So, ich meld mich mal wieder. Bin jetzt in der Mitte des 4. Kapitels und komme zu folgendem Zwischenfazit:
Das Positive:
Grafik: Über weite Strecken wirklich einmalig, besonders des Nächtens wenn sich die Dunkelheit anschickt Alan Böses anzutun... Auch die Tagsequenzen machen einen sehr guten Eindruck, der nur selten von hässlichen Texturen oder unnatürlichen Umgebungsstrukturen (selten so viele Klippen und steilen Hänge gesehen...) getrübt wird. Die nicht begehbaren Wälder in der Ferne könnten zuweilen auch dichter und abwechslungsreicher aussehen. Meist stehen da gefühlte 100 Tannen in derselben Größe wie am Reißbrett entworfen...
Atmosphäre: Einfach der Wahnsinn, das mitunter beste am Game...
Synchro: Die ist über weite Strecken in Ordnung, nur fehlt es in manchen Situationen an Emotionen. Auch die Lippensynchronität ist nicht wirklich häufig gegeben...
Sound: Noch besser als die grandiose Grafik. Zu jeder Zeit stimmig und super Soundtrack am Ende eines jeden Kapitels! Meiner Meinung nach könnte man Musikstücke auch beim Herumlaufen einsetzen. Die beklemmende Atmosphäre wird zwar durch die natürlichen Umgebungsgeräuschen perfekt aufgebaut, aber ein stimmungsvolles Musikstück wie in Silent Hill würde auch hier sicherlich passen.
Story: Motiviert ungemein zum Weiterspielen, auch wenn man sich des Öfteren schwer tut die Beweggründe von Alan wirklich nachzuvollziehen und man manchmal im Dunkeln tappt. Einige plumpe Streckungen wie der Abstecher in die Mine oder ähnliches um nur wieder herauszufinden, dass der Treffpunkt geändert wurde, hätte man ruhig aussparen können. Ein vernünftigeres Einfügen der angesprochenen abwechslungsreichen Umgebungen in die Story wäre sicherlich kein Nachteil gewesen.
Die Manuskripte: Die regelmäßig auffindbaren zu Papier gebrachten Gedankenstränge von Alan sind wahrlich ein meisterlicher Kunstgriff der Entwickler. Diese Schriftstücke machen bevorstehende Ereignisse, obschon sie davon schon im Vorhinein erzählen, meiner Meinung nach spannender. Wenn von einer die Kettensäge schwingenden Kreatur die Rede ist, die lautstark aus dem Unterholz hervor preschen wird um den Eindringling das Leben schwer zu machen, dann hat das schon spürbare Auswirkungen auf meinen Erwartungshaltungen an die nächsten Spielabschnitte gehabt. Indem ich nämlich behutsamer und vorsichtiger vorgegangen bin und mich vielleicht auch mehr abseits des Hauptweges fortbewegt habe um eben auf jene angekündigte Auseinandersetzung besser vorbereitet zu sein. Manche fanden es störend schon zuvor darüber Bescheid zu wissen, was gleich passieren wird, ich empfand es als ein zusätzliches Spannungselement, weil mich diese Informationen längere Zeit beschäftigten, im Kopf herumschwirrten und ich mir diese geschilderte Ereignisse und deren Auswirkungen selbst vor meinem geistigen Auge ausmalte.
Andere Schriftstücke handelten dann wieder von bereits Geschehenem bzw. beleuchteten auch Begebenheiten, an denen Alan nicht aktiv mitwirken durfte sondern sollten die Beweggründe mancher Charaktere und die Story im Allgemeinen verständlicher machen. Eine sehr gute Idee!
Radio- und Filmschnippsel: Auf sie trifft Ähnliches zu. Dafür sind die Entwickler bekannt. Auch in diesem Titel fügen sie sich perfekt ins Spielgeschehen.
Das Negative:
Die Fahrsequenzen: Bislang bin ich mit drei dieser völlig überflüssigen Sequenzen konfrontiert worden. Über 2 davon lässt sich sicherlich Streiten, weil sie in das eig. Gameplay integriert worden sind und in der Nacht stattfinden. Aber der Abschnitt, indem man sich zum Minendorf aufmacht und durch die sonnen durchfluteten Wiesen fährt, hat einen schalen Beigeschmack. Sicherlich, die Umgebung lädt zum Erkunden ein. Das Problem ist nur, dass es so gut wie nichts zu entdecken gibt! Alle 100 Meter steht mal wieder ne Hütte samt Wagen, alles unabgesperrt und scheinbar herrenlos. Eine Zwischensequenz, die Alan durch eben jene malerische Landschaft fahren lässt, wäre eine bessere Alternative gewesen und hätte eine abermalige künstliche Streckung der Spielzeit verhindert.
Gameplay/Kampfsystem: An und für sich funktioniert selbiges so, wie es sich die Entwickler gedacht haben. Die Steuerung geht relativ flott von der Hand auch wenn man sich selten in der Umgebung festgeklemmt sieht und zwecks unübersichtlicher Kameraführung gegen die Widersacher benachteiligt fühlt. Auch könnte Alan ruhig etwas höher Springen oder sich zumindest bereitwilliger hochziehen, denn nicht selten sah ich mich dabei ertappt, wie ich mir an scheinbar überwindbarem Unterholz oder kniehohen Zäunen die Zähne ausbiss.
Das Kampfsystem funktioniert, wenn man es denn mal in all seinen Facetten durchschaut hat, größtenteils tadellos lässt aber nach ein paar Stunden aufgrund von ausbleibenden Neuerungen od. Änderungen leider an Abwechslung vermissen. Da schaffen dann auch die belebten Gegenstände keine Abhilfe, denn Grundlegendes ändert sich nicht! Auch passieren durchwegs alle Kämpfe nicht unerwartet, denn praktisch vor jeder Gegnerschaft, wird man mit Utensilien versorgt, sodass eine baldige Auseinandersetzung nicht nur wahrscheinlich erscheint, sondern wirklich stets folgt. Das nimmt vor allem später, wenn einem das sich wiederholende Leveldesign bekannt vorkommt, die Spannung. Auch hätte man Skriptereignisse seltener oder vielschichtiger einsetzen sollten. Niederfallende Bäume sind ein paar Mal aufregend, wenn das alle 10 min passiert, weniger.
Erkundungsanreize: Es gibt sie nicht. Die selten verstreuten Waffenarsenale, die man mithilfe von Pfeilen, die nur durch die Taschenlampe erhellt sichtbar sind, findet, sind nicht der Rede wert. Die völlig deplatziert wirkenden Kaffeekannen noch weniger! Ansonsten gibt es abseits des Hauptpfades nichts Interessantes zu entdecken. Angesichts der prächtigen Kulisse, die danach doch stets förmlich schreit, eigentlich ein Armutszeugnis!
Zwischensequenzen: Oftmals haben diese vorberechneten Sequenzen einen anderen Grundfarbton als der jeweilige spielbare Abschnitt. Meiner Meinung nach eher unpassend weil es einen Stilbruch bedeutet. Auch versteh ich nicht, warum praktisch jeder fahrbare Untersatz, obschon es sich wie bereits erwähnt um vorberechnetes Videomaterial handelt, über den Bildschirm zuckelt! Und wenn sie dann halbwegs flüssig herumfahren, dann tun sie es in den meisten Kurven, auf die Fahrphysik bezogen, unnatürlich. Bei der langen Entwicklungszeit hätte zumindest das angesprochene Ruckeln, das wirklich nur die Fahrzeuge und nicht die jeweilige Sequenz im Gesamten betrifft, ausgemerzt werden müssen.