Corona Tagebuch
Mi., 1. April 2020
Heute ist der 1. April, aber mir ist nicht nach Lachen zumute. Wer lacht heute schon noch, in diesen finsteren Zeiten? Die Sonne scheint, aber niemand darf raus. Überall könnte dieses verdammte Virus lauern. Wie ein Dieb in der Nacht, mit gezückten Dolch. Alles was hilft, ist Abstand halten. Abstand vor dem unsichtbaren Tod. Tagein und tagaus lebt man mit dieser Angst. Und dann sind da noch die Menschen, die fröhlich draußen umher wandern, als wäre nichts. Sind sie verrückt, oder die einzig Normalen unter uns? Langsam zweifle ich meine Angst an. Wie kann etwas gefährlich sein, dass man nicht sieht? Es sind schon schlimme Zeiten, in denen wir leben.
Habe heute sogar entdeckt das unser Boden ein sich stetig wiederkehrendes Muster hat. Seit Jahren leben wir schon hier, und mir ist es nie zuvor aufgefallen. Verrückt. Heute gibt es Nudeln. Ist besser als Reis. Den kann ich nicht mehr sehen. Klopapier haben wir noch 3 Rollen. Sollten sie ausgehen, werden wir Alternativen benutzen müssen. Jetzt müssen wir kreativ werden. Am Ende aller Dinge ist wohl die Kreativität das Einzige was uns noch bleibt. Was für beschissene Zeiten...
Corona Tagebuch
Di., 31. März 2020
Dieser gottverdammte Monat ist bald zu Ende. War heute einkaufen. Es gibt immer noch kein Klopapier. Einzig Küchentücher konnte ich abstauben. War das Letzte. Mit was sollen wir uns künftig säubern? Die Blätter im Vorgarten sind viel zu wenig. Es ist zum verrückt werden. Und dann auch noch die Alten. Flanieren draußen umher, als wäre nichts. Und ich laufe hier wie ein vermummter Vollidiot rum. Zum Glück waren da noch andere so wie ich, und trugen sogar Masken. Keine Ahnung wo sie die her hatten. Bestimmt aus dem nächstbesten Krankenhaus geklaut. Schweine! Aber wenigstens waren sie freundlich. Den Einkaufswagen bekam man auch ohne Chip oder Münze. Wenigstens etwas. Und im Laden? Ein verdammtes Chaos. Die Regale sind immer noch leer, und ich kann mich glücklich schätzen alles bekommen zu haben. Außer Klopapier natürlich. Räuberisches Pack! Wenn es wenigstens die Alten wären, aber es sind die Raffgierigen, die alles leer fegen. Unsere Welt geht den Bach runter.
Jetzt bin ich zu Hause. Frau hat gekocht. Schon wieder Reis, aber was soll man machen? Vor unserem Fenster nisten Elstern. Ob sie nahhaft sind? Ich werde noch verrückt, und denke zu viel nach. Hoffentlich hat das alles bald ein Ende.
Corona Tagebuch
Mo., 30. März 2020
Doomsday rückt immer näher. Schon seit Wochen gibt es den Lockdown. Wasser und Strom sind noch da, aber das Klopapier wird weniger. Mit was werden wir künftig den Abfluss verstopfen? Feuchttücher? Wir wissen es nicht. Morgen gehe ich raus. War schon eine verdammte Woche nicht mehr an der frischen Luft. Kenne die kühle Prise nur vom Fenster. Heute hat es kurz geschneit. Wird wohl kalt morgen. Dann eben wieder die schweren Pullover überziehen. Und nicht das Tuch vergessen. Das Zeug schützt nicht wirklich, aber meine Frau beruhigt es. Also zieh ich mir das Tuch über Mund und Nase, um darunter keine Luft mehr zu bekommen. Handschuhe nehme ich auch wieder mit. Und Desinfektionsmittel. Hoffentlich werde ich nicht überfallen, wenn das jemand sieht.
Mir ist nicht wohl beim Gedanken morgen Toilettenpapier zu besorgen, aber was getan werden muss, muss getan werden. Vielleicht sollte ich mir eine Waffe mitnehmen? Scheiße, wir haben keine. Nur das hässliche Schwert von Cloud Strife. Nehme ich das mit, werde ich erst recht beklaut. Was für eine verrückt gewordene Welt... Sind nur noch Irre auf den Straßen, und drinnen verkriechen sich noch diejenigen, die so etwas wie Verstand besitzen. Wie die Ratten. Wird Zeit das es wieder normal wird. Doch wann wird das sein? Bis dahin hat sich diese gottverdammte Welt derart gewandelt, dass alle vergessen wer sie einst waren. Fortan geht es nur noch um das nackte Überleben... und Klopapier.