LuckyJack
L11: Insane
Servus zusammen!
Krass, wie schnell ihr das Spiel schon durch habt. Ich bin erst im Altus-Hochland, welches ich noch vor meinem Weg in die Hauptstadt entkernen möchte.
Das bringt mich aber nun schon zu meinem Anliegen, welches mir auf der Seele liegt, mich nicht in Ruhe lässt und sich auf eine Frage zusammenstauchen lässt:
Kann es sein, dass das allgemeine Bossdesign in Elden Ring nicht gut, vieleicht sogar schlecht ist? Bin ich der einzige, der sich diese Frage stellt? Oder spiele ich das Spiel falsch?
Eins vorneweg: Womöglich liege ich damit völlig falsch, weil Elden Ring anders gespielt werden sollte als ich das bisher tue. Aber genau deswegen möchte ich die obige Frage stellen, damit ich aus der Sache etwas lerne:
- Dark Souls 1 war mein erstes FromSoft-Spiel und ich war der schlechteste Spieler auf Erden: > 300 Versuche im ersten Durchgang gegen Gwyn. Mit meinem ersten Charakter ist mir die Startwaffe kaputt gegangen, bevor ich André erreichte.
- > 20 Tode gegen die Klerikerbestie in BB, bevor ich mit dem neuen Paradigma anfing warm zu werden.
- Sekiro bis Gennichiro erst mal abgebrochen. Dann nochmal angefangen, bis ich bei Frau Schmetterling kapiert hab, dass ich wirklich das Parieren können muss - nicht das Ausweichen.
Das sollen nur ein paar Beispiele sein, die unterstreichen sollen, dass ich in diesen Spielen echt lange brauche, bis kapiere, wie der Hase zu laufen hat. Aber was für Probleme habe ich mit den Elden Ring Bossen? Ich will ein paar Punkte kurz aufzählen und erläutern:
1. Beliebig lange Angriffskombos.
Es fühlt sich so an, dass Bosse am Ende einer Kombo eine kurze Transitionsphase haben, in der das Spiel berechnet, ob sie weitere Angriffe unmittelbar dran anknüpfen (z. B. ist der Spieler in Reichweite).
2. Bosse reagieren auf Controller-Inputs
Das ist mir in früheren Titeln höchstens beim Estutus-Schlucken aufgefallen. Aber Bosse reagieren auf direkte Angriffe. Beispiel Schmelztigelritter Phase 2: Combo -> Schwanzangriff -> Ich drücke R1 -> sofortige Reaktion mit weiterem Schwanzangriff.
3. Verzögerte Angriffe
Jeder schwerere Boss hat einige davon im Angebot. Mein (subjektives) Problem damit: Intuitives Reagieren erscheint oft nicht möglich. Der eigentliche Angriff nach der Ankündigung dauert teils lange, wird dann aber so schnell ausgeführt, dass ich mit meinen 40 Jahren darauf nicht mehr reagieren kann -> Bosskampf "verkommt" zum Auswendiglernen der korrekten Timings statt zum Aufbau des richtigen intuitiven Verhaltens.
4. Extreme Mobilität
Viele Bosse pesen durch die halbe oder ganze Arena infolge ihrer Angriffe. Als Nahkämpfer muss ich dann erst einmal wieder zum Boss laufen, der schon wieder seine nächste Kombo beginnt.
Im Umgang mit diesen Punkten ergeben sich (für mich) die folgenden Schwierigkeiten, insbesondere dann, wenn sie in Kombination auftreten:
- Die Zeitfenster für Gegenangriffe sind enorm gering. Als Großschwertnutzer habe ich das Gefühl, dass es vom Zufall abhängt, ob ich einen Angriff durchführen kann, ohne direkt einen Gegenangriff zu erleiden. Es erscheint mir inkonsistent, ob der Boss nun auf einen Input reagiert oder zufällig eine Combo erweitert.
- Das Spiel scheint es zu bestrafen, wenn ich aktiv kämpfe (Input-Reading). Es fühlt sich an, als kann ich nur auf den Boss reagieren statt selbst zu agieren.
