Hab das Spiel nun am Wochenende durchgespielt. Damit also mal ein paar Worte zum Spiel, wobei denke ich viel schon gesagt wurde:
Vorab als Info war Bloodstained mein aller erstes Igavania und ich habe das Spiel auf der Switch (Retail) durchgespielt.
Gameplay:
Vom Gameplay her muss ich sagen hatte ich durchaus ein paar Schwierigkeiten erst einmal reinzukommen. Da ich Igavanias meist nur von Speedruns kannte und die für den eigentlichen Spielverlauf eines Igavanias recht wenig aussagekräftig sind, war gerade die sehr an alte Klassiker, wie Symphony of the Night und Co. Steuerung die ersten Stunden recht gewöhnungsbedürftig. Das Ausweichen z.B. funktioniert ja nur rückwärts wohingegen man aus diversen anderen 2D-Action-Adventures/Hack n Slays eine direktere Variante kennt, bei der man die Richtung direkt mit dem Stick kontrolliert (bspw. Vanillaware-Games). So wurden schon die ersten 2 Bosse recht knifflig, aber mit ein paar Anläufen lief es dann doch immer besser von der Hand.
Sobald man sich dann doch voll auf das Spiel eingelassen hat, wird man von Detailverliebtheit, Variationsmöglichkeiten und purem Spaß zugeschüttet. Die ganzen Waffen und Scherben boten etliche Kombinationsmöglichkeiten. Ich hatte sehr viel Spaß bei Bossen verschiedene Waffen auszuprobieren und so Stück für Stück die Gameplaymöglichkeiten auszuschöpfen. Dazu kamen noch die Waffenfähigkeiten, die obendrein diverse Waffen nochmal etwas einzigartiger gestalten. Die verfügbaren Quests sind zwar nichts weiter als Standardkost in Form von "Besiege Gegner X Y mal", auch deren Belohnungen fallen eher moderat aus. Halt eine nette Zugabe für Sammler (wobei die schiere Menge an Waffen, Items und Scherben gerade Sammelwütige eine Weile beschäftigen sollten)
Vom Schwierigkeitsgrad muss ich sagen, war es doch ziemlich gut ausgeglichen, auch wenn für Neulinge der Anfang etwas ungewohnt und damit etwas schwieriger sein kann.
Leveldesign:
An Thematiken wurde an nichts gespart und so ziemlich alles abgedeckt, was man sich soweit vorstellen kann. Vom Piratenschiff über klassische Schlossthemen, Bibliotheken, Höhlen und vielen weiteren Arealen bietet Bloodstained ausreichend Abwechslung in der Gestaltung. Dabei wissen auch die Variationen mit der Kamera sehr zu gefallen. Große und kleine Räume, horizontale und vertikale Areale gibt es in guter Mischung. Auch die Platzierung von Gegnern fand ich ziemlich gelungen. Gab was das betrifft keine wirkliche Stelle, die ich als unfair oder störend empfand.
Wie von einem Metroidvania zu erwarten war, ist das Spiel stellenweise auch rechtoffen. Ab der Hälfte des Spiels wird es allerdings linearer, da Gebiete deutlich restriktiver zu erreichen sind.
