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Deleted8530
Guest
Alan Wake-Testbericht
Für alle, die im Licht gehen…
Licht und Schatten, das Helle und das Dunkle: Kaum ein Dualismus wurde in der Menschheitsgeschichte künstlerisch öfter oder akribischer aufgegriffen. Wir haben zwar in der Vergangenheit auch Videospiele gesehen, in denen Licht und Schatten eine gewisse Bedeutung erfuhren, eine etwas fundamentalere oder philosophische Annäherung hat in unserem Medium bisher aber erstaunlicherweise nicht stattgefunden.
Mit Alan Wake ändert sich dies. Obwohl es als Blockbuster angepriesen wurde, ist es doch mehr als ein typisches, weiteres Actionspiel. Es ist ein künstlerisches Meisterstück, wie es nur von Remedy kommen kann.
Grafik
Allen Unkenrufe in der Community und teilweise auch in der Presse zum Trotz ist Alan Wake eine ästhetische Offenbarung. So sind die Licht- und Schattenspiele nicht nur technisch eine Augenweide, nein, insbesondere der künstlerische Aspekt sucht seinesgleichen.
Die mächtige Effektpalette und die überzeugende Wettersimulation sorgen für eine akkurate und beeindruckende Ambience.
Insbesondere die Weitsicht vermag den Spieler immer wieder in schiere Fassungslosigkeit zu versetzen; eine Naturdarstellung wirkte wohl noch nie so glaubhaft.
Die Maximalwertung bleibt dem Spiel wegen kleinerer technischer Ungereimtheiten (bemerkbares Tearing, sporadische Framerateeinbrüche, etwas klobige Charaktere & Animationen) verwehrt, dies ändert am optischen Genuss freilich nichts.
9/10
Sound
Zu betonen ist insbesondere der Soundtrack. Alan Wake verwendet eine gleichsam eigenwillige wie hochstehende Mischung aus Orchestermusik und eingestreuten Samples der Country- und Rocksparte. Diese musikalischen Akzente mögen zunächst etwas ungewohnt erklingen, tragen jedoch letztlich zur künstlerischen Darstellung und auch zur Atmosphäre nicht unwesentlich bei.
Das Voiceacting ist ebenfalls ausgezeichnet. Anders als andere Rezensenten schienen mir durchwegs alle Rollen überzeugend besetzt. Selbiges kann für den allgegenwärtigen Raumklang gesagt werden.
10/10
Balance
Alan Wake bietet drei Schwierigkeitsgrade, wovon im ersten Durchlauf deren zwei zur Verfügung stehen. Das Spiel findet einen guten Mittelweg zwischen Spielbarkeit und behutsamer Vorgehensweise. Obwohl man schnell lernt, dass blinder Aktionismus bestraft wird und man sich somit vor all den Gefahren in Acht zu nehmen und auf der Hut zu sein hat, hält sich der Frustfaktor bei den doch zahlreichen Bildschirmtoden erfreulicherweise in Grenzen, was auch an den grösstenteils sehr fairen Checkpoints liegt. Seltenes Trial & Error ist zu verschmerzen.
Hinsichtlich des Waffenbalancings gibt es aufgrund der generell dünnen Ausstattung nicht viele Worte zu verlieren.
9/10
Atmosphäre
Obwohl Alan Wake kein Horrorspiel ist, wurden meine Nerven regelmässig auf eine Zerreissprobe gestellt. Die Atmosphäre des Spiels ist so dicht, die Spielwelt so glaubhaft und das allgemeine Spielerlebnis so unmittelbar, dass man als Spieler nur gebannt in den Bildschirm starren kann. Sämtliche Szenerien weisen ihren eigenen Erinnerungswert auf. Zur authentischen Kleinstadt-Atmosphäre tragen zudem die Remedy-typischen Radioshows und Fernsehsendungen bei.
Insbesondere auch atmosphärisch bemerkenswert ist die ausgezeichnet eingefangene Naturdarstellung. Remedy hat es verstanden, dieses unergründliche, atavistische Unbehagen einzufangen, mit dem der Mensch konfrontiert wird, wenn er des Nachts alleine im Wald herumtappen muss. Nicht selten suchte ich einfach nur nach der nächsten Lichtquelle. Eine solch nachhaltig-präsente Spielerfahrung gab es selten.
