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L18: Pre Master
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Coda schrieb:Das galt auch schon früher. Als unabhängiger Entwickler bedeutet ein Vollflop ein gewaltiges Problem.
Damals (und damit meine ich eher die 80er) hat ein Vollflop durchaus nur einige Tausende an Euros oder einige Zehn- bis Hundertausend Euros (Anfang der 90er) gekostet. Heutzutage kostet ein Vollflop eines Spiels a la Haze durchaus mehrere Millionen, evtl. auch mehrere Zehnmillionen. Das sind ganz andere Welten wie damals. Du kannst einen Verlust von mehrere Millionen nicht mit einem Verlust von mehreren Tausend vergleichen.
Ist auch nur logisch. In den 80ern konnten moderne, aktuelle, hochwertige Videospiele noch von 1 bis 5 Entwicklern umgesetzt werden. Siehe Nintendos Donkey Kong oder Super Mario Bros, da war das noch der Fall. Zehn Jahre später haben an Ocarina of Time circa 150 Personen gearbeitet. Heutzutage sind 150 Personen bei den ganz großen Projekten wirklich keine Neuigkeit mehr, die sind sogar schon lange gesprengt worden.
Videospielentwicklungen werden immer teurer (wächst sogar exponentiell an) und risikoreicher - und das fördert den Videospielmarkt ganz bestimmt nicht. Je risikoreicher und teuerer die Entwicklungen werden, desto schwerer haben es die kleinen und jungen Entwickler, genauso aber auch die kreativen Entwickler. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass wir am Ende einen Markt a la Hollywood haben, wo letztendlich nur noch ganz wenige, ganz große Unternehmen das sagen haben (z.B. nur noch Nintendo, Sony, Microsoft, EA). Diese setzen dann wirklich fast nur noch auf ihre sicheren, erfolgreichen Marken und wagen nur noch sehr selten etwas frisches, neues, kreatives. Die meisten können sich so etwas glaub ich gar nicht vorstellen, weil der Videospielmarkt heute noch sehr ordentlich ist. Aber der Markt entwickelt sich gerade genau in diese Richtung und wie gesagt, es gibt Firmen a la EA, die öffentlich bekundet haben, dass ihnen dieser Trend gefällt. Das unterstreicht sehr wohl, dass wir ganz große Probleme haben, die man nicht einfach mit HD Grafik überblenden sollte.
Coda schrieb:Der wichtige Punkt ist ja, dass seit Ende 2005 mehr Entwickler hinzugekommen sind als geschlossen wurden und zwar weit mehr. Ich sehe da überhaupt keinen Grund irgendeinem Hersteller die Schuld zuzuschieben.
Das sagt doch noch gar nichts aus. Fraglich ist z.B., ob sich diese Firmen wirklich ordentlich auf Dauer über Wasser halten können. Außerdem ist auch wichtig, ob diese Firmen überhaupt wirklich ganz oben mitspielen oder nicht. Wenn ein großer Publisher oder Entwickler nach dem anderen zu Grunde geht und dafür etliche kleine, eher unwichtige Entwickler geboren werden, die nach wenigen Monaten / Jahren wieder zu Grunde gehen, dann finde ich deine genannte Statistik eher schlimm als gut.
Coda schrieb:Ich traue Microsoft und Sony schon zu so weit zu denken. Ich würde sogar sagen dass Independant-Entwickler heute mehr Aufmerksamkeit bekommen als früher. Ich habe noch nie so viele Spiele von kleinen unabhängigen Entwicklern gekauft wie heute.
Du hast recht, im "Independantmarkt" tut sich etwas und zwar auch durchaus etwas positives. Wobei ich mich noch nicht wirklich ernsthaft mit dem "Markt" befasst habe. Jedoch glaube ich, dass sich im Bereich der Finanzen eher weniger tat. Die große, positive Entwicklung war zum einen im Bereich des Marketings / Promotion (diese Entwickler bekommen immer mehr Aufmerksamkeit) und sie brauchen eben dank gewissen PC Plattformen und den Onlinedistributionen auf den Konsolen keinen Publisher mehr. Solch eine gereifte Situation gab es noch nicht. Bloß ist es heutzutage für die unabhängigen Entwickler wirklich einfacher Geld zu machen und zu überleben? Wirklich viel einfacher? Ich stelle es in Frage, aber bestreite es nicht.