Grafik:
Finde ich im Gegensatz zu einigen anderen sogar ziemlich beeindruckend. Gerade in den Pro-/PC-Fassungen kommen die Details sehr zur Geltung. Texturen sind sehr detailverliebt, vielerorts wird mit sehr vielen Lichtquellen eine tolle Atmosphäre erzeugt. Insgesamt ist auch der etwas bunter/lebhafter gehaltenere Stil wirklich schön anzusehen. Einzig manche 3D-Effekte, wie die Wasserebene in späteren Bereichen, wirken etwas seltsam auf mich, aber nichts, was länger stören würde. Vom grundlegenden Stil muss ich sagen, ist es eines der schönsten Spiele dieser Generation für mich, einfach da mir die gesamte Komposition doch sehr stimmig wirkt. Gerade wenn ich mir dazu im Vergleich alte Igavanias anschaue, fand ich diese immer sehr unausgeglichen aufgrund von eher tristen Hintergründen gepaart mit bunt knalligen Gegnern (teils der verwendeten Technik/Bildschirme von damals geschuldet)
Musik/Sound:
Ebenfalls sehr stimmungsvoll gestaltet wurde der Soundtrack sowie die Sprachausgabe. Der Soundtrack trägt oft mit seiner klassisch barocken Kirchenmusik, aber auch mit klassisch rockigen Klängen sehr zu den Stimmungen der athmosphärischen Gebiete bei. Selbst Gegner und Pacing wurde einfach wunderbar mit der Musik abgestimmt, sodass das Gesamtbild auf mich immer sehr stimmig war. Die englische Synchro weiß auch zu gefallen. Mit Besetzungen, wie David Hayter als Zangetsu/Erzähler, wurden durchaus auch bekannte Leute gecasted. Bei der Auswahl an Stimmen wirkte keine besonders aufdringlich bzw. fehlplatziert. Da hat man sich durchaus viel Mühe gegeben, was sonst bei japanischen Spielen mit englischer Synchro schneller mal in die Hose geht.
Story:
Von der Story hab ich nicht viel erwartet, wurde auch nicht wirklich enttäuscht. Allerdings gefiel mir das Ende irgendwie nicht richtig und hat mich zumindest mit leicht getrübter Stimmung zurückgelassen. Dies ist aber nicht nur der relativ standardmäßigen Story zuzuschreiben, sondern auch dem generellen Design des finalen Bosses, den ich einfach ziemlich hässlich und leider zu ungewöhnlich empfand (kenne durchaus andere Endbosse aus Igavanias, die sind aber nicht alle so seltsam).
Technik (speziell Switch-Fassung):
Grundsätzlich geht das Spiel auf der Switch grafisch in Ordnung. Kompromisse mussten gemacht werden und das ist auch nicht verwunderlich. Die angepeilten 30 fps sind zwar nicht optimal, gehen für das Spiel dennoch in Ordnung, zumal Diese im docked Modus auch weitgehend gehalten werden. Wirkliche Einbrüche gibt es zumeist nur an Stellen, die in den anderen Fassungen ebenfalls für Probleme sorgen (der Turm, ein paar Stellen gegen Ende des Spiels) - Videos dazu gibt es ja genügend. Was auch gerade am Anfang eher unschön ist, ist der relativ hohe Inputlag. Persönlich bin ihc für sowas eher unempfindlich, da man sich nach einer Weile einfach daran gewöhnt hat. Dennoch erschwert es den Einstieg unnötig, wodurch man eben schon mal unnötigen Toden ausgesetzt sein kann.
Die komprimierten Texturen stören weitgehend auch nicht. Einzig in mancher Cutscene können sie in den Nahaufnahmen wirklich unschön auffallen. Da diese generell eher seltener gestreut sind, kann man auch dies denke ich gut verschmerzen.
Kommen wir nun zu den Problemen, die tatsächlich den Gesamteindruck trüben und meiner Meinung nach so nicht hätte in der finalen Version erscheinen dürfen. Neben den besagten Framerate-Einbrüchen gibt es unzählige Textfehler. Ein paar Rechtschreibfehler, aber wirklich oft hauen Leerzeichen nicht hin, sodass Texte teils zusammenschmelzen und unnötig schwer zu lesen sind. Der Input-Lag wurde ja schon erwähnt. Allerdings kann gerade der es relativ tricky machen, Waffentechniken in den gewünschten Momenten auszuführen. Außerdem scheinen die Inputs an der Stelle ziemlich genaus sein zu müssen. Selbst Viertelkreisbewegungen sind daher nicht immer wirklich sauber.
