PS5/PC The Last of Us Part I (Remake)

Muss ich widersprechen. Nehmen wir Joel. In Teil 1 ein weitsichtiger, vorsichtiger Typ der im Ernstfall vor nichts zurück schreckt.
Habe den Charakter in Teil 2 nicht wiedererkannt. Naiv, weich und blauäugig- hat mir nicht gefallen.
Diese Aussage hört man ja oft und ich frage mich dann bis heute immer ob diejenigen das selbe TLOU1 wie ich gespielt haben. Bei dir klingt es wie eine Wandlung vom positiven zum negativen, obwohl es das Spiel einem überdeutlich auf die Nase bindet, dass Joels traumatische Erlebnisse und die Einflüsse der neuen Welt eine rein negative Auswirkung auf Joels Menschlichkeit haben. Wir haben Joel vor dem Flashback als liebenden alleinerziehenden Vater erlebt - hard cut - Joel als verbitterter, kaltblütiger (tötet auch unschuldige Zivilisten) Mann der unfähig ist, engere Beziehungen einzugehen (Tess).

Dieser Wandel ist vollkommen logisch, negative Seiten machen ihn nicht zum schlechten Charakter in Teil 1, ganz im Gegenteil. Es ist ja interessant diesen starken Kontrast zu erleben. Alles was dann passiert, sobald er Ellie trifft, verdient die Beschreibung "vorhersehbar" aber wohl deutlich mehr, als die Wendungen von TLOU2. Wer hat bitte nicht geahnt, dass Joel Ellie gegenüber auftauen wird und sie am Ende vor irgendetwas beschützt, und dann nicht weil sie ein Auftrag/Versprechen ist, sondern aus Liebe? Das ist simpel und vorhersehbar und NEIN, das macht die Story nicht schlecht, denn es ist ja trotzdem sehr gut erzählt und dargestellt.

Ebenso logisch ist aber auch, dass Joel am Ende von Teil 1 nicht mehr der selbe Mann ist wie am Anfang von Teil 1 nach dem Prolog. Und eben nicht erst in Teil 2. Am Ende von Part 1 hat Joel sich wieder einem anderen Menschen gegenüber geöffnet und lieben gelernt und ja, damit auch wieder verwundbar gemacht. Aber das ist was Menschlichkeit ausmacht und deshalb nicht rein negativ zu bewerten, zumindest ist das ziemlich offensichtlich die Message von TLOU1. Er hat Ellie am Ende gerettet obwohl er dabei sehr schnell auch hätte draufgehen können, aber das war es ihm offensichtlich (wieder) wert. In Teil 2 sehen wir genau diesen Joel, der aber zusätzlich nun bereits mehrere Jahre in relativem Frieden in Jackson gelebt hat. Gemeinsam mit gleich mehreren Menschen die er liebt, in relativer Sicherheit vor infizierten und Menschen, Nahrung, einer funktionierenden Gesellschaft. Ein Paradies im Vergleich zum Überlebenskampf in der QZ. Dass sich das auch auf den Charakter auswirkt ist für mich logisch, und wie gesagt, eine Weiterentwicklung von dem Joel den wir bereits in der letzten Hälfte von Teil 1 gespielt haben, und eben kein plötzlicher Bruch. Wir sehen ja auch in Teil 2 mehr von diesem Post-Part 1-Joel in den Flashbacks mit Ellie.

Joels alte kaltblütige Art hat ihm womöglich ein längeres Leben beschert, wobei wir das nie so genau wissen werden. Aber zu welchem Preis? Für mich ist nach Teil 1 eindeutig, dass Joel lieber gutmütig gestorben wäre, als ohne Menschlichkeit vor sich hin zu vegetieren wie in der QZ. Der "naive" Moment in Teil 2 zeigt mir einen Joel der versucht sein altes Ich, dank Ellie und Jackson, hinter sich zu lassen. Was nicht heißt, dass sein Handeln rein logisch betrachtet kein Fehler war, aber er ist halt ein Mensch und die machen Fehler und murksen nicht jeden auf Verdacht ab. Abgesehen davon war sein Handeln nicht mal das was zu dem Endergebnis geführt hat, sondern vor allem Tommys, der beide Namen gegenüber der WLF Gruppe genannt hat (übrigens haben auch die WLF, genauer Mel, sich zuerst namentlich vorgestellt, auch mit echtem Namen). Und Tommy war in Teil 1 schon der gutmütigere von beiden, der eher das gute im Menschen sieht und von Hoffnung statt Vorsicht getrieben ist. Er hatte sich ja mit Joel zerstritten eben wegen der grausamen Taten und ging aus Idealismus zu den Fireflies, wo er enttäuscht wieder wegging nur um sich dann Marias Gruppe anzuschließen und mit ihr Jackson aufzubauen, das eben beschriebene Paradies. Passt also zu ihm, zuerst das gute in anderen zu sehen und Hoffnung zu haben. Und Joel hatte sich Tommy auch angenähert was sicher auch abgefärbt hat.

Bei Tommy sehe ich jetzt auch nichts was nicht konsequent wäre. So viel eigenen Charakter hatte er in Teil 1 nun auch gar nicht, außer dass er wie gesagt mehr Idealist war und noch was in den Menschen sah. So jemand ist von Anfang an verletzlicher, und er konnte offensichtlich dann sogar noch schlechter mit Verlust umgehen als jemand, der sich lange Zeit vor seinen eigenen Emotionen verschlossen hatte. So viel Infos hatten wir aber auch gar nicht, dass man jetzt so tun könnte als hätten sie ihn charakterlich komplett umgekrempelt, nur weil sein Handlungsbogen so anders ist.

Ich will übrigens niemanden überzeugen, die Handlung von Teil 2 besser zu finden als von Teil 1, so wie ich das selber tue. Die Geschichten sind schon sehr anders in der Erzählweise, Komplexität und teilweise auch Grundstimmung. Teil 2 ist einfach nochmal deutlich bitterer als 1, was auch schon in einer erbarmungslosen Dystopie spielt. Muss nicht jedem gleich gefallen. Aber den Kernthemen des ersten Spiels und den Charakterzügen sowie deren Entwicklung ist Teil 2 meiner Meinung nach sehr treu geblieben.
 
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Ich versteh ja wenn man es persönlich für 80 aus diversen Gründen nicht braucht, aber würdest du mir sachlich erklären was an ü50 frech ist?
Da steckt sicher an einiges an Arbeit drin.Aber der Punkt ist,viele kennen das Spiel halt schon.Und inhaltlich ist kaum was passiert. Es ist also praktisch nur ein Grafik Update.
Ich warte auch auf ein Angebot. Mehr als 50 will ich auch nicht ausgeben
 
Ja das sehe ich auch alles ein. Ich hab's selbst vorher auf ps3 und ps4 gezockt und hätte es daher auch nicht für 80 Euro gebraucht. Aber die Aussage "frech" impliziert ja einen Mangel im Preis- Leistungsverhältnis. Ob jemand das Spiel kennt spielt dabei ja keine Rolle
 
ist wie bei Call of Duty altes Spiel mit etwas bessere Grafik und schwups die kiddies zahlen jedes Jahr Vollpreis! :uglygw:
 
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