Zissou
L17: Mentor
Wie gestern Abend schon geschrieben: wenn sich das Virus bis im Mai nicht selber getötet hat (oder der Frühlingseffekt bislang unterschätzt wurde), wird man sowieso auf die Vorschläge der Ökonomen zurückkommen. Diverse Kleinbetriebe würden eine Schließung für mehr als 1.5 Monate ganz einfach nicht überleben (gerade davon sind aktuell sehr viele betroffen). Habe auch Leute in meinem Umfeld, die ihr ganzes Leben einen Kleinbetrieb aufgebaut haben, der nun aufgrund der Maßnahmen des Bundes akut gefährdet ist. Mieten und Löhne werden weiter bezahlt, aber die Einnahmen sind von gestern auf heute auf 0 gefallen.
Und die Konsequenzen für das Bildungssystem, wenn eine ganze Generation von Schülerinnen und Schüler ein Jahr länger die Schulbank drücken müssen, weil sie um ein halbes Jahr gebracht wurden und darum die Abschlüsse nicht machen konnten, will ich mir gar nicht ausrechnen. Gerade für Schülerinnen und Schüler, die kurz vor dem Abschluss stehen, womöglich gar einen Lehrvertrag abgeschlossen haben, oder für Leute, die eine Lehrabschlussprüfung haben sollten, wäre das eine reine Katastrophe. Bei 5 Wochen kann man notfalls argumentieren, dass man ja die Sommerferien kürzen könnte, um das alles auszugleichen. Bei einer längeren Schulschließung wird das unmöglich.
das ding ist halt, dann wird es nicht viel bringen, ausser es wird eben durch eine absolute entwarnung begründet.
wieso? weil sich zu viele leute jetzt schon vor angst einscheissen, was wohl auch der grund für die klopapier hamsterkäufe ist.
im ernst... wenn man ständig liest, dass die leute sich zuhause in ihren höhlen verbarikadieren und todesängste ausstehen wenn sie nur den fuss vor die haustür setzen müssen, andere auffordern gleich zu agieren, angst haben einen park zu durchqueren oder zur arbeit zu gehen, kann man sich ja ausmalen wie viel das es bringt kleinbetrieben oder der gastronomie wieder ein "go" zu geben, ohne gleichzeitig eine absolute entwarnung zu verlauten.
der morlock effekt ist dann schon zu sehr in den köpfen verankert, und man gibt sich nahezu einer agoraphobie hin. die leute werden nicht auf ein mal wieder einfach rausgehen, ohne tausend mal versichert zu kriegen, dass die seuche aus ist.
viele handeln jetzt eben so weil sie nicht kapiert haben, dass es darum geht die ausbreitung einzubremsen, sondern weil sie ein gefühl vermittelt kriegen, dass es sich um eine absolute todesseuche handelt und man stirbt wenn man angesteckt wird. dank angstfördernder medienheadlines en mass, und dank weltuntergangspropheten wie man sie in jedem forum findet. ein: "das grosse sterben beginnt!!!" brennt sich nun mal mehr in die köpfe ein als ein: "keep calm. handelt vernünftig."
es ist für das immunsystem und das körperbefinden immer noch sehr wichtig raus zu gehen, sich zu bewegen und frische luft und sonnenstrahlen zu tanken. auch darum gibt es keine ausgangssperre. wurde sogar gestern auch vom bundesrat erwähnt. selbst in gefängnissen wird nach diesem credo gehandelt, sogar mit isolations gefangenen. viele leute kapieren das einfach nicht, weil sie noch nie körperbewusst gelebt haben, und bereits den grossteil ihres lebens als halb morlocks vor sich hinvegetieren.
darum wird es sehr schwierig sein den leuten zu vermitteln, dass man wieder einem normalen, sozialen leben nachkommen soll um die wirtschaft wieder in schwung zu bringen, ohne eine total entwarnung rauszuposaunen.