Stadia wird seine Nische in der Gamingwelt erhalten, aber es ist eben keine Revolution.
Es werden viele mal ausprobieren, aber als echten Ersatz für die derzeitigen Systeme kann man es nun wirklich nicht ansehen.
Klar, man braucht keine Konsole und auch keinen teuren PC. Aber das wars auch fast schon.
Die Nachteile überwiegen einfach.
- hohe Bandbreite für die Pro-Version- die hier im Lande die wenigsten haben werden
- sehr anfällig für Störungen im I-Net.
Anders als bei gestreamten Filmen kann man bei Spielen nicht vorbuffern. Es ist bei Filmen nicht so schlimm, wenn es hier und da mal Aussetzer bei der Übertragung gibt. Selbst einige Sekunden lassen sich dadurch, dass hier ein Buffer verwendet wird, kompensieren. Beim Zocken reichen aber schon Aussetzer von wenigen Millisekunden um das Bild ins Stocken zu bringen. Trotz 450mbit Leitung wird mir beim Stadia-Test innerhalb von wenigen Minuten mal 200mbit, mal lediglich 20mbit bescheinigt (gestern abend mal getestet). Damit ist sicherlich kein flüssiges un hochauflösendes Zocken möglich
Dass bei optimalen Bedingugen die Latenz sehr gering gehalten werden kann, so dass es der Normaluser gar nicht bemerkt, ob er lokal oder über Streaming spielt, bezweifel ich dabei noch nicht einmal. Aber diese Optimalbedingungen werden, zumindest am Anfang, doch sehr spärlich ausfallen.
- Streamingartefakte:
Auch hier der Nachteil zum Filmstreaming. Spiele müssen sehr schnell encodiert werden, um die Latenz zu verringen. Bei Filmen spielt das weniger eine Rolle.
Ein Filmbild kann ruhig 30ms zum encodieren benötigen. Reicht für 30 Bilder pro Sekunden immer noch locker aus.
Das Spiel muss aber wesentlich schneller encodiert werden, damit die Gesamtlatenz eben gering bleibt.
Und damit leidet auch die kompression. Stadia nutzt wohl noch H264. Wohl aus dem einfachen Grund, da hierfür weniger Rechenpower nötig ist. Die Datenrate ist natürlich höher, als wenn man den aktuellen H265 Codex nehmen würde.
Bei den Vergleichsvideos von DF sieht man auch schön, dass das Bild schlechter aussieht als auf der X, trotz höherer Rechenleistung der Stadia Server.
Ein natives 4K Bild ist somit sichtbar besser als das gestreamte von Stadia.
- wenige Spiele
Zum Start wird es bei der Pro Version lediglich Destiny 2 umsonst dazu geben. Leider ist das Game bis dahin eh free to play mit zwei DLCs
Nach und nach kommen wohl noch ein paar Games, aber natürlich älteren Datums, hinzu.
Exclusivgames von Sony, MS oder Nintendo wird man wohl auch kaum dort sehen.
- teure Spiele
Ich dachte ja an ein echtes Abo-Modell, aber so wie es aussieht, muss man jedes (neue) Game kaufen. Und das sicherlich zum regulären Preis. Zwar wird es wohl auch Pro-Deals geben, aber so günstig, gerade was PC Games im Retail und Downloadcode-Segment angeht, wird man die auf Stadia wohl nicht kaufen können. Und ich bezweifle, dass man anderweits gekaufte Games, die auch im Stadia- Portfolio angeboten werden, auf Stadia wird spielen können.
Der Basis Dienst ist ja umsonst, und der Pro-Dienst kostet 10 Euro. Diese Preise werden dadurch subventioniert weil man gezwungen sein wird, die Games auch über Stadia zu kaufen.
Fraglich ist noch, was Stadia pro verkauften Game verdient und ob das für Stadia und die Publisher eine Win-Win-Situation ist, also ob es sich auch für die Publisher lohnt, ihre Games dort anzubieten. Man darf nicht vergessen dass der Spieleverkauf eigentlich die einzige Einnahmequelle für Stadia ist. Mit den 10 Euro Monatsgebühr für die Pro Version deckt Google nicht einmal die Unterhaltskosten der Server. ab Also muss Goggle schon einiges an den Games verdienen, damit es sich für sie überhaupt finanziell lohnt. Die Basisversion wird natürlich komplett subventioniert.
Last but not least stehen natürlich auch noch andere Streamingdienste in den Startlöchern.
Mit xcloud hat MS natürlich hier mit die besten Karten, da sie auf eine bestehende Spieleinfrastruktur zurück greifen können und das Cloudgaming in die bisherigen Service einfach integrieren können.
Aber Konkurrenz belegt ja bekanntlich das Geschäft. Und somit ist Stadia zu begrüßen.