Zwei schwedische Provinzen haben die Verimpfung des Covid-19-Impfstoffs von AstraZeneca gestoppt ►
Der Grund: Im schwedischen Sörmland kam es zu einer Häufung von Nebenwirkungen beim Personal zweier Krankenhäuser. Von den 400 Geimpften litten 100 Personen an Nebenwirkungen, vor allem an Fieber, berichtet der schwedische, öffentlich-rechtliche Sender SVT. In den Kliniken herrsche nun Personalnotstand.
Auch in Deutschland scheint es zu einer solchen, aber deutlich kleineren Häufung von leichten Nebenwirkungen gekommen zu sein:
Mindestens 30 Mitarbeiter des Rettungsdienstes und der Feuerwehr im Kreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen) fielen am Freitag nach ihrer Impfung mit AstraZeneca krankheitsbedingt aus, klagten über Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen, wie die „Neue Westfälische“ berichtet.
Nebenwirkungen seien normal, hieß es vom Landkreis. In den Nachbarkreisen hätten Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach der Impfung ähnliche Nebenwirkungen gehabt.
Von AstraZeneca selbst kommt allgemeine Entwarnung. Eine Sprecherin zu BILD: „Derzeit sind die gemeldeten Reaktionen so, wie wir sie aufgrund der Erkenntnisse aus unserem klinischen Studienprogramm erwarten würden.“
Dazu gehörten vorübergehende lokale und systemische Reaktionen wie Schmerzen und Empfindlichkeit an der Injektionsstelle, leichte bis mäßige Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, Unwohlsein und Muskelschmerzen. „Die Reaktionen traten häufiger einen Tag nach der Impfung auf. Nach einer zweiten Dosis traten sie seltener auf“, so die Sprecherin.
Auf die Häufungen in Schweden und Nordrhein-Westfalen ging das Unternehmen nicht ein.
Der Impfstoff sei in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinenten zugelassen und durchlaufe bei der Auslieferung jeder Charge strenge und rigorose Qualitätskontrollen – auch die Geimpften würden routinemäßig überwacht. Die AstraZeneca-Sprecherin zu BILD: „Es gab keine bestätigten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse. Wir behalten die sich entwickelnde Situation weiterhin genau im Auge.“
Schweden-Region stoppt AstraZeneca-Impfung
Der Arzneimittelverantwortliche von Sörmland, Magnus Johansson, erklärte: „Wir stoppen die Verabreichung bis auf Weiteres, um das zu Ganze zu untersuchen, und um Personalmangel zu verhindern.“
Bei den Nebenwirkungen, die in Schweden häufig aufgetreten sind, handelt es sich mehrheitlich um Fieber. Das ist von AstraZeneca als relativ häufig vorkommende, aber mild verlaufende und schnell vorübergehende Nebenwirkung ausgeschrieben. Vor Ort würden nun die vorhanden Daten gesammelt und an die nationale schwedische Medikamentenbehörde und den Hersteller für weitere Analysen und Stellungnahmen geschickt.
Eigentlich kein Bemerkenswerter Vorgang, wäre die Häufigkeit des Auftretens der Nebenwirkungen mit 25 Prozent (100 von 400 Klinikmitarbeitern) nicht ungewöhnlich hoch. Bei der Verträglichkeitsstudien vor der Zulassung des britisch-schwedischen Impfstoffs waren solche Nebenwirkungen nur in zehn Prozent der Fälle vorgekommen.
Auch der Nordeuropa-Ableger des Pharmakonzerns zeigte sich verwundert über die so häufig auftretenden Nebenwirkungen. „Das stimmt nicht mit dem überein, was wir beobachtet haben“, sagt Andreas Hidini, medizinischer Chef bei AstraZeneca Nordeuropa.
Und weiter: „Nein, das ist nicht gut. Das ist ein größerer Anteil, der Nebenwirkungen bekommt, als wir erwartet haben. In unseren Studien liegt der Wert bei rund 10 Prozent, die diese Art von Nebenwirkungen bekommen“, sagt er.
Sein Konzern werde das nun genau untersuchen, versprach er im Sender SVT. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt er, aber der Impfstoff sei ja bereits problemlos an Millionen von Menschen weltweit gegangen. Und auch in klinischen Studien habe man nie eine so hohe Nebenwirkungs-Häufigkeitsrate von 25 Prozent gemessen.
Nun warnt die Region Sörmland: Es sei ratsam, diesen Impfstoff nicht gleich einer ganzen Krankenhausstation zu verpassen, sondern immer nur einigen aus jeder Station, um Personalmangel zu verhindern. Es gehe dabei ausschließlich um AstraZenecas Vakzin, die Präparate von Moderna und Biontech/Pfizer werden weiterhin unbedenklich verabreicht, hieß es aus Sörmland.
Auch die schwedische Provinz Gävleborg reagierte auf die Erfahrung in Sörmland und stoppte die Impfung des Krankenhauspersonals mit dem AstraZeneca-Vakzin. Auch aus der Provinz Jönköping kamen Meldungen zu „überraschend“ vielen Menschen mit Nebenwirkungen nach der Covid-19-Impfung mit Astra Zenecas Mittel.