So, Post Nr. 25.000 widme ich diesem Thread und...
Japan
Ich wurde für ein zweisemestriges Austauschprogramm nach Japan hin vorgeschlagen und ausgewählt... ich arbeite ab heute darauf hin, dass ich bereits vor Ankunft dort ein gutes bis sehr gutes Japanisch-Niveau habe. Ich will so viele echte Japanisch-Kurse wie möglich besuchen. Und so viel lernen, wie es nur geht, damit ich bei der Antwort zur Frage, welche Sprachen ich denn spreche...
... mit einem Leuchten in den Augen und mit einem guten Gefühl auch "Japanisch" sagen kann.
Nicht dieses halbe Wischiwaschi, sondern echtes, gutes, Japanisch.
Und da wollte ich dich fragen, Evil_Dragon, ob du mir da beizeiten Tipps geben kannst, was das angeht :v:
Ich bin gerade im dritten Semester Japanisch und habe noch eines vor mir, ehe ich losfahre. Aber, wie gesagt... Ich will bereits jetzt anfangen, damit ich dann Mitte nächsten Jahres schon sehr weit bin.
Haste da erste Ratschläge, Evil_Dragon? :freude:
Glückwunsch zum 25.000en
Ich nehme an du bist in einer ähnlichen Situation wie ich als ich mein Auslandsjahr gemacht habe (im fünften, sechsten Semester). Da hatte ich auch bereits u.A. vier Semester Sprachkurse in der Tasche und durfte dann als ich in Tokio ankam erstmal feststellen, dass ich kein japanisch sprechen konnte.

An der Uni gab es für diejenigen, die auch Sprachkurse besuchen wollten, einen Einstufungstest, der mich in Level 5 (von soweit ich mich erinnern kann 12) gesteckt hat.. hab ich natürlich erstmal auf den Jetlag geschoben :v: Aber nach einer Weile merkte ich, dass das, was wir in den Sprachkursen der Uni gelernt hatten, nur ein Tropfen auf den heißen Stein war und ich praktisch noch in Sichtweite des Nullpunktes war, was mich persönlich ziemlich geschockt hat.

Unter anderem deshalb war ich daraufhin deutlich offener gegenüber "alternativen" Lehrmethoden wie z.B. der
Heisig Methode oder
AJATT, die ich beide dafür verantwortlich mache dass ich mittlerweile japanisch beherrsche. Ich besuchte in Japan zwar auch Kurse, was mir aber mehr geholfen hat als jeder Kurs es je hätte können war a) mein Umfeld, ich habe weitestmöglich versucht nicht in die "Gaijin Bubble" zu rutschen, d.h. selbst mein Freundeskreis von Fellow Gaijin waren zum Großteil Leute mit denen ich japanisch geredet habe, b) Medienkonsum en masse (Manga, Filme, Zeitungen, Bücher), c) ein Spaced Repetition System (Anki) und insbesondere d) meine Motivation und der Glaube daran, es schaffen zu können.
Das Problem an Sprachkursen ist meist, dass sie, da sie für eine Gruppe von Personen ausgerichtet sind, oft nicht reichen um das eigene volle Potential auszunutzen und dass sie eine "bastardisierte", nicht authentische Version einer Sprache lehren, sozusagen das "Wischiwaschi" Japanisch von dem du schreibst.

