Trumps Wahl könnte EU zusammenschweißen
Brüssel setzt keineswegs auf "Brückenbauer", sondern auf die notfalls knallharte Verteidigung vor allem der eigenen Wirtschaftsinteressen. Protektionistischer Druck aus Washington soll mit größtmöglichem Gegendruck beantwortet werden. Trump verstehe vor allem die Sprache der Stärke, heißt es in EU-Kreisen.
Falls Trump seine Drohung wahr macht und Produkte aus der EU mit Zusatzzöllen bis zu 20 Prozent überzieht, will Brüssel Ähnliches androhen. Die Hoffnung ist, dass die USA dann schon einlenken werden. Wenn nicht, könnte es haarig werden. Auch für die ohnehin gebeutelte Autoindustrie und ihre Zulieferer, denn die USA sind der wichtigste Absatzmarkt zusammen mit China.
In vielen Dingen ist Brüssel aber wirtschaftlich nicht optimal vorbereitet. Das zeigt der Ärger um jene "Sonderzölle" auf Stahl- und Aluminiumprodukte, die Trump in seiner ersten Amtszeit eingeführt hatte.
Auch Trump-Nachfolger Joe Biden hätte daran wohl nicht gerührt, hätten sich die EU-Spitzen in seiner Amtszeit nicht für eine Rücknahme eingesetzt. Herausgekommen ist aber kein dauerhaftes Ende, sondern eine
Pause - die endet im März 2025. Trump dürfte kaum ein Interesse daran haben, den Europäern ausgerechnet hier entgegen zu kommen.
Trumps Sieg muss die EU nicht spalten. Viele Reaktionen auf die Wahl deuten darauf hin, dass sie eher zusammengeschweißt wird und mehr auf die eigenen Interessen schaut. Und dass sie sich vor allem auf sich selbst verlassen muss - in der Wirtschaftspolitik, in Wettbewerbsfragen, aber auch bei Verteidung und Sicherheit. Nach der Devise "Europa zuerst".