Hier mal zusammenfassend und abschließend mein Fazit zum Spiel. Ich weiß, es ist sehr viel Text und ihr müsst es nicht lesen :-D. Aber ich reflektiere ganz gerne nach Abschluss eines Spiels das Erlebte und schreib es zusammen. Wie gesagt, meine ganz persönlichen Eindrücke und Meinungen zum Spiel:
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The Order 1886 (PS4)
Heute habe ich das neue PS4-exklusive Spiel The Order 1886 beendet und will nun mal meine Eindrücke von dem im Vorfeld viel diskutierten Titel schildern und auf einzelne Aspekte eingehen. Bei The Order handelt es sich um ein äußerst storylastiges und aufwendig inszeniertes Spiel. Der Begriff cineastische Spielerfahrung passt denke ich bei diesem Titel perfekt und ich bin mir auch im klaren, dass diese Art Spiel nicht jedermanns Sache ist. Ich persönlich spiele hin und wieder gerne solche Titel, da auch diese sehr gut unterhalten können, wenn dann eben die Story stimmt.
Grafik / Sound / Inszenierung:
Optisch ist The Order definitiv eine Wucht. Für mich ist der Titel in Sachen Grafik das bisher bestaussehenste Spiel was auf einer Konsole erschienen ist. Das Lighting, die Detailverliebtheit beim Design der Charaktere und der Umwelt, die Mimik der Figuren, alles ist wirklich mehr als hervorragend.
Die Inszenierung des Spiels ist im wahrsten Sinne des Wortes filmreif. Auf Basis der fantastischen Optik und untermalt von einem stets perfekt passenden Soundtrack schaffen die Entwickler es eine Atmosphäre aufzubauen, die so fesselnd und ansteckend ist, dass man den Controller kaum noch aus der Hand legen will. Insbesondere sind es auch die ruhigeren Abschnitte, in denen man sich etwas genauer in den Arealen dieses düsteren, mysteriösen und blutigen Londons umsehen kann, die einen gebannt vor dem Bildschrim fesseln. Es gab Abschnitte, in denen ich nassgeschwitzte Hände hatte, so creepy und düster, so zum zerreißen gespannt war die Atmo. In diesem Punkt ist dem Studio wirklich großartiges gelungen.
Teil der Inszenierung sind auch die zahlreichen Zwischensequenzen. Für viele sicher ein Ansatzpunkt für Kritik, in meinen Augen bei einem Titel wie The Order ungerechtfertigt, denn die Story wird immer wieder durch die toll inszenierten Sequenzen vorangetrieben, ohne dass man dadurch aus dem Spiel gerissen wird. Vielmehr hilft es dabei noch weiter in die Geschichte und Spielwelt einzutauchen. Dabei kommt dem Spiel auch zugute, dass optisch zwischen Sequenzen und Ingamegrafik nicht unterschieden werden kann. So kam es dann auch mal vor, dass es einige Sekunden dauerte, bis ich merkte, dass ich wieder Kontrolle über die Spielfigur hatte :-D. Der Übergang zwischen Spiel und Sequenzen ist daher so flüssig, dass man dennoch im Spielfluss bleibt.
Story / Charaktere:
Schwerpunkt des Spiels ist sicher die toll inszenierte Story. Ohne inhaltlich auf die Story einzugehen, um Spoiler zu vermeiden, lässt sich festhalten, dass die Geschichte absolut spannenden und fesselnd erzählt wird. Von der ersten bis zur letzten Sekunde wird der Spieler perfekt auf den Punkt unterhalten, ganz ohne unnötige Längen oder schwächelnde Phasen. Sie besticht durch viele überraschende Wendungen und äußerst interessante Charaktere. Hierbei sind die Gedankengänge und Gefühlsentwicklungen des Hauptcharakters stets nachvollziehbar. Die Unsicherheiten und Zweifel die sich im Laufe der Story bei der Spielfigur und dem Spieler selbst aufbauen, die unerwarteten Wendungen und Überraschungen, der Verat, das Drama und die Verschwörungen...die Story hat alles was ich mir von einer spannenden Geschichte erhoffe. Auch die Nebencharaktere werden gut in Szene gesetzt, wobei bei dem einen oder anderen noch ein wenig mehr Tiefe bzw. Hintergrund zum Charakter möglich gewesen wäre. Dies ist aber in diesem Fall schon Meckern auf hohem Niveau.