Ladezeiten können je nach angrenzendem Raum extrem hoch sein (laut Digital Foundy waren es glaub bis 14 Sek.), das kann gerade bei vertikalen Raumwechseln zu Frust führen, wenn man den Sprungknopf nicht gedrückt hält, da man sonst direkt wieder in den darunter liegenden Raum zurück fällt.
Aufgrund von Cutscenes bzw. exzessiverem Shopping im Lager kommt es wohl zu Memory-Leaks, die kurzzeitig massive Lags hervorrufen können. Beseitigen kann man sie durch einfaches Speichern. Dennoch habe ich es schon geschafft dadurch beim Starten eines Gespräches mit der hungrigen alten Dame das Spiel zum Absturz zu bringen. Was die Lags anbelangt treten Diese auch noch vermehrt im handheld-Modus auf - quasi dem Alleinstellungsmerkmal der Switch-Variante. Das passiert zwar nicht überall, aber doch wesentlich öfter als am TV. Besonders effektlastige Räume (Wasser z.B.), aber eben auch Bosse können da schon ziemlich nervig werden.
Viele Items, die Gegner fallen lassen, bleiben leider in der Luft bzw. an Wänden hängen, sodass man sie auf keine Art und Weise einsammeln kann. Das Problem tritt vermehrt in engeren Gefilden bei Gegnern auf, die man in der Luft besiegt (also einer ziemlich großen Menge).
Das HD-Rumble-Feature ist zwar ganz nett, jedoch auch ziemlich verbuggt. Bildschirmwechsel sowie Übergänge in Cutscenes während das HD-Rumble aktiv ist, versetzt das HD-Rumble meist in einen dauerhaften Zustand. Dadurch kann es vorkommen, dass der Controller ziemlich stark ganze Cutscenes durch vibriert.
Gibt sicherlich noch weitere technische Probleme, allerdings sind das die meisten, die mir wirklich störend in Erinnerung geblieben sind. Auch wennd as Spiel durch diese Bugs nicht unspielbar ist, so kann ich zum derzeitigen Stand nur jedem von der Switch-Version abraten, sofern er nicht auf eine der anderen Plattformen ausweichen kann. 505-Games hat hier definitiv ein falsches Zeichen gesetzt mMn. Sie hätten die Fassung lieber um ein halbes Jahr verschieben sollen, zumal die Retail-Fassung noch schlimmer dran ist. Auf dieser befindet sich ohne Updates noch die Version 0.1, die nicht einmal Cutscene-Texte auf Deutsch übersetzt hat (1GB-Patch auf 1.0.1 war dazu notwendig).
Zusammenfassend hat mir das Spiel an sich wirklich gut gefallen, auch wenn ich insgesamt wohl aktuelle Genrekollegen (Axiom Verge und Hollow Knight) insgesamt noch etwas runder finde (Story/Lore). Das Gameplay und tolle Retro-Leveldesign motivieren und kommen in einem wirklich stimmigen Gewand daher. Musikalisch kann man sich nicht beschweren. da die Atmosphäre durchgehend toll untermalt wird.
Dem Spiel selbst würde ich ein 8,5-9/10 geben, der Switch-Fassung, wie sie aktuell ist, leider nur eine 7.
Ich habe jetzt fast alle Scherben und 2 Gegner (darunter ein Zusatz bzw. der finale finale Boss?) fehlen mir noch. Auch die Map ist zu 99,7% aufgedeckt. Ein wenig werde ich also sicher noch ins Spiel stecken. Ich hoffe auch, dass Iga und sein Team (bzw. das Port-Studio) noch einiges fixen wird und ggf. nochmal eine überarbeitete Retailfassung rausbringt, sobald sämtliche Kickstarter-Ziele umgesetzt sind (sofern da noch welche offen waren, habe die Kampagne nicht wirklich verfolgt ^^). Werde es später auf jeden Fall nochmal spielen und ggf. auch von den Verbesserungen berichten.