Nintendo hat den Kampf um die beste E3-PK ganz klar gewonnen.
Sicher wurden nicht viele Spiele präsentiert, obwohl Nintendo für dieses Jahr schon ein sehr gutes Lineup anbietet (MP3, MG, SSB). Die Spiele für nächstes Jahr wurden traditionellerweise von Nintendo fast gar nicht erwähnt (MS hat das ebenso gemacht und ist damit auch gut gefahren). Es wurden halt bevorzugt die Titel präsentiert, die der Konsument in den nächsten 5 Monaten erwarten kann.
Die ganzen anderen Third-Partys werden ihre Titel auf ihren Pressekonferenzen oder auf der eigentlichen E3 zeigen.
Der Brüller ist jedoch das Fitness-Board.
Es war mir klar, dass das nicht so gut ankommen wird, wie das x-te Zelda und Mario oder gar der x-te Weltkriegsshooter.
Wie viele heulen rum, dass es kaum Innovationen im Videospielebereich gibt. Und jetzt kommt Nintendo und revolutioniert von einer E3 zur nächsten die Art zu spielen und es wieder nicht in Ordnung.
Wieder denken die PseudoGamer, die nur Knöpfendrücken (manche sogar ohne Rumble) kennen, dass das Teil nichts bringt und das mitgelieferte Spiel nichts taugt.
War dies beim Wii und WiiSports nicht auch so?
Sicher war WiiSport nur eine Demo, mit der eigentlich nur Einsteiger und Partyspieler lange ihre Freude hatten. Aber wie alleine RE4 und MP3 zeigen, verbessert es das traditionelle Gamen enorm. Direktes und intuitives Zielen ist halt besser wie fummelige Padsteuerung. Nicht dass ich Egoshooter auf Gamepads völlig ablehne (ich liebe Goldeneye und Perfect Dark), aber bis ein normaler Spieler diese komplexe Steuerung verinnerlicht hatte und damit halbwegs akzeptabel zielen UND spielen konnte, vergingen je nach Erfahrung mit Videospielen Stunden oder gar Tage.
Ich vergleiche die Vorstellung der Wiimote gerne mit der Erscheinung der Maus bei PCs. Am Anfang wollte diese niemand nutzen, da man bei den meisten Anwendungen per Tastatur schneller unterwegs war. Aber als sich die grafischen Betriebssysteme nach und nach durchsetzten, konnte man auf die neue innovative Steuerung nicht mehr verzichten. Gleichzeitig erleichterte man dem Massenmarkt und somit dem ganz normalen Bürger die Bedienung und senkte die Hemmschwelle sich einen PC zu kaufen. Denn ein paar Bildchen mit der Maus anzuklicken ist eben erheblich leichter als dutzende DOS-Befehle zu lernen und immer und immer wieder einzutippen.
Trotzdem wird das normale Buttonsmashen mit dem Gamepad wie auch die Tastatur beim PC nie aussterben, da einige Dinge immer noch am einfachsten mit einem Knopfdruck ausgeführt werden.
Wie wirkt sich das Fitness-Board nun auf das momentane Videospielen aus?
Nun, einerseits könnte das Teil nur ein Gimmick sein, dass extra nur für WiiFit geschaffen wurde. Das könnte gnadenlos floppen und für immer vom Markt verschwinden. Oder es könnte im Zuge der andauernden Fitness-Welle und der zunehmend verfettenden Menschheit zu einem Megahit avanzieren.
Was ich mir allerdings wünschen würde, wäre der Einsatz dieses Boards bei diversen anderen Videospielen. Bei Egoshootern, könnte man durch Gewichtsverlagerung das Springen, Ducken und Strafen zu einer interaktiven Sache werden lassen. Ein Skateboard- oder Surfspiel wäre auf diese Weise besser und direkter kaum vorstellbar. (Meinetwegen auch ein "Back to the Future"-Hoverboardspiel) Alleine wie viele Sportspiele man dafür umsetzen könnte.
