Ja und was sagt uns das? Das die Maßnahmen hierzulande vollkommen übertrieben sind und das unsere komplette Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird.
Man muss sich halt vor Augen führen, dass es an dieser Stelle schlicht und ergreifend keine Lösung gibt, an der nicht trotzdem Wirtschaft und Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wenn du die Kontrolle über die Epidemie verliert, dann stapeln sich in den Krankenhäusern die Leichen neben den vollbelegten Betten mit jenen Intensivpatienten, die es vermutlich überleben, aber trotzdem das Krankenhaus überlasten. Das ist das Szenario Bergamo, Mailand und New York. Hilft das dann der Wirtschaft? Nein, weil spätestens ab diesem Zeitpunkt die Menschen Panik bekommen, einfachste Gesundheitsversorgung nicht mehr erfüllt werden kann, und deine Stadt ohnehin in einer Art Chaos versinkt.
Dann tauschst du, überspitzt gesagt, die Selbstmord-Gefahr in den gestressten Familien im Lockdown ein gegen Selbstmord-Gefahr unter dem Pflege-Personal und den Ärzten, die an der Situation verzweifeln. Dann geht der Mittelständler nicht pleite, weil keine Aufträge mehr reinkommen, sondern er geht pleite, weil dummerweise der Geschäftsführer verstorben ist, zwei Abteilungsleiter wochenlang krank waren und mehrere Mitarbeiter sich als mögliche Risikofälle haben krankschreiben lassen. Vielleicht es auch nicht derselbe Mittelständler, vielleicht ist es ein anderer, der durch den Lockdown relativ gut durchgekommen wäre, weil er ein Geschäftsmodell hat, das auch aktuell funktioniert.
Es haben jetzt schon mehrere Länder versucht, einen wenig restriktiveren Kurs zu fahren, bislang sind meines Wissens alle gescheitert, und spätestens, wenn das Krankenhaus voll ist, verbarrikadieren sich sowieso alle Menschen zu Hause. Dann halt ungeordnet, in Angst und noch viel mehr unter Stress.
Das Problem an Corona, ist die hohe Ansteckungsgefahr vor den ersten Symptomen. Das ist halt bei der Grippe und vielen anderen Krankheiten anders. Bei einer Grippe könntest du jeden, der Symptome zeigt, radikal zur Heim-Quarantäne verdonnern. Bei Corona hast du schon einen Ausbruch, bevor du kapiert hast, dass er stattfindet. Und dann bekommst du die Infektionsketten nicht mehr unter Kontrolle und kannst nichts mehr machen.
Auch corona hat als Nebenwirkung einen "Preis", an den man erstmal nicht denkt. Traumatisierte Angehörige, Depressionen, Verlust von wertvollem Wissen in Forschung und Wirtschaft, Waisenkinder, Vertrauensverlust in die Öffentliche Ordnung und die Politik.Hier muss man sich fragen ab wann genau wird es denn dann zu viel?
Und da niemand von uns eine Glaskugel hat: Wer von uns errechnet denn jetzt den "Preis" der Folgen und legt dann fest, ob sich die Waagschale in die eine oder andere Richtung senkt? Oder gibt es dummerweise vielleicht gar nicht nur zwei Richtungen, sondern 20 verschiedene Waagschalen, je nach Strategie, und es ist gar keine Entweder-Oder-Frage, sondern halt eine Frage von Dutzenden verschiedenen Parametern?
Davon abgesehen gibt es immer noch einen Unterschied, ob X Tote "einfach so" passiert sind, oder ob die Angehörigen, Kollegen, Freunde sich fragen, ob man den Tod nicht vielleicht hätte verhindern können, und wer dafür verantwortlich ist? Ist es nicht ein klein wenig verwunderlich, dass selbst Diktatoren und Autokraten, die sich relativ wenig um Wahlen kümmern müssen, offenbar Angst davor haben, sich vor ihr Volk zu stellen, und ihnen zu sagen: "Hey, 200.000 Tote sind nicht das Ende der Welt, wichtiger ist, dass unsere Wirtschaft noch läuft!"
Davon abgesehen bleibt die Bemerkung, die ich vorhin gemacht habe: Wenn sich in den Krankenhausfluren Tote und Kranke stapeln, und jeder Blinddarm zum Tod führen kann, weil kein Bett mehr frei ist, dann läuft "die Wirtschaft" eh nicht weiter. Dann bekommen Menschen Panik und verbarrikadieren sich ganz von alleine zu Hause
Ich will aktuell kein Politiker sein.
Ich sehe keinen Weg, mit der Krise umzugehen, der nicht heftige Nebenwirkungen hat. Alles, was da bislang als Alternative vorgeschlagen wurde, funktioniert bis zum Beweis des Gegenteils nur in der Phantasie.