ChoosenOne
L20: Enlightened
Hier werden die beiden Aussagen von Gottschalk gerne vermischt, weil man dadurch die Aussage ordentlich verfälschen kann. Er hat sich mit keinem Wort darüber echauffiert, dass er "aus der Zeit gefallen" ist. Dass er teilweise die Leute neben ihm auf dem Sofa nur am Rande kennt hat er ja selber als Grund ausgeführt, warum ein Rücktritt naheliegt. Diese Begründung ist völlig legitim und diese hat auch keine problematische Komponente.
Der zweite Punkt ist der, der eine Debatte ausgelöst hat. Namentlich: Moderatoren haben heute keinen Bock mehr darauf, sich der Empörungskultur des Internets auszusetzen, weil irgendwelche nervtötenden Idioten jedes Wort, jeden Versprecher, jede unpassende Kombination von Wörtern, alles bis ins letzte Detail analysieren, um möglichst einen Skandal zu fabrizieren. Und wenn zu lange kein Skandal aufgedeckt werden kann, schreckt man auch nicht zurück, ihn zu konstruieren. Und die Medien greifen diese Shiststorms fröhlich auf und verbreiten sie weiter leiten.
Dass das passiert, ist ja völlig unumstritten. Das Beispiel Rowling hatten wir schon, deren Aussagen so komplett verdreht werden und sogar Statistiken komplett erfunden werden, um den Shitstorm am Leben zu halten.
Oder aber das Hotel im Zusammenhang mit Gil Ofarim, der einfach nur irgendeinen Bullshit in die Welt hinausposaunt hat und die sensationsgeile Online- und Medienlandschaft hat sich in die Sache gestürzt wie ein tollkühnwr Taucher ohne Atemgerät. Die Hetzjagd wurde einfach mal initiiert, das Hotel von Protestierenden belagert, weil man längst nach dem nächsten Skandal gegeiert hat.
Und letztes Jahr war es Lindemann, der ins Kreuzfeuer geriet, weil irgendwer einfach irgendwas behauptet hat. Auch dort hat es sich als leere Anschuldigungen herausgestellt, die einfach nur darauf zurückzuführen waren, dass den Leuten heute auf der Suche nach dem nächsten Skandal, dem nächsten Shitstorm alles recht ist und sie über Leichen gehen.
Und dann haben wir auch noch Situationen wie die um Kevin Spacey oder Johnny Depp, die auf dasselbe Phänomen zurückzuführen sind: Empörungskultur in reinster Form, Shitstorms, die man nicht nur zur Kenntnis nimmt, wenn es etwas zu kritisieren gibt, sondern nach denen man regelrecht geiert, weil das Leben ansonsten zu langweilig ist.
Die Online-Community ist hier ein Problem. Aber in diesem Bereich kann man kaum etwas daran ändern, außer die Leute kommen wieder zu Sinnen. Dass die Medien mit ausgebildeten Journalisten in diese Hetzjagden, diese Shitstorms einstimmen, als sei es in irgendeiner Form ein gesicherter Fakt, nur weil ein Twitter-User seine Hirngespinste möglichst sensationalistisch ausformuliert hat, ist bedenklich.
Und da hätte ich als Promi auch kein Bock mehr. Und mit "aus der Zeit gefallen" hat das nichts zu tun.
Menschen die ihr Geld damit verdienen, das sie in der Öffentlichkeit stehen haben Probleme damit, das es keine Echokammer ist? Das die Öffentlichkeit ihre Worten und Taten kommentiert?
Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Willkommen im digitalen 21 Jahrhundert
Vor allem wen es um das Märchen von Cancel Culture geht, das deinen genannten Beispielen gern von der rechts-konservativen bubble angedichtet wird. Eignet sich natürlich super im suhlen der selbstauferlegten Opferrolle!
Was das Beispiel an Gotschalk in ganz besonder bizarrer Form zeigt.