Sicher wäre vieles nicht der Rede wert und eher als Gimmick, denn als vollwertiges Spiel gedacht (siehe viele Wii-Spiele), aber in Kombination mit der Wiimote könnte man völlig neuartige Spiele schaffen. Man hätte eine Interaktivität, von der vor ein paar Jahren höchstens in SciFi-Büchern und Filmen geträumt wurde.
Wie vielseitig einsatzbar das Fitness-Board ist und ob es überhaupt etwas taugt, muss sich jedoch erst zeigen. Ich sehe da noch einige Schwierigkeiten bezüglich der Belastbarkeit und der Funktionalität. Doch diese Sorgen hatte ich schon beim Wiimote - und dort waren sie unbegründet.
Wie die ganzen Ausschnitte aus Fernsehberichten und Youtube-Videos, die bei der Nintendo-Pressekonferenz gezeigt wurden, deutlich machen, ist Wii die bisher einzige Konsole um die so ein Hype gemacht wurde. Über PS3 und 360 redet man in der konservativen Presse jedoch kaum. Außerhalb der Medien für Videospiele wird sich kaum für den x-ten Shooter interessiert - außer wenn er besonders brutal ist und die Massen vor diesem "Machwerk" beschützt werden müssen.
Der Wii hingegen hat es geschafft, mehr noch als es die PS2, zum Pop-Phänomen zu werden.
Mit WiiFit wird man diesem Trend gerecht und liefert sozusagen einen Nachfolger für diesen Hype. Ob man sich hier aber nicht doch verkalkuliert hat, wird sich erst noch zeigen müssen.
Dass die PK und das Fitness-Board bei den traditionellen Gamern nicht gut angekommen ist, ist eigentlich kein so gutes Zeichen. Aber diese sind auch nicht unbedingt die Zielgruppe für dieses Board. Es sind die Eltern, Großeltern, Freundinnen und Schwestern, um die hier gebuhlt wird. Das Thema Sport und Fitness interessiert insbesondere Frauen und ganz besonders ältere Menschen. Kaum jemand quält sich jedoch gerne draußen bei Wind und Wetter, löhnt zähneknirschend hunderte von Euros fürs Fitnessstudio, wenn man am Ende dann doch nicht mehr hingeht oder legt sich teure Fitnessgeräte zu, die dann den Platz in der Wohnung wegnehmen und am Ende im Keller landen. Für den Massenmarkt hat man mit WiiFit nun also eine Antwort auf das Problem. Ob dieser das Ding auch annimmt, steht jedoch in den Sternen.
Wenn sich das Ding aber trotz aller Unkenrufe durchsetzen sollte, reden wird hier nicht mehr nur von Nintendos Marktführerschaft, sondern von einer Explosion der Verkaufszahlen. Schon jetzt rechnet man damit, dass der Wii seine 100Mio Einheiten absetzen wird, aber sollte man wirklich weiterhin generationsübergreifend neue Kunden akquirieren können, dann könnte man die Verkaufszahlen auf eine Viertelmilliarde (250 Mio) in einer Generation (5-7 Jahre) anheben.
Was dies für die Dritthersteller bedeutet, ist klar. Es werden vermehrt Spiele für Wii angekündigt und getestet, welche Spiele man diesem Massenmarkt noch anbieten kann. Da aber nicht alle den Weg Nintendos gehen können und alle immer nur Minispielesammlungen, Gehirntrainer und Simpelspielchen verkaufen können (Stichwort Marktsättigung), dann könnte diese Generation am Ende mit den innovativsten und unterschiedlichsten Videospielen aufwarten, die es jemals gegeben hat.
Ich rechne alleine schon in Japan mit einem Megaerfolg. Dort verkaufen sich solche Gimmicks eigentlich ausgesprochen gut. Mal sehen wie es in den westlichen Märkten ankommt.