- In einigen Käpfen sind aus meiner Sicht die Downtimes jenseits von Gut und Böse. Beispiel Roter Wolf von Radagon. Er pest durch den Raum, ballert Magie, bis er eine konkrete Combo ausführt, an deren Ende ich einen (!) Sprungangriff anbringen kann. Dann geht das Warten auf die nächste Gelegenheit wieder los.
Mein größtes Manko ist jedoch das manchmal (aus meiner Sicht) mangelhafte Feedback, Lessond learned, etc. nach Spielertod. Mir geht es nicht darum, dass ich oft sterbe, sondern, dass ich hinterher nicht weiß, was ich daraus lernen oder im nächsten Versuch besser bzw. anders machen soll. Beispiele:
a. Radahn, Phase 2: Die großen Meteore fliegen auf mich zu, während ich seinen Schwerthieben ausweiche. Durch mehrere überlagernde Hitboxen werde ich am Ende einer Rollanimation getroffen, gestunnt und sterbe durch die darauffolgenden Hiebe/Meteore.
Mir ist es nicht ein einziges Mal gelungen, diese Kombo zu überleben. In meinem erfolgreichen Versuch hat er den Angriff einfach nicht ausgeführt.
b. Rykard, Phase 2: Aus diversen Richtungen regnen gefühlt unendlich viele große rote Schädel-Projektile auf mich ein, während der Boss mit langsamen Schwerthieben auf mich einschlägt. Manchmal sind es so viele Projektile, dass ich trotz Laufens davon eingekesselt werde, manchmal überlagern sich die Hitboxen der Schwertangriffe und Projektile, sodass ich aus der Rolle heraus getroffen, gestunnt und weitere fortlaufende Treffer getötet werde.
Auch hier hat der Boss diesen Angriff in meinem erfolgreichen Versuch nicht eingesetzt.
In beiden Fällen hat sich der Sieg über die Bosse für mich leer angefühlt. Weil ich nicht die Bosse gemeistert habe, sondern einfach die RNG-Würfel für mich glücklich gefallen sind. Bis heute weiß ich nicht, wie ich diese Angriffe überleben könnte.
Gerade mit meinem Großschwert habe ich das Gefühl, in den allermeisten Fällen benachteiligt zu sein.
Ganz zu schweigen vom Boss-Recycling (was ich bisher nicht sonderlich schlimm finde) oder den "tollen" Encountern, wo man einfach zwei Bosse in eine Arena gesteckt hat.
Daher einfach (nochmal) die Frage: Spiele ich das Spiel falsch?
Würde nicht sagen das Du falsch spielst - wie könnte ich auch, einiges was Du so schön in Worte gefasst hast ist mir auch aufgefallen/bzw. so vorgekommen, besonders dieses Leere Gefühl nach einigen Bossen:
Radahn zB. war für mich (zu dem Zeitpunkt Level 20) ein absoluter Witz, der ist einfach nur vor mir weggrannt bzw. geritten, ich habe den einfach nur stumpf verprügelt, Malenia hat mich extrem oft versohlt, dann ein Try da hab ich nichtmal einen Heiltrank gebraucht - ohne auch nur eine Kleinigkeit anders zumachen als in den Versuchen davor..........
Viele Bossangriffe/Muster habe ich erst gesehn nachdem ich öfters anderen Spielern geholfen habe, das ich im Grunde nichts "gelernt/bzw. mich nicht verbessert" habe ist mir eigentlich erst aufgefallen als ich danach SoPFFO auf Chaos gespielt habe, wo die Muster tatsächlich berechenbarer sind und Bosse präzisere Hitboxen haben.
Auch das es als Nahkämpfer rein solo ein reines Glückspiel ist wie die Bosskämpfe ablaufen, kann ich so unterschreiben - mittlerweile habe ich einen Durchgang rein Solo-Nahkampf hinter mir und würde nicht behaupten das ich einen der Bosse der Legacy-Dungeons mit Können besiegt habe - alles reines Glück gewesen.
Also wenn spielen wir beide "falsch", in meinen Augen hat Elden Ring auch tatsächlich von allen FS-Spielen die schwäöchsten Bosse/bzw. das schwächste Bossdesign - wenn mich jemand fragen würde was mir von ER am meisten in Erinnerung bleiben wird, dann werden es diesmal wohl Spielernachrichten sein: Try Finger, But hole.