Gameplay:
Bezüglich des Gameplays sollte man sich vor dem Kauf schon im Klaren darüber sein, was man mit The Order bekommt. Ich habe gameplaytechnisch einen guten 3rd-Person Deckungsshooter erwarten und diesen auch bekommen, vielleicht sogar noch etwas mehr. Was man von dem Titel nicht erwarten darf sind irgendwelche Innovationen in Sachen Gameplay, dies war nie die Absicht der Entwickler und diese wird man auch nicht finden. Das Gameplay wechselt zwischen sehr actionreichen und bestens inszenierten Deckungsshootereinlagen, ein paar lautlosen Stealthabschnitten und auch ruhigen, sehr atmosphären Abschnitten, in denen man dann auch die Gelegenheit hat die Areale etwas genauer zu untersuchen und das eine oder andere Sammelobjekt zu finden. Die Aufteilung zwischen diesen unterschiedlichen Phasen und das Pacing an sich finde ich wirklich sehr gelungen und erinnert mich in diesem Punkt vergleichweise an The Last of Us.
Ein weiterer Punkt, der beim Gameplay nicht verschiegen werden darf sind die Quick Time Events des Spiels. Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld nach den ersten Gameplayvideos die Befürchtung hatte, dass das Spiel mit QTE überladen sein wird. Dies hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Diese tauchen zwar in regelmäßigen Abständen auf, sind hierbei aber meistens gut in die Handlung integriert und wirken in der Regel nicht nervig. Über das grundsätzliche Für und Wider dieser Spielemechanik kann man sicher streiten, gestört hat es mich bei The Order jedoch nicht.
Spieldauer:
Ein aktuell viel diskutierter Punkt ist sicher die Dauer und der Umfang des Spiels. Hier liest man im Internet ja die unterschiedlichsten Angaben, angefangen bei 5 Stunden bis 10+ Stunden. Ich persönlich habe für meinen erste Run nun knapp 12 Stunden benötigt. Ich habe mir allerdings sehr viel Zeit gelassen, alle Areale sehr genau untersucht und nach Sammelobjekten abgesucht und auch das Spiel einfach genossen. Wer sich nicht mit den Sammelobjekten aufhält wird das Spiel wahrscheinlich nach gut 10 Stunden beenden. Auf Youtube gibt es wohl einen Speedrun in gut 5 Stunden. Wenn ich natürlich den Inhalt des Spiels kenne, durch die Kapitel rushe und ggf. die Zwischensequenzen überspringe (weiß garnicht ob dies möglich ist), dann ist auch sicher ein Run in 5 Stunden möglich. Ich persönlich hab z.B. alleine für das erste Kapitel 1 Stunde gebraucht. Aber um ehrlich zu sein, die Story und Atmosphäre des Titels ist so gut, es wäre viel zu schade, wenn man sich diese Erfahrung durch ein solches Verhalten kaputt machen würde. Wenn ich einen solchen Titel zum Vollpreis kaufe, will ich das Spielerlebnis ja auch genießen und mir nicht nach 5 Stunden aufgrund der schnellen Zeit auf die Schulter klopfen.
Ich kann hier um ehrlich zu sein jeden verstehen, dem ca. 10 Spielstunden kein Vollpreis wert sind. Auf der anderen Seite sind mir 10 so intensive und fesselnde Stunden lieber als 20+ Stunden in einem Spiel mit schwacher Story und unnötigen Längen zu verbringen, wo dann ggf. noch Spieldauer durch irgendwelche Sammelaufgaben erreicht wird.