10/10
Bedienung
Alan Wake steuert sich aus der Verfolgerperspektive und hinterlässt diesbezüglich einen zwiespältigen Eindruck. Gelungen ist insbesondere das Gunplay, welches dem Spieler eine befriedigende Rückmeldung gibt und generell ausgezeichnet funktioniert. Auch die Kamera macht einen guten Job und lässt sich stets den Bedürfnissen des Spielers anpassen. Allgemein ist die Steuerung allerdings etwas klobig ausgefallen; Alans Animationen sind oft etwas schwerfällig und insbesondere das Fahrgefühl fühlt sich schwammig an. Es ist zu keiner Zeit unspielbar, es besteht aber noch Luft nach oben.
Ich persönlich hätte mir zudem gewünscht, die Bildschirmhilfen und Anzeigen ausschalten zu können. Das hätte der Atmosphäre wohl nochmals einen kleinen Schub gegeben.
7/10
Umfang
Von der Spielzeit wurde ich angenehm überrascht. Wenn man wie ich langsam vorgeht und versucht, jedes Atmosphärequäntchen aufzusaugen, ist man gut und gerne 12 Stunden beschäftigt. Das Schlendern durch die Landschaften, Aufspüren von Hinweisen oder Geniessen der Ambience trägt hier nicht unwesentlich zum Umfang bei. Natürlich kann man auch durch das Spiel hetzen und lediglich den linearen Pfaden folgen, dann ist man in rund 7 Stunden durch. Davon ist aber abzuraten, viel von der Alan Wake-eigenen Spielerfahrung bleibt da im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Gegen Ende wirkte die Spielzeit aber etwas gestreckt, spielerisch fühlte sich das letzte Kapitel etwas müde an.
Der Wiederspielwert ist akzeptabel; wer im ersten Durchgang nicht alle Secrets gefunden hat, kann sich darauf und insbesondere auf neue Manuskriptseiten im Nightmare-Modus freuen.
8/10
Leveldesign
Obwohl das Setting nahezu unverändert bleibt, gibt es doch etwas Abwechslung: Grössere Actiongefechte, Fahrsequenzen, kleinere Rätsel- und Jump’n’Run-Einlagen oder ruhige Spaziergänge sorgen für eine angenehme Vielfalt. Remedy versteht es dabei, geschickt mit Scripts umzugehen und den Spieler stets aufs Neue zu überraschen.
Generell zu sagen gilt es, dass Alan Wake eigentlich sehr linear strukturiert ist. Grandios ist dabei, wie Remedy es verstanden hat, den Schlauchcharakter der Levels zu kaschieren. Regelmässig wähnte ich mich in einer grossen und zusammenhängenden, atmenden Spielwelt. Diese Illusion gelingt nur wenigen Spielen.
Wie angedeutet wirkt das Spiel gegen Ende allerdings etwas bemüht; die längeren Fahrsequenzen und zwischenzeitlichen Hindernisse tragen da nicht unbedingt zur Spielerfahrung bei. Einige der Rätsel wirken auch etwas unbeholfen, da wären grössere Kopfnüsse wünschenswert und auch passend gewesen (siehe separat unten).
9/10
KI
Wie auch die Spielwelt so wirkt auch das Verhalten von Freund und Feind glaubhaft. In den Vordergrund stellen möchte ich die sehr gute Partner-KI. In jenen Sequenzen, wo Alan Wake mit anderen Menschen unterwegs ist, leisten diese echte Schützenhilfe. Auch die Taken verhalten sich, wie man es sich von ihnen erwarten würde: Animalisch, unberechenbar und stellenweise etwas beschränkt, ihre Intelligenz fügt sich gut in die ihnen zugewiesene Rolle ein. Zudem gelingt es ihnen erstaunlich oft, Alan Wake geschickt einzukreisen. Die Wegfindung ist sehr gut. Kleinere Aussetzer und die wenig taktischen Bossgefechte sind Minuspunkte.
8/10
Rätsel & Waffen
Da das Setting grundsätzlich in der Realität angelegt ist und einen gewissen Realismus verfolgt, zeigt sich das Waffenarsenal bescheiden. Ungewöhnlich sind die Waffen dennoch, da die treusten Verbündeten Leuchtgeschosse und Taschenlampe sind. Herkömmliche Schiessprügel gibt es in Form von Pistole und Schrotflinte auch, die Lichtkomponente ist aber mindestens ebenso wichtig. Dies sorgt für angenehm frische Gefechte und stellt eine Abwechslung im Genre dar. Kleinere Schalterrätsel gibt es immer wieder, ihr kreativer und spielerischer Anspruch ist aber eher bescheiden. Besonders die Licht- und Schatten-Thematik hätte da wohl ziemlich viel hergegeben.