An sich mögen Microsoft und Sony schon genauso weit denken. Aber es ist ist genauso wie bei den Spielern. Mal denkt der eine weiter und richtiger / treffender, mal der andere. In dieser Generation hat Nintendo ganz klar das bessere Konzept für Spieler als auch Entwickler auf den Tisch gelegt. Das ist nicht so, dass ich behaupte, dass Microsoft und Sony den Markt zerstören wollen. Ganz und gar nicht. Es ist auch nicht so, dass ich es Microsoft und Sony nicht zutraue. Aber zur Zeit hat Nintendo einfach die bessere Philosophie. Und man sollte das mal hinnehmen und sich fragen warum das so ist. Warum soll Nintendo die bessere Philosophie liefern als Sony und Microsoft? Wie kam es dazu? Ich will nochmal einen Ansatz liefern. Sony und Microsoft haben in ihren hohen Etagen Wirtschaftler / Manager sitzen, die mit den Problemen im Videospielmarkt rein gar nichts zu tun haben. Denen geht es nur darum so viel Geld wie möglich zu machen. Das hatte Nintendo bis 2004 genauso. Jetzt (und wir sprechen nunmal vom hier und heute) hat Nintendo einen ehemaligen Entwickler bzw. Programmierer als Präsident. Er hat all das knallhart zu spüren bekommen. So ein Mann ist für solche Situationen natürlich viel sensibler und er weiß wie dreckig es einem Entwickler heutzutage gehen kann. Nun ist er in der Situation versuchen zu können seinen Kollegen eine gesündere Grundlage zu schaffen und das macht er nunmal. Ein Satoru Iwata wird natürlich immer in erster Linie an sein Unternehmen (also an Nintendo) denken. Aber er wird nie vergessen, wie es da draussen anderen Entwicklern (wie er es damals war) ergehen kann. Außerdem kann der Videospielmarkt den Bach runtergehen und es würde Sony und Microsoft nicht sehr viel schaden. Ein Nintendo wäre wohl am Ende. Das ist ein weiterer Grund, weshalb es Nintendo nicht gerade unwichtig ist, dass der Videospielmarkt halbwegs ordentlich läuft. Wobei ich warnend anmerken sollte: Wer weiß wie sich Nintendo in den nächsten Jahren verhält. Evtl. sind sie dann die, die nicht so ein gutes Konzept vorweisen können. Wie gesagt, ich rede nur über die aktuelle (!) Situation.
Coda schrieb:Das Problem wird aber immer bestehen. Wie willst du das verhindern? Nintendo ist auch nicht gerade unbedeutend. Es gibt vielleicht ein gutes Dutzend Entwickler die qualitativ mit Nintendo mithalten können. Sie lassen zwar viele Lücken aber die will offensichtlich niemand stopfen. EA war die letzten beiden Jahre jedenfalls keine große Bedrohung - die einzige Ausnahme war Rock Band.
Es müssen mehr und größere Geldquellen her. Nintendo hat es erkannt und den Casual Gamer Markt drastisch gefördert. Es müssen Bedingungen für die Kreativität und Differenzierung zur Konkurrenz gefrödert werden. Nintendo hat dank DS und Wii Plattformen geschaffen, auf denen man einmalige, sehr kreative Produkte schaffen kann, die vom Markt gefragt sind. Außerdem sollte man auf alle Fälle die Vermarktung optimieren (auch hier ist Nintendo der Konkurrenz aktuell weit voraus) und die Onlinedistributionen fördern (die sind erst recht für unabhängige Entwickler wirklich ein wichtiger Rettungsanker). Und das alles ist erst ein Anfang (ich habe mich letztendlich natürlich auch noch nicht intensiv und ernsthaft damit befasst). Da gäbe es natürlich noch so Punkte wie z.B. die Ausbildung von Entwicklern. Es gäbe auf alle Fälle noch genug, wo evtl. Optimierungsbedarf vorhanden ist, um eben dem Markt / Entwicklern eine gesündere Grundlage zu schaffen.
Wobei man anmerken muss: Seit den 70ern / 80ern hat sich viel im Videospielmarkt getan. Einiges hat sich wirklich zum Schlechten entwickelt und wurde zu einem großen Problem. Aber so einiges hat sich auch zum Guten entwickelt und zeichnet diesen Markt zum Teil auch aus. Dennoch sollte man die aktuellen Probleme nicht einfach gutreden, man sollte immer versuch diesen Markt zu optimieren. Ohne Entwickler keine Spiele und ohne Spieler kein Geld. Letztendlich müssen Konsolenhersteller aber auch wir Spieler auch an die Entwickler denken. Ohne sie können wir den Markt nämlich aufgeben und sie sind ein entscheidender Faktor in diesem Markt. Nicht alles dreht sich immer nur um uns.