So bin nun auch durch damit, erlaube mir hier noch meinen Test aus dem Blog zu posten

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nfinite Undiscovery – Testbericht
Quickfacts:
Entwickler: Tri-Ace
Publisher: SquareEnix
EU-Release: 2.9.08
Subgenre: J-RPG
Kampfsystem: Echtzeit-Action-Kampfsystem
Schwierigkeit: Einsteiger bis Profis
Jeder passionierte J-RPGler kriegt schon nur beim Gedanken daran, dass TriAce und SquareEnix an gemeinsamen Projekten arbeiten, glänzende Äuglein. Mit Infinite Undiscovery trägt diese vielversprechende Zusammenarbeit erste Früchte; kann das Spiel den hohen Erwartungen gerecht werden oder enttäuscht es ohne Ende?
Grafik
Der grafische Part steht sinnbildlich für das gesamte Spiel: Teils glänzend, teils lieblos und teils schlampig kommt die Optik daher: Tolle Charaktermodelle und einige wirklich wunderbare Schauplätzen gehen einher mit unfassbar schlechter Lippensynchronizität, teils tristen Levels auf PS2-Niveau mit Matschtexturen und einem in Kämpfen immer wieder auftretenden Grafikschluckauf. Bis auf einige Ausnahmen fällt die Optik im eigentlichen Gameplay zudem spürbar gegenüber den Zwischensequenzen ab, da diese mit vielen Stil- und Grafikeffekten (Bloom, Unschärfefilter) arbeiten, um ein cineastisches Erlebnis zu präsentieren, was weitestgehend formidabel gelingt.
Letztlich bleibt das Spiel vor allem auch wegen seiner Stilistik und der bunten Farbgebung angenehm anzuschauen.
8/10
Sound
Die Sprachausgabe überzeugt grundsätzlich; viele Sprecher verleihen ihren entsprechenden Charakteren Nachdruck und hauchen ihnen Sympathie und Menschlichkeit ein. Allerdings fehlt mysteriöserweise teilweise plötzlich die Sprachausgabe: So gibt es Szenen, die zwar zweifellos weniger wichtig sind als die vertonten, aber ohne einen Ton vor sich ablaufen. Das wäre leicht zu korrigieren gewesen. Englisch ist die einzig wählbare Sprache.
Gut, aber nicht herausragend, ist der von Motoi Sakuraba (der u.a. die Musik zu Eternal Sonata komponierte) produzierte Soundtrack. Ich persönlich hatte mir etwas epochalere Hymnen erhofft, die gebotene Musikqualität ist aber keinesfalls schlecht.
Gut gelungen ist der Raumklang.
9/10
Balance
Das Spiel bietet eigentlich drei Schwierigkeitsgrade, wobei nur zwei zu Beginn wählbar sind. Balance-technisch ist Infinite Undiscovery gelungen, das Spiel ist auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad weder zu leicht noch zu schwierig. Einige etwas unfaire Stellen gibt es trotzdem, besonders wenn man alleine unterwegs ist.
Nicht 100%-ig gelungen ist die Gleichwertigkeit von Nahkampf, Fernkampf und Magie. Während magische Attacken und Nahkampfangriffe gefühlt etwa gleich stark sind, empfand ich die Fernkampfcharaktere (bzw. primär Aya) als schwächer und eher nutzlos.
Überhaupt braucht man von den vielen Charakteren die meisten nicht zwingend. Einige habe ich nicht einmal eingesetzt.
Generell störend ist das fehlende Feedback: Das Spiel sagt einem selten, wohin man zu gehen hat oder was zu tun ist, Handlung und Gameplay werden manchmal schlecht verknüpft.
7/10
Atmosphäre
Wie eigentlich jeder Part des Spiels, ist auch die Atmosphäre ein zweischneidiges Schwert: In Cutscenes überzeugt das Spiel oft mit geschickter Dramatik, guter Dialogführung und vielen einnehmenden Emotionen wie Trauer und Freude. Bewegt man sich in der eigentlichen Spielwelt, wirkt Infinite Undiscovery allerdings oft leer und einfallslos: Sind einige Städte wie Kolton oder Burgusstadt noch atmosphärisch, überzeugen viele Gebiete und Dörfer nicht. Das ist kein Vergleich zu einem Eternal Sonata beispielsweise, das durchgehend eine sehr abwechslungsreiche und kreative Spielerfahrung bietet, was letztlich auch für die nötige Spannung sorgt.
7/10
Bedienung
Ausserhalb der Kämpfe steuert sich der Hauptheld Capell wie andere Genrekollegen, was keinen Anlass zur Kritik gibt. Da im späteren Spielverlauf über ein Duzend Charaktere der „Force“ beitreten, wird das Aus- und Aufrüsten allerdings unnötig zeitraubend, da man jeden einzelnen Charakter einzeln ausrüsten muss.