Zum Widerspielwert des Titels noch ein kurzes Wort: Es gibt nicht viele Spiele, die ich mehrfach spiele oder nach einigen Monaten nochmals einlegen. The Order könnte allerdings so ein Titel sein, insbesondere auch aufgrund der vermeintlich kurzen Spieldauer. Der Wiederspielwert eines Titels besteht für mich insbesondere in einer packenden und tollen Story, einfach ein tolles Abenteuer welches mich unterhält. Aus diese Grund spiele ich auch immer wieder TLoU, nicht aufgrund eines NewGame+ oder eines neuen freigeschalteten Schwierigkeitsgrades. Auch hier sind die Geschmäcker sicher verschieden und sicher hätten die Entwickler sowas noch einbauen können, dass so etwas fehlt stört mich jedoch nicht. Stattdessen ist The Order für mich das ideale Spiel, welches ich an einem verregneten Wochenende einfach nochmal einlegen und genießen kann.
Kritikpunkte:
Wie jeder Titel weist natürlich auch The Order ein paar Kritikpunkte auf. Zum einen hätte man auf das eine oder andere QTE durchaus noch verzichten können. Sie sind gut integriert, wenig störend, das eine oder andere ist aber dann doch überflüssig, wie z.B. beim lautlosen Ausschalten der Gegner mit dem Messer oder das Aufbrechen von Truhen. Sie sind jetzt nicht störend, aber überflüssig.
Des Weiteren war für mich auch der Endkampf leider ein wenig enttäuschend. Nicht was die Inszenierung anging, diese war wie das ganze Spiel hervorragend. Gameplaytechnisch hätte ich mir hier allerdings etwas mehr gewünscht. Es hätte für mich auch ein wenig mehr Spektakel sein dürfen, immerhin war es der Endkampf, der große Abschluss der Story. Aber die Erfahrung eines nicht ganz gelungenen finalen Kampfes musste ich in letzter Zeit leider bei mehreren Titeln machen...bestes Beispiel war hier für mich auch AC Unity.
Fazit:
Je nach Geschmack und je nachdem wieviel man mit dieser Art von Spiel anfangen kann, gibt es sicher noch mehr zu kritisieren. Dem einen ist es sicher zu cineastisch und zu wenig Spiel, dem anderen sind es zu viele QTE oder eine zu kurze Spieldauer. Ich bin daher auch wirklich mal auf die Wertungen der "Fachpresse" gespannt. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass der Titel dort nicht so gut abschneiden wird. Schaut man aber nun einmal auf die Meinungen derjenigen die es schon Spielen, ist das Gros der Spieler absolut beigeistert vom Titel.
Man muss diese Art von Spiel schon mögen, aber so ist es nunmal bei jedem Genre und jedem Spiel. Ich persönlich mag diese Art von Spiel, da es mich einfach bestens unterhalten hat. Nach vielen Open World Games oder Jump'n'Runs die ich in letzter Zeit gespielt habe, bildet ein solch linearer Shooter mit einer packenden Story und einer aufgrund seiner brachialen Optik und passendem Soundtrack fantastischen Inszenierung und Atmosphäre eine wohltuende Abwechslung. Für mich ist der Titel eine große und positive Überraschung, da ich deutlich mehr erhalten habe, als erwartet. Verglichen mit ähnlichen storylastigen Games gehört der Titel für mich mit zu dem Besten was man in diesem Genre finden kann. Mich hat der Titel von der ersten bis zur letzten Sekunde gepackt, begeistert und unglaublich gut unterhalten. Für mich eine hervorragende Einführung einer neuen IP. Ich hoffe daher wirklich sehr auf einen Nachfolger, welcher dann hoffentlich auch die noch offenen Fragen des ersten Teils aufgreift und klärt. Das Potential hat die IP definitiv und der Grundstein wurde mit dem ersten Teil gelegt.
Wertung: 9/10