser Unterschied. Mich würde halt eine (hoffentlich seriöse) Quelle für den erhängten Hund interessieren, da ich sowas ohne Quelle auch erstmal nicht glauben würde, es gibt Fakenews (auch) von rechts. (habe ich nie verstanden, als wenn die realen News nicht mehr als genug hergeben würden (leider), aber das reicht manchen wohl nicht)