Bei den Kämpfen herrscht schnell Chaos; aufgrund des Gegner- und Effektspektakels fehlt sofort die Übersicht, eine Blockfunktion gibt es nicht. Das stattdessen eingeführte „Guard-System“ funktioniert nicht, da dieses auf präzises Timing setzt, das durch die fehlende Übersicht und das konstante kleinere Ruckeln nicht einsetzbar ist.
Combos und Spezialfähigkeiten gehen leicht von der Hand und das Schnetzeln macht schnell Spass.
7/10
Umfang
Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad benötigt man für einen Durchlauf circa 20 Stunden. Somit ist IU einer der kürzeren Vertreter des Genres. Die vielen Verstecke mögen den einen oder anderen Spieler zum erneuten Durchlauf bewegen, die wirklich unfassbar eintönigen und lieblosen Nebenquests der Marke „Bringe mir drei Stück Holz“ können das allerdings nicht.
Mit 20 Stunden ist das Spiel insgesamt zwar ziemlich umfangreich für heutige Verhältnisse, aber mit anderen 360-RPGs wie Lost Odyssey oder Blue Dragon, erhält man deutlich mehr Spielzeit fürs Geld.
8/10
Handlung
Der Hauptgrund, dass ich das Spiel relativ zügig zu Ende spielte trotz des nicht über jeden Zweifel erhabenen Gameplays, liegt definitiv in der Story des Spiels; die Geschichte um den Feigling Capell und seinem Werdegang zu einem echten Helden ist unterhaltend und liebevoll präsentiert. Zwar bietet das Spiel plottechnisch wenig Neues, die Machart ist glücklicherweise aber über jeden Zweifel erhaben. Die liebevoll präsentierten Charaktere vermögen die gelungene Handlung noch zu unterstreichen.
Leider gibt es keinerlei Nebenquests, die ihrerseits so etwas wie Story bieten würden.
Das Ende ist gut gelungen, wobei man nach den Credits unbedingt noch weiterschauen sollte.
9/10
Charaktere
Wie erwähnt machen die Gefährten einiges her und bieten teils spannende und rührende Vorgeschichten. Geschmälert wird der grundsätzlich wirklich überaus gelungene Eindruck durch die Tatsache, dass mit der Anzahl an story-relevanten Charakteren regelrecht infaltionär umgegangen wird: Während der für ein RPG kurzen Spielzeit schliessen sich Capell mehr und mehr Personen an, was leider unweigerlich dazu führt, dass die Charakterportraitierung zunehmend verwässert; wäre das Spiel länger, könnten die einzelnen Figuren angemessen beleuchtet werden, so stehen aber nur eine Handvoll Figuren am Ende mit Profil und Erinnerungswert da.
Ungenügend von der charakterlichen Substanz her ist auch der Antagonist; ihm fehlt Profil, seine Schergen bleiben ebenfalls austauschbar.
8/10
Kampfsystem
Ich muss ehrlich zugeben, ich bevorzuge rundenbasierte, wenn man so will „klassische“, Kampfsysteme. Mir spielt sich Infinite Undiscovery zu sehr wie ein Action-Slasher. Versteht mich nicht falsch: Die Kämpfe machen Spass, was mit den vielen Spezialattacken und den eingängigen Combos zu tun hat. Allerdings funktionieren einige Aspekte des Systems einfach nicht; neben dem mangelhaften Guardsystem ist in meinen Augen auch das Chaining-System nicht eingängig genug, so dass man sich letztlich fast immer für Buttonmashing entscheidet. Die Taktikanweisungen sind ausserdem recht rudimentär und werden kaum je gebraucht.
Faktisch reduzieren sich die Kämpfe somit auf simples Schnetzeln mit gelegentlichem Zurückgreifen auf die Heiltaste. Die KI der Teamkameraden, von denen sich maximal drei gleichzeitig mitnehmen lassen, ist sehr gut.
Das Schnetzeln macht Spass, über die nicht funktionierenden Elemente kann man aber nicht einfach hinwegsehen.
7/10
Items & Rätsel
Auch in diesem Bereich wirkt das Spiel undurchdacht und unfertig: Wenn man nicht gerade Gamescorejäger ist, kann man das Verzaubern, Schreiben, Brauen von Tränken, Kochen und Schmieden auf gut Deutsch einfach vergessen; gebraucht wird es nicht und Spass macht es auch nicht.
Die meisten Items, die man während Capell’s Abenteuer sammelt, habe ich nie verwendet; nur die eigentliche Ausrüstung und MP- und HP-heilende Items nutzte ich oft.
Rätsel gibt es ein paar, diese sind aber unoriginell und machen wenig Spass.
6/10
Fazit:
Infinite Undiscovery ist beileibe kein schlechtes Spiel geworden. Dank der wirklich faszinierenden, wenn auch unoriginellen Handlung, einigen optischen und akustischen Glanzpunkten sowie vielen sympathischen Charakteren ist das Spiel für Rollenspieler, die neues Futter suchen, eine gute Wahl. Die Kämpfe machen zwar grundsätzlich auch Spass, doch funktionieren viele Elemente im System nicht. Ausserdem geizