Danke für die Antwort. Eine legitime Leseart, die ich persönlich aus verschiedenen Gründen grundsätzlich unterschiedlich betrachte...
Ich gebe dir insoweit Recht, dass Pazifismus, der allen gerecht werden müsste, insofern utopisch ist, weil er nur in einer Welt funktionieren könnte, in der die Führungskräfte eben nicht nach mehr Macht und Kontrolle streben. Dieses Ungleichgewicht sehe ich auch bei den Beteiligten des Kriegs in der Ukraine, jedoch offensichtlich anders als ihr. Auch wenn es den "reinen" Pazifismus in einer Welt wie dieser nicht gibt und wohl für die ein oder andere Partei nicht zielführend ist, kann man jedoch einzelne pazifistische Entscheidungen treffen, damit die Lage nicht weiter eskaliert.
Anders als es hier suggeriert wird, gibt es eben nicht DIE eine gute Seite und die Bösen auf der anderen, es ist ein weitreichend komplexes Geflecht unterschiedlichster Faktoren und international agierender Einflüsse, die es hier in Augenschein zu nehmen gilt und berücksichtigt werden müssen. Der ein oder andere Ansatz ist hier inmitten der doch recht einseitigen Diskussion zwischendurch mal gefallen und sollte eigentlich dazu anregen, die Hintergründe des Konflikts und Interessen aller Akteure näher zu beleuchten, auch im Hinblick darauf wie souverän diese agieren, aber es ist in Anbetracht der Sensibilität des Themas ein heißes Pflaster und zudem nicht mein Anspruch konträre Stimmen vom Gegenteil zu überzeugen. Am Ende möchte jeder Recht behalten und die Wenigsten sind dazu bereit, sich der Gegenseite anzunähern oder Zugeständnisse zu machen.
Aus meinem Statement im CW-Bereich sollte bereits deutlich geworden sein, dass ich es als mühselig und frustrierend erachte, mich auf solche Diskussionen einzulassen und doch bin ich wieder hier, obgleich meiner zurückgefahrenen Aktivität. Nichtsdestotrotz... war es mir ein wichtiges Anliegen dazu anzuregen, in dieser Diskussion auch die Entscheidungen des "Westens" kritisch zu hinterfragen und zu ergründen, welche Interessen bei welchen Entscheidungen im Vordergrund stehen, (Mein Kompromiss bzgl. Anspruchs).
Russland hat die Ukraine nicht grundlos angegriffen. Eure Meinungen dazu kenne ich, darüber zu "streiten" macht hier wenig Sinn, die Standpunkte sind klar. Alle Akteure des Kriegs verfolgen bestimmte Interessen und sehen im Handeln des Gegenübers eine Bedrohung der eigenen Entscheidungsgewalt, ob die Gründe dafür nun nachvollziehbar und gerechtfertigt sind oder nicht, ist zumindest in dieser Diskussion hier nicht zielführend, aber ich bin mir sicher, dass die agierenden Kräfte bestens über die Intentionen der Gegenseite informiert sind, sicherlich besser als die meisten von uns.
Damit die Lage nicht weiter eskaliert und das Säbelrasseln endet, ist es unabdinglich, Zugeständnisse zu machen und Kompromisse einzugehen. Russland hat diesbezüglich schon sehr früh seine Absichten öffentlich kundgetan und Verhandlungen angeboten, während die westliche Seite Friedensverhandlungen konsequent ablehnt, "mit dem Aggressor habe man nicht zu verhandeln" , was sich als Narrativ ja auch bewährt hat. Und ich bezweifle stark, dass die Ukraine das ausschließlich selbst so entschieden hat. Die Ukraine mag zu Europa gehören, aber sie gehört weder der EU an, noch der Nato und das aus guten Gründen (die im Rahmen des Krieges jetzt über Bord geworfen werden, weitreichende Korruption, oligarche Strukturen, Monopole, Lobbyismus, Rolle für internationale Beziehungen zu Russland, etc.). Zu den Vorwürfen der russischen Seite im Bezug auf die Ukraine wurde ja bereits reichlich diskutiert, dazu kann man stehen wie man möchte, aber ich sehe zumindest in Sachen Transparenz mehr Bemühungen auf einer Seite als auf der anderen.
Ich bin jetzt - im Gegensatz zu dir - nicht so gekonnt chronologisch auf jeden Punkt separat eingegangen. Es ist schwierig, über deeskalierende Entscheidungen, die jetzt wichtig sind, zu diskutieren, wenn unsere Grundeinstellung bzgl. der Kriegsursachen und Bestrebungen bereits so gegensätzlich sind. Und da werden wir auch auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.
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