Die Leute können austreten, was sie bereits fleißig machen.
Und die Politik könnte dem Verein langsam die Daumenschrauben anlegen
Das ist ja gerade das Interessante. Ich könnte mir jetzt groß alle möglichen Dinge ausdenken, wie man die Kirche im Allgemeinen und die Katholische im Besonderen in ihren Schranken weisen könnte. Aber das braucht man eigentlich nicht. Praktisch ohne jede etwaige konzertierte Gegenbewegung laufen den Kirchen die Leute in Scharen davon. Eben weil die Kirchen nicht gewillt sind, sich an die modernen Gegebenheiten anzupassen. Klar bin ich zwiegespalten, wenn mal wieder einer jener Hardliner auftaucht und die ganzen modernen Bestrebungen verdammt und das ganze zurückdrehen möchte hin zu weniger Ökumene, weniger Einbindung von Frauen bis hin zu alten Abläufen, wie dass die Messe mit dem Rücken zur Gemeinde gehalten wird etc. Aber genau diesen rückwärtsgewandten Bestrebungen à la Richard Williamson oder eben dem früheren Ratze-Papst sind ein wichtiger Grund, dass die Leute einfach genug von diesen abgehobenen alten Männern in ihren Elfenbeintürmen haben. Und die Haltung zu dem Missbrauch (dazu zähle ich nicht nur den sexuellen Missbrauch durch Priester sondern auch die von Nonnen geführten quasi "Folterheime" für Kinder) ist eben auch eine Erscheinung davon, wie völlig losgelöst von der realen Welt man hier agiert. Nicht ohne Grund hatte ja allein das Zurückhalten des damaligen Berichtes zum Missbrauch eine Austrittswelle ausgelöst.
Und beim früheren Ratze-Pabst wundert mich eigentlich nichts mehr. Der Kerl hat wirklich unglaublich viel Dreck am Stecken. Von seiner persönlichen Förderung der erzreaktionären Piusbruderschaft (für die dann aber sogar ein Holocaust-Leugner wie der oben genannte Richard Williamson zu (rechts)extrem wurde), die jetzt bekannt gewordenen Vertuschungsaktionen beim Missbrauch bis hin zu seiner Beteiligung an einer
lupenreinen Sekte. Gerade die Katholische Kirche ist absolut reformunwillig und überhaupt reformunfähig... und IMO ist das auch gut so, weil so die Leute eher abgeschreckt werden, als durch irgendwelche Kampagnen.
Aber klar hat das auch wieder zwei Seiten. Wo bei den oben genannten etablierten Kirchen bei diesem rückständigen Gebaren die Leute davonlaufen, kommt offenbar in den USA genau die Radikalisierung besonders gut an. Was dort an evangelikalen extremistischen Bewegungen in den letzten Jahrzehnten aus dem Boden gestampft wurde ist wirklich bedrohlich, insbesondere wenn man sieht, wie viel Einfluss diese völlig Irren auf die Politik haben. Dort wird sich inzwischen offen und völlig unironisch zu einem "Christlichen Nationalismus" bekannt - mit allen Konsequenzen für Nicht-Christen und Atheisten.
Nö, der Islam vermehrt sich mit Praktiken und Einstellungen die ebenfalls verwerflich sind während das Christentum immer mehr abbaut. Das stört das religiöse Machtgefüge eben.
Ich sehe jetzt nicht, dass bei uns die Leute von den etablierten Kirchen abspringen und ausgerechnet den islamischen Hasspredigern in die Arme laufen. Dies ist wohl eher ein Problem eines bestimmten, ohnehin bereits religiös islamisch vorgeprägten Milieus. Christliche Hardliner sehen im Islam eher ein Feindbild (obwohl sich gerade die extremen Ausrichtungen in ihren Inhalten ihr arg ähneln). Wie oben genannt, sehe ich persönlich eher eine Gefahr, wenn sich analog wie in den USA irgendwann auch hier die Freikirchen und Evangelikalen extremistischen Ausrichtungen ausbreiten sollten, da diese im Gegensatz zu den islamischen Extremisten tatsächlich eine
Schritt für Schritt Übernahme der Politik anstreben, um die Uhr zurückzudrehen und daraus noch nicht einmal ein Geheimnis machen. Ohne diese christlichen radikalen Kräfte hätte es IMO sicherlich nie einen Präsidenten Trump gegeben. Letzteres empfinde ich sogar als höchst paradox. Wo man eigentlich in den USA ohne ein Bekenntnis zum Christentum keine Chance auf das Präsidentenamt hatte (dem Framing vom "War on Christmas/Christ" zum trotz, trifft in den USA eher das Gegenteil zu, die Ausgrenzung von nicht-christlichen Politikern), wurde ausgerechnet ein Kandidat wie Trump der einem Atheisten noch am nächsten kommt (ich schätze ihn eher als Opportunisten ein, der die Christen nur als Stimmvieh brauchte), von den radikalen christlichen Bewegungen unterstützt. Wie schon gesagt, man schaue sich nur die Entwicklung in den USA an, wo langsam über die Jahrzehnte hinweg extreme christliche Strömungen immer mehr an Einfluss in der Gesellschaft und Politik gewannen, bis hin zur Explosion dieser Bewegungen vor, mit und nach Trump, um die wirkliche kommende Gefahr zu sehen.