Valkyria Chronicles läutet mit Sicherheit keine neue Ära des Geschichtenerzählens ein - dazu bedient es sich viel zu oft bei herkömmlichen, manchmal sogar albernen Klischees. Im Gegenzug wirkt dafür jede Szene des liebvoll gezeichneten Comics, egal ob im Menü oder mitten auf dem Schlachtfeld, wie ein zum Leben erwecktes Gemälde. Und Sega kümmert sich nicht nur um das Äußere: Mich beeindruckt vor allem, wie lebendig die Figuren dieses Kriegsdramas scheinen. Zum ersten Mal nehme ich in diesem Genre nicht nur Einheiten wahr, die in Zwischensequenzen auftreten, sondern ziehe mit bekannten Kameraden in den Kampf. Die vor allem auf dem Schlachtfeld wichtigen Charaktereigenschaften bauen die Persönlichkeiten sogar noch weiter aus. Gerade wegen der ungewöhnlichen, teilweise in Echtzeit ablaufenden Gefechte, ist es allerdings umso auffälliger, dass sich die Entwickler zu stark an den für sie nicht mehr zeitgemäßen Mechanismen festhalten. Die eingeschränkte Übersicht sowie einige taktische Ungereimtheiten, besonders auf Seiten der imperialen Truppen, versäuern zudem so manchen Sieg. Trotzdem: Der packende Freiheitskampf macht schnell vergessen, dass der Zweite Europäische Krieg im Grunde nur die romantische Verklärung des trockenen Zweiten Weltkriegs ist. Selbst mit Allergie gegen das gemeine Weltkriegs-Szenario sehne ich jedenfalls den Tag herbei, an dem Sega die Tore in dieses Europa erneut aufstößt!