@Gaijin:
In diesem Thread geht es darum, unter welchen Umständen der PS3 rosige Verkäufe prognostiziert werden könn(t)en. Und ich kann nur das wiederholen, was in unserer Unternehmensstrategie-Vorlesung besprochen wurde:
Wie von vielen hier beschrieben muss sich der Mainstream mit dem Endprodukt identifizieren können. Es muss hip, sexy, einfach, auf eine Kernfunktion zugeschnitten, gefühlt günstig und in seiner Art unverwechselbar und einzigartig sein. Ich schreibe bewusst gefühlt günstig, da die Wii (sie wird nicht subventioniert) tatsächlich nicht günstig ist. Und dennoch treffen all diese Attribute auf erfolgreiche Geräte unserer Zeit zu: Wii, iPod, etc. Warum, meinst du, wurde nach dem iPod noch der iPod Nano auf den Markt geworfen, der weniger kann und günstiger ist als sein großer Bruder? Um die Attribute Einfachheit und Spezialisierung weiter zu unterstreichen. Hip ist das Gerät bereits, denn es wurde vom Mainstream als der mp3-Player akzeptiert.
Emotional bzw. marketingtechnisch sind iPod und Wii die Gewinner unserer Zeit. Ob sie einer sachkundigen Hinterfragung (Kosten/Nutzen) stand hielten... objektiv gesehen wohl eher nicht, doch das interessiert unsere Spaßgesellschaft nicht unbedingt.
Auf der anderen Seite gibt es das All-in-one-Wunder PS3. Die Kiste wird subventioniert und bietet alles, was man irgendwie zum multimedialen Überleben braucht (und noch mehr). Das Preis/Leistungs-Verhältnis ist absolut klasse, und die Power der Kiste ist wahrscheinlich sogar 3 (oder 4?) Gramm stärker als die der X360. Doch betrachten wir die Sache mal emotional aus dem Blickwinkel eines Marketingstrategen:
- hip und sexy: Der Name Playstation war bisher ein Synonym für "Gaming". Was früher "der Nintendo" war ist heute eine "Playstation". Der Name ist in der Gesellschaft etabliert. Ein Umstand, den Sony wahren muss
- einfach bzw. auf eine Kernfunktion zugeschnitten: Viele Funktionen, die kaum jemand kennt und erst recht keiner bedienen kann. Das "Ich muss den Videorekorder programmieren"-Syndrom wird diagnostiziert. Im TV wird die Kiste als Multimedia-Maschine beworben. Das "Play" im Namen rückt in die zweite Reihe. "Einfach" ist die PS3 absolut nicht mehr.
- gefühlt günstig: Nein! Denn 600$ (oder 500$) sind einfach teuer. Und da die Mehr-Funktionen eher als störend empfunden werden, kann der Preis durch nichts in den Mainstream-Köpfen gerechtfertigt werden. Solange die Konkurrenz, mit der man genauso gut spielen kann - die Hälfte kostet, gibt es keinen Grund soviel Geld zu bezahlen.
- in seiner Art unverwechselbar und einzigartig: Hier hat sich Sony selbst ein Bein gestellt: Ein bischen spielen, ein bischen Multimedia, ein bischen BR durchdrücken... und dann noch auf den letzten Drücker ein bischen "Fuchteln" von der Konkurrenz kopieren... da weiß der Mainstream nicht, auf was er sich bei dem Gerät gezielt freuen soll. Die PS3 ist ein Gemisch aus allem, hebt sich aber durch nichts gezielt hervor. Sony bleibt im Moment nur noch der einzigartige Name "Playstation". Weniger ist mehr, doch Sony ging leider genau den anderen Weg.
Immernoch @Gaijin:
Ich möchte dir damit nur klarmachen, dass der Markt nicht nach logischen Regeln funktioniert. Emotionen spielen dabei eine weit größere Rolle. Statt im funktionalen Detail zu stochern muss man das Gesamtkonzept der PS3 hinterfragen, sofern man ernsthaft ergründen möchte, warum die Kiste nicht so am Markt ankommt wie es manche Bosse, Entwickler und Fans gerne hätten.
Also nimm dir ein wenig Zeit und bedenke das, was ich dir hier versucht habe zu erläutern. Ich würde mich freuen, wenn du konstruktiv darauf eingehen und das Gespräch vertiefen würdest.