Müller: Jedes Jahr vor der Bundesliga sagen wir uns: "Dieses Jahr marschieren wir vorneweg!" Das haben wir drei Mal nicht geschafft, mussten jeweils nach einem Gurkenstart hinten heraus aufholen. Dieses Mal haben wir es geschafft und es macht natürlich unheimlich viel Spaß. Mit dem Vorsprung können wir gut leben.
SPOX: Der Spaß schien in der Vorsaison abhanden gekommen zu sein, auch wenn die Zahlen eine andere Sprache sprechen: Sie haben in der vergangenen Saison 58 Pflichtspiele absolviert, elf Tore geschossen und 20 Tore vorbereitet. Bei einem Spieler mit diesen Statistiken spricht man von einer sehr guten Saison. Bei Ihnen sprach man von einer "durchwachsenen" Saison.
Müller: Durchwachsen? Die Rede war eher von schwach.
SPOX: Haben Sie sich manchmal gedacht: "Was wollen die alle von mir?"
Müller: Das vielleicht nicht, aber man ärgert sich über die Sicht der Dinge. Wenn der Erfolg der Mannschaft ausbleibt, wird gesucht: "Woran liegt es?" Und man landet bei mir. Ich bin kein Spieler für den Zirkus und keiner, der für schönen Fußball bekannt ist. Ich werde niemals fünf Spieler ausspielen und mit der Hacke vorlegen.
SPOX: Jetzt tun Sie sich aber Unrecht.
Müller: Natürlich kann ich auch schöne Aktionen haben, aber ich sehe mich als Mannschaftsspieler, der dafür da ist, Ergebnisse einzufahren. Ich komme über die Effizienz. Dadurch, dass wir letztes Jahr drei Mal Zweiter wurden, wurde viel verzerrt. Wenn es im Champions-League-Finale beim 1:0 bleibt, wäre die Saison überragend gewesen und alle hätten gesagt: "Super-Müller". So ging es in die andere Richtung.
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SPOX: Kommt es oft vor, dass Ihre eigene Wahrnehmung anders ist, als es die Öffentlichkeit sieht?
Müller: Ja, sehr oft. Ein Beispiel für die verzerrte Wahrnehmung: Ich spiele ein super erstes Jahr und mit der WM wird alles noch einmal potenziert. Meine Leistungen in der Liga waren gut, ich habe 13 Tore geschossen - und es gab jede Menge Superlative für mich. Ein Jahr später hatte ich eine bessere Statistik, aber das ging unter, weil wir nicht Meister wurden. Da stimmt etwas nicht.