8/10
Handlung
Auch hinsichtlich der Handlung ist Alan Wake Remedy’s Spiel durch und durch. Die erzählerische Güte erreicht aber neue Höhen. Sam Lake hat nicht nur tolle, lebensnahe Charakterköpfe geschaffen, die dem Spieler ans Herz wachsen und in Erinnerung bleiben dürften, sondern insbesondere ein wahnsinnig fesselndes, tiefsinniges und intelligent erzähltes Skript erschaffen, wie es im Action-Bereich seit BioShock nicht mehr zu sehen war. Persönlich genoss ich die Handlung aber nochmals deutlich mehr, ist doch das generelle Thema absolut frisch und interessant. Auch der Erzählstil, der sich aus auktorialen und serienorientierten Elementen zusammensetzt, gefällt mir fantastisch, davon möchte ich inskünftig unbedingt mehr sehen. Ob andere Entwickler an dieses erzählerische Kabinettstückchen herankommen, darf aber mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Das Ende ist gleichermassen verwirrend wie brilliant.
Ich bin absolut entzückt und berührt.
10/10
Fazit
Man muss wohl keine Worte darüber verlieren, dass Alan Wake so seine Schwächen hat. Und obwohl die Wertung aufgrund dieser Mängel nicht in die allerhöchsten Sphären vordringt, ist Alan Wake neu einer meiner persönlichen Lieblinge in der Sammlung. Seit Jahren habe ich auf eine im Genre so liebevoll und durchdacht wirkende Erzählung gewartet; Remedy zementiert ihr Eigenverständnis, in erster Linie Geschichtenerzähler zu sein, mit ihrem neusten Streich weiter. Davon unbesehen hat das Werk auch ansonsten viel zu bieten: Wunderschöne Landschaftsstudien, famose Licht- und Schattenspiele, eine überragende Atmosphäre und ein frisches, dynamisches Gunplay sorgen für viel Freude.
Alan Wake wirft entgegen seines düsteren Settings jenes heilende Licht auf das Actiongenre, welches schon lange überfällig war.
Volle Kaufempfehlung!
88/100
Für alle, die im Licht gehen…
Licht und Schatten, das Helle und das Dunkle: Kaum ein Dualismus wurde in der Menschheitsgeschichte künstlerisch öfter oder akribischer aufgegriffen. Wir haben zwar in der Vergangenheit auch Videospiele gesehen, in denen Licht und Schatten eine gewisse Bedeutung erfuhren, eine etwas fundamentalere oder philosophische Annäherung hat in unserem Medium bisher aber erstaunlicherweise nicht stattgefunden.
Mit Alan Wake ändert sich dies. Obwohl es als Blockbuster angepriesen wurde, ist es doch mehr als ein typisches, weiteres Actionspiel. Es ist ein künstlerisches Meisterstück, wie es nur von Remedy kommen kann.
Grafik
Allen Unkenrufe in der Community und teilweise auch in der Presse zum Trotz ist Alan Wake eine ästhetische Offenbarung. So sind die Licht- und Schattenspiele nicht nur technisch eine Augenweide, nein, insbesondere der künstlerische Aspekt sucht seinesgleichen.
Die mächtige Effektpalette und die überzeugende Wettersimulation sorgen für eine akkurate und beeindruckende Ambience.
Insbesondere die Weitsicht vermag den Spieler immer wieder in schiere Fassungslosigkeit zu versetzen; eine Naturdarstellung wirkte wohl noch nie so glaubhaft.
Die Maximalwertung bleibt dem Spiel wegen kleinerer technischer Ungereimtheiten (bemerkbares Tearing, sporadische Framerateeinbrüche, etwas klobige Charaktere & Animationen) verwehrt, dies ändert am optischen Genuss freilich nichts.
9/10
Sound
Zu betonen ist insbesondere der Soundtrack. Alan Wake verwendet eine gleichsam eigenwillige wie hochstehende Mischung aus Orchestermusik und eingestreuten Samples der Country- und Rocksparte. Diese musikalischen Akzente mögen zunächst etwas ungewohnt erklingen, tragen jedoch letztlich zur künstlerischen Darstellung und auch zur Atmosphäre nicht unwesentlich bei.
