Inwiefern wurdest du denn getäuscht bzw. was sind deiner Empfindung nach die (mutmaßlichen) Gründe, dass du getäuscht wurdest? Ernstgemeinte Frage, weil es mir schwer verständlich erscheint, wie das passieren kann. Ich sehe mir zB auch hier und da Russia Today oder Fox News an, erkenne aber die Lügen, Meinungsmache, und Halbwahrheiten mMn relativ einfach. Nicht dass es sowas nicht auch in unseren Öffentlich-Rechtlichen gibt, aber dies nahezu kaum, und mittlerweile bin ich gerade über deren Berichterstattung mehr als glücklich…
Hauptgrund bei mir war diese große Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung Amerikanischer und Russischer Kriege.
Ich war und bin der Meinung, dass da in Deutschland und in deutschen Medien ganz extrem mit zweierlei Maß gemessen wurde und wird. Man hat bei den Russen Dinge kritisiert, die man bei den Amerikanern nicht nur toleriert sondern explizit befürwortet hat und das hat irgendwann dazu geführt, dass ich bezogen auf Russland einfach gar nichts mehr geglaubt habe.
Auch wenn in der konkreten Situation Russland definitiv der Aggressor ist und sich ein illegaler und völkerrechtswidriger Angriff auf eine souveräne Nation durch absolut nichts rechtfertigen lässt, sind die Amerikaner meiner Meinung nach die Letzten, die mit dem moralischen Finger auf irgendwen zu zeigen hätten und die Einhaltung geltenden Rechts einfordern sollten.
Die illegalen Angriffskriege der USA sind nicht zahlreich sondern fast schon Legion. Sei es der Irak 2003, Lybien 2008, Syrien 2011, Serbien 1998 etc. Alles stets begleitet von konstant gelogener Kriegspropaganda (Schweinebucht-Invasion, Brutkastenlüge, George Powell mit einem grünen Flächschen, das Massenvernichtungswaffen im Irak nachweisen sollte, die es nie gegeben hat, Konzentrationslager im Kosovo, die es nie gegeben hat etc.)
Und natürlich nicht zu vergessen der deutsche Sündenfall mit dem Kosovo-Krieg 1998, der ebenfalls völkerrechtswidrig und illegal war. Durchgeführt von einer Rot-Grünen Regierung, die sich die Bewahrung des Friedens auf die Fahne geschrieben hatte (nie wieder soll von diesem Land Gewalt ausgehen).
Die USA und ihre Verbündeten "durften" gefühlt den halben Nahen Osten mit radioaktiver Uran-Munition zurück in die Steinzeit bomben und das wurde niemals auch nur im Ansatz mit der Vehemenz verurteilt, wie das jetzt bei den Russen der Fall ist.
Im Falle von Russland nennen wir das Aggression und völkerrechtswidrige Angriffskriege; aber wenn wir es selbst tun, dann sind das humanitäre Kriege (ein ähnliches Oxymoron wie liebevolle Vergewaltigung), Peace Keeping Operations oder sonstige euphemistische Dinge.
Und es sind die USA, die im Ausland mehr Militär-Stützpunkte haben, als es überhaupt Länder gibt. Es sind die USA, die mehr für ihr Militär ausgeben, als die danach folgenden neun größten Armeen zusammen. Es sind die USA, die sich erdreisten, sich permanent aufgrund nationaler Interessen, militärisch in die Innenpolitik anderer souveräner Staaten einmischen zu dürfen. Es sind die USA, die mit über deutschen Boden ferngesteuerten Drohnen im nahen Osten "Terroristen" jagen und dabei Tausende Zivile Opfer einfach hinnehmen.
Ken Jebsen und Daniele Ganser haben das in den Jahren vor Corona wirklich schön anschaulich aufgearbeitet (bevor ersterer komplett dem Wahnsinn verfallen ist) und mal aufgezeigt, was eigentlich die USA im Ausland so treiben und wie die Presse in der Heimat darauf reagiert. Und durch dieses klare Messen mit zweierlei Maß habe ich einfach irgendwann aufgehört, das Warnen vor Russland ernstzunehmen.