Danke für die Antwort. Eine legitime Leseart, die ich persönlich aus verschiedenen Gründen grundsätzlich unterschiedlich betrachte.
Primär jedoch aus folgenden vier Gründen:
1) Entsprechend dieser grundsätzlichen Philosophie, ist jemand, der möchte, dass Kriegstreiber keine Kriege mehr führen, kein Pazifist. Das erscheint mir nicht unbedingt fair oder angemessen, da dann jeder, der sich gegen eine persönliche Attacke wehrt, quasi diese Attacke "verlängert". Ein Militärphilosoph hat mal den schönen Satz geprägt "der Angreifer ist immer für Frieden, da er am liebsten ohne Gewalt gewinnen möchte".
2) Die Vorstellung, wir könnten von außen der souveränen ukrainischen Regierung & Bevölkerung aufoktroyieren, doch bitte die Waffen nieder zu legen, erscheint mir einerseits hochgradig imperialistisch und andererseits völlig unrealistisch. Es liegt nicht an uns zu entscheiden, wann die Ukraine ggf. verhandeln möchte, wir können aber für uns analysieren, wie wir mit den Entscheidungen des ukrainischen Volkes umgehen. Natürlich könnte man die Ukraine, wenn man denn möchte, von weiterer Unterstützung abschneiden aber das würde nur die Zahl der toten Ukrainer erhöhen - jedoch nicht die Bereitschaft des Volkes steigern, Bürger von Russland zu werden.
3) Russland hat anhaltend, durchgehend und pausenlos bewiesen, im Verlauf dieses Konfliktes, dass sie nicht an einer diplomatischen Lösung interessiert sind, bzw. nur dann, wenn es keinen ukrainischen Staat mehr gibt. Dies fügt sich gut in ein Gemenge von Fällen aus den letzten Jahrzehnten ein, bei denen die russische Führung auch primär Verhandlungen dazu verwendet hat, um sich auf die nächste Armeewelle vorzubereiten und Zeit zu schinden. Moskau ist in seiner aktuellen Form nicht nur ein unzuverlässiger Vertragspartner und absolut unglaubwürdig, sondern sagt auch quasi täglich, dass sie eine militärische Lösung anstreben.
4) Russland, bzw. vielmehr der aktuelle Oberbefehlshaber der russischen Armee, ist uns gegenüber negativ eingestellt als "Westen", weil wir politisch-wirtschaftlich-kulturelle diametral gegen die Werte stehen, die er sich für sein alterndes, verfallendes Reich ausgesucht hat und der Erfolg von anders aufgestellten Nationen in seiner Nachbarschaft für ihn als Bedrohung wahrgenommen hat, der seine eigenen Bürger auf falsche Gedanken bringen könnte. Dass es irgendwann vor 20 Jahren mal eine theoretische Option gegeben hätte, die Russen stärker in das europäische Sicherheitsgefüge zu integrieren und stärker transaktional vorzugehen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Regime nach Belieben Passagierflugzeuge abballert, versucht europäische Regierungen mit Söldnerheeren abzusetzen (Montenegro), Auftragsmorde, mit atomarem Material, Kugeln und Stricken, in allen europäischen Ländern begeht, IT-Terrorismus durchführt, Milliarden dafür ausgibt, uns zu destabilisieren und staatsfeindliche Kräfte zu fördern und seine Nachbarländer durchgehend mit Krieg und Atomkrieg bedroht, wenn sie widersprechen. Ich hätte mich gefreut, wenn die Türkei und Russland damals stärker integriert worden wären aber für all diese Myriade an Verbrechen und Untaten ist primär, sekundär und tertiär die momentane Führung in Moskau verantwortlich.