Das Voiceacting ist ebenfalls ausgezeichnet. Anders als andere Rezensenten schienen mir durchwegs alle Rollen überzeugend besetzt. Selbiges kann für den allgegenwärtigen Raumklang gesagt werden.
10/10
Balance
Alan Wake bietet drei Schwierigkeitsgrade, wovon im ersten Durchlauf deren zwei zur Verfügung stehen. Das Spiel findet einen guten Mittelweg zwischen Spielbarkeit und behutsamer Vorgehensweise. Obwohl man schnell lernt, dass blinder Aktionismus bestraft wird und man sich somit vor all den Gefahren in Acht zu nehmen und auf der Hut zu sein hat, hält sich der Frustfaktor bei den doch zahlreichen Bildschirmtoden erfreulicherweise in Grenzen, was auch an den grösstenteils sehr fairen Checkpoints liegt. Seltenes Trial & Error ist zu verschmerzen.
Hinsichtlich des Waffenbalancings gibt es aufgrund der generell dünnen Ausstattung nicht viele Worte zu verlieren.
9/10
Atmosphäre
Obwohl Alan Wake kein Horrorspiel ist, wurden meine Nerven regelmässig auf eine Zerreissprobe gestellt. Die Atmosphäre des Spiels ist so dicht, die Spielwelt so glaubhaft und das allgemeine Spielerlebnis so unmittelbar, dass man als Spieler nur gebannt in den Bildschirm starren kann. Sämtliche Szenerien weisen ihren eigenen Erinnerungswert auf. Zur authentischen Kleinstadt-Atmosphäre tragen zudem die Remedy-typischen Radioshows und Fernsehsendungen bei.
Insbesondere auch atmosphärisch bemerkenswert ist die ausgezeichnet eingefangene Naturdarstellung. Remedy hat es verstanden, dieses unergründliche, atavistische Unbehagen einzufangen, mit dem der Mensch konfrontiert wird, wenn er des Nachts alleine im Wald herumtappen muss. Nicht selten suchte ich einfach nur nach der nächsten Lichtquelle. Eine solch nachhaltig-präsente Spielerfahrung gab es selten.
10/10
Bedienung
Alan Wake steuert sich aus der Verfolgerperspektive und hinterlässt diesbezüglich einen zwiespältigen Eindruck. Gelungen ist insbesondere das Gunplay, welches dem Spieler eine befriedigende Rückmeldung gibt und generell ausgezeichnet funktioniert. Auch die Kamera macht einen guten Job und lässt sich stets den Bedürfnissen des Spielers anpassen. Allgemein ist die Steuerung allerdings etwas klobig ausgefallen; Alans Animationen sind oft etwas schwerfällig und insbesondere das Fahrgefühl fühlt sich schwammig an. Es ist zu keiner Zeit unspielbar, es besteht aber noch Luft nach oben.
Ich persönlich hätte mir zudem gewünscht, die Bildschirmhilfen und Anzeigen ausschalten zu können. Das hätte der Atmosphäre wohl nochmals einen kleinen Schub gegeben.
7/10
Umfang
Von der Spielzeit wurde ich angenehm überrascht. Wenn man wie ich langsam vorgeht und versucht, jedes Atmosphärequäntchen aufzusaugen, ist man gut und gerne 12 Stunden beschäftigt. Das Schlendern durch die Landschaften, Aufspüren von Hinweisen oder Geniessen der Ambience trägt hier nicht unwesentlich zum Umfang bei. Natürlich kann man auch durch das Spiel hetzen und lediglich den linearen Pfaden folgen, dann ist man in rund 7 Stunden durch. Davon ist aber abzuraten, viel von der Alan Wake-eigenen Spielerfahrung bleibt da im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Gegen Ende wirkte die Spielzeit aber etwas gestreckt, spielerisch fühlte sich das letzte Kapitel etwas müde an.
Der Wiederspielwert ist akzeptabel; wer im ersten Durchgang nicht alle Secrets gefunden hat, kann sich darauf und insbesondere auf neue Manuskriptseiten im Nightmare-Modus freuen.
8/10
Leveldesign
Obwohl das Setting nahezu unverändert bleibt, gibt es doch etwas Abwechslung: Grössere Actiongefechte, Fahrsequenzen, kleinere Rätsel- und Jump’n’Run-Einlagen oder ruhige Spaziergänge sorgen für eine angenehme Vielfalt. Remedy versteht es dabei, geschickt mit Scripts umzugehen und den Spieler stets aufs Neue zu überraschen.
Generell zu sagen gilt es, dass Alan Wake eigentlich sehr linear strukturiert ist. Grandios ist dabei, wie Remedy es verstanden hat, den Schlauchcharakter der Levels zu kaschieren. Regelmässig wähnte ich mich in einer grossen und zusammenhängenden, atmenden Spielwelt. Diese Illusion gelingt nur wenigen Spielen.
Wie angedeutet wirkt das Spiel gegen Ende allerdings etwas bemüht; die längeren Fahrsequenzen und zwischenzeitlichen Hindernisse tragen da nicht unbedingt zur Spielerfahrung bei. Einige der Rätsel wirken auch etwas unbeholfen, da wären grössere Kopfnüsse wünschenswert und auch passend gewesen (siehe separat unten).
9/10
KI
Wie auch die Spielwelt so wirkt auch das Verhalten von Freund und Feind glaubhaft. In den Vordergrund stellen möchte ich die sehr gute Partner-KI. In jenen Sequenzen, wo Alan Wake mit anderen Menschen unterwegs ist, leisten diese echte Schützenhilfe. Auch die Taken verhalten sich, wie man es sich von ihnen erwarten würde: Animalisch, unberechenbar und stellenweise etwas beschränkt, ihre Intelligenz fügt sich gut in die ihnen zugewiesene Rolle ein. Zudem gelingt es ihnen erstaunlich oft, Alan Wake geschickt einzukreisen. Die Wegfindung ist sehr gut. Kleinere Aussetzer und die wenig taktischen Bossgefechte sind Minuspunkte.
8/10
Rätsel & Waffen
Da das Setting grundsätzlich in der Realität angelegt ist und einen gewissen Realismus verfolgt, zeigt sich das Waffenarsenal bescheiden. Ungewöhnlich sind die Waffen dennoch, da die treusten Verbündeten Leuchtgeschosse und Taschenlampe sind. Herkömmliche Schiessprügel gibt es in Form von Pistole und Schrotflinte auch, die Lichtkomponente ist aber mindestens ebenso wichtig. Dies sorgt für angenehm frische Gefechte und stellt eine Abwechslung im Genre dar. Kleinere Schalterrätsel gibt es immer wieder, ihr kreativer und spielerischer Anspruch ist aber eher bescheiden. Besonders die Licht- und Schatten-Thematik hätte da wohl ziemlich viel hergegeben.
8/10
Handlung
Auch hinsichtlich der Handlung ist Alan Wake Remedy’s Spiel durch und durch. Die erzählerische Güte erreicht aber neue Höhen. Sam Lake hat nicht nur tolle, lebensnahe Charakterköpfe geschaffen, die dem Spieler ans Herz wachsen und in Erinnerung bleiben dürften, sondern insbesondere ein wahnsinnig fesselndes, tiefsinniges und intelligent erzähltes Skript erschaffen, wie es im Action-Bereich seit BioShock nicht mehr zu sehen war. Persönlich genoss ich die Handlung aber nochmals deutlich mehr, ist doch das generelle Thema absolut frisch und interessant. Auch der Erzählstil, der sich aus auktorialen und serienorientierten Elementen zusammensetzt, gefällt mir fantastisch, davon möchte ich inskünftig unbedingt mehr sehen. Ob andere Entwickler an dieses erzählerische Kabinettstückchen herankommen, darf aber mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Das Ende ist gleichermassen verwirrend wie brilliant.
Ich bin absolut entzückt und berührt.
10/10
Fazit
Man muss wohl keine Worte darüber verlieren, dass Alan Wake so seine Schwächen hat. Und obwohl die Wertung aufgrund dieser Mängel nicht in die allerhöchsten Sphären vordringt, ist Alan Wake neu einer meiner persönlichen Lieblinge in der Sammlung. Seit Jahren habe ich auf eine im Genre so liebevoll und durchdacht wirkende Erzählung gewartet; Remedy zementiert ihr Eigenverständnis, in erster Linie Geschichtenerzähler zu sein, mit ihrem neusten Streich weiter. Davon unbesehen hat das Werk auch ansonsten viel zu bieten: Wunderschöne Landschaftsstudien, famose Licht- und Schattenspiele, eine überragende Atmosphäre und ein frisches, dynamisches Gunplay sorgen für viel Freude.
Alan Wake wirft entgegen seines düsteren Settings jenes heilende Licht auf das Actiongenre, welches schon lange überfällig war.
Volle Kaufempfehlung!
88/100