Wenn du irgendwann authentisches, natürliches japanisch sprechen willst und ein natürliches Gefühl für die Sprache haben willst, dann musst du so früh wie möglich damit anfangen, aus Materialien zu lernen, die für Muttersprachler konzipiert wurden. Japanische Grammatik habe ich dadurch gelernt, dass ich einfach unheimlich viel gelesen habe, am Anfang durchaus auch ohne das meiste zu verstehen. Es ist schwer zu verstehen, aber die Strukturen brennen sich irgendwann einfach ins Gehirn ein und man erkennt instinktiv, was grammatikalisch richtig oder falsch ist. Viele haben gerade am Anfang aber Angst, in authentisch japanisches Lesematerial etc. einzutauchen, Sprachen zu lernen ist nun mal kein Zuckerschlecken. Wichtig ist dabei, wie angedeutet, auch die Motivation, Einstellung und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Wenn du davon überzeugt bist, etwas zu können, wirst du es irgendwann auch können, solange du genügend Zeit investierst. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen oder gehört habe, aber irgendjemand meinte mal, wenn man eine Fähigkeit erwerben will (in dem Beispiel war es eine gute Gesangsstimme), sollte man jedes mal, wenn man an seinen Fähigkeiten zweifelt, sich selbst versichern dass diese Zweifel unbegründet sind. Also wenn du denkst japanisch sei schwer, sag dir dass es eigentlich ganz einfach ist, wenn du daran verzweifelst wieviel noch vor dir liegt, mach dir bewusst welche Strecke bereits hinter dir liegt, wenn du denkst dein japanisch sei schlecht/langsam/unnatürlich, sag dir selbst, dass das Gegenteil der Fall ist.
Um es kurz und etwas konkreter zu machen, sonst sitze ich morgen noch hier:
(0. Lerne mit dem Heisig System die Bedeutung und Schreibweise der meistgenutzten Kanji. Lesungen lernst du in Schritt 4, und zwar nicht durch stupides Pauken der Lesungen von Einzelzeichen die dir nie etwas bringen werden, sondern durch echte Kanjikomposita aus freier Wildbahn)
1. Mach dir deine Motivation bewusst und glaub an deine Fähigkeiten
2. Lerne aus Materialien, die für Muttersprachler konzipiert wurden. Kaufe Bücher, Mangas, Filme, Computerspiele, Musik,.. Surfe im japanischen Internet. Mach Dinge, die dir Spaß machen und die du freiwillig liest/schaust/hörst. Praktisches Beispiel: Bei mir kamen heute vier koreanische Filme mit der Paketpost an und Sympathy for Mr. Vengeance fand sofort seinen Weg in den DVD Player. Natürlich ohne Untertitel, wir machen keine halben Sachen

3. Konsumiere und habe
Spaß dabei, im Idealfall natürlich immer und überall. Das wichtigste ist, das du es nicht als bloße Arbeit empfindest sondern als etwas, auf das du dich freuen kannst. Sich krampfhaft anzustrengen überlassen wir den mittelmäßigen Studenten.

4. Du verstehst ein Wort in einem Satz nicht aber willst unbedingt wissen was es bedeutet? Dann schlag es nach, am besten in einem japanisch-japanischen Wörterbuch und gib den Satz in dein japanisches SRS-Deck. Reviewen nicht vergessen, am besten als allererstes morgens.
5. Such dir Leute mit denen du japanisch reden kannst und verbring quality time mit ihnen. Nichts motiviert mehr!
6. GOTO 1.
So habe ich in Japan japanisch gelernt und so lerne ich gerade in Deutschland koreanisch (das schöne daran ist, dass du nicht zwingend in dem Land sein musst, in dem deine Zielsprache gesprochen wird, solange du dich so oft wie möglich und so lang wie möglich mit der Sprache umgibst).. und ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht.

An deiner Stelle würde ich die Technik einfach mal ausprobieren und sehen, ob es dir Spaß macht
Ich kann das natürlich alles nicht so gut erklären wie Khatzumoto, der Autor von
AJATT, der jahrelang Artikel auf seiner Seite veröffentlicht hat.

Deswegen empfehle ich dir, und jedem der gerne eine Sprache lernen möchte, einfach mal einige Artikel zu lesen. Dort wird auch besser erklärt, wie man konkret an so ein Mammutprojekt rangeht, besser als ich das kann. :v:
Fun Fact: Grammatik "lerne" ich erst jetzt richtig.. und zwar um altjapanische Schriftsprache lesen zu können.

Fun Fact ザ・ゴールデン: Und ich bin bestimmt auch der einzige hier der geekig genug ist, Esperanto zu lernen. :v: