Mario Himsl: Wenn es so einfach ist, könnte der FC Bayern mich ja auch nehmen (lacht). Nein, ich kann Herrn Watzke natürlich zustimmen, dass der FC Bayern der Top-Favorit auf die Meisterschaft ist. Trotzdem halte ich solche Aussagen von angesehenen Managern oder Präsidenten für sehr mutig. Die Sätze klingen immer sehr nach vorzeitigem Ergeben. Aus Sicht eines Fußballlehrers muss ich anerkennen, welche Spielstrategie der FC Bayern in den letzten Jahren entwickelt hat und wie er diese umsetzt. Der FC Bayern ist ein Vorbild für modernen Fußball und absolut nachahmenswert. Hier können sich junge Spieler anschauen, wie Fußball auf höchstem Niveau richtig funktionieren kann. Das gab es jahrelang in der Bundesliga nicht.
SPOX: Die Dominanz der Bayern wird auch immer auf die finanzielle Überlegenheit heruntergebrochen. Ist Bayern der Favorit, weil sie die größten Möglichkeiten und die besten Spieler haben?
Himsl: Dagegen wehre ich mich als Trainer. Natürlich hat Bayern in der Breite und in der Spitze den besten Kader, aber eine Menge Einzelspieler formen noch kein Top-Team. Wenn der FC Bayern 2013 25 Punkte und 2014 19 Punkte Vorsprung auf den Zweiten hat, liegt das nicht alleine an den besseren Spielern. Dass es letzte Saison "nur" zehn Punkte auf Wolfsburg waren, lag auch an den drei für Bayern belanglosen Niederlagen in der Schlussphase der Saison, als sie schon Meister waren. Die Überlegenheit hängt für mich eindeutig mit der Strategie sowie der Spielidee der Mannschaft zusammen und wie diese auf dem Platz umgesetzt werden. Dabei spielt der Trainer eine große Rolle. Ein Spieler braucht Anleitung, denn auf viele Sachen kommt der Spieler bei aller Qualität von alleine gar nicht.