nachdem ich "the irishman" etwas sacken lassen konnte, fühle ich mich jetzt befähigt etwas objekiver und konstruktiver zu dem film zu äussern.
ich fange gleich mal mit der wertung an, denn ich würde nun eine 9/10 geben. dies begründe ich damit, dass ich den film mit meinem alltime favorite "once upon a time in america", einem perfekten 10/10 film, vergleiche.
beide ähneln sich in vielen punkten. sei es der cast, der erzählweise, dem umstand dass sich beide über mehrere dekaden erstrecken, der gangster und politik thematik, freundschaft und verat, der überlänge von fast 4h, und der kaltblütigkeit an einigen stellen.
in einem punkt kann "the irishman" meinem lieblingsfilm jedoch nicht ansatzweise das wasser reichen, und das ist der soundtrack. während sergio leones meisterwerk mit einem originalen, herzzerreisenden morricone soundtrack aufwartet, der mich jedes mal in die knie zwingt, bietet "the irishman" eigentlich fast "nur" bekannte lieder aus den jeweiligen dekaden. der rest des soundtracks ist eher unauffällig. damit will ich nicht sagen, dass er schlecht ist, denn das ist er mit nichten, jedoch macht er es sich ein bischen zu einfach, und vermag so nicht gegen einen morricone anzustinken, was sowieso schon schwer genug sein dürfte.
ein anderer punkt ist, dass die geschichte in "once upon a time..." etwas kompakter auf mich wirkt, bzw. man ihr auf eine angenehmere art und weise folgen kann, und man dadurch etwas mehr bezug zu den figuren hat. beide filme sind sehr lang, beide erstrecken sich über jahrzehnte und beide erlauben sich zeitsprünge in der erzählung. "the irishman" kriegt das jedoch nicht ganz so elegant hin, wie leones götterfilm.
aber das ist wirklich alles kritik auf einem sehr, sehr hohen niveau, und dass ich den film überhaupt mit "once upon a time..." vergleiche, ist eigentlich kompliment genug.
scorseses juwel gänzt mit geschliffenen dialogen wie zu seinen besten zeiten, besticht durch erstklssiges acting bis in die kleinste nebenrolle, lässt einen grinsen und schockiert erstarren, und erteilt eine geschichtsstunde aus einem blickwinkel der einfach nur spass macht.
was ich auch noch herausheben möchte sind die masken der darsteller. die sind so perfekt, dass man sich immer wieder fragt: "wie sieht de niro, pesci, oder pacino denn nun eigentlich wirklich aus?" sie wirken zu jeder zeit absolut authentisch und natürlich, und ich bezweifle, dass da cgi im spiel ist. wäre auch nicht wirklich scorseses stil.
wie geagt, der film ist mit sicherheit und gigantischen abstand das beste was netflix bis dato aus eigener hand anzubieten hat, und zählt mit zum besten was in den letzten jahren im kino lief. chaopeau, mr. scorsese! sie können es ja doch noch, nach ein paar kleinen enttäuschungen in der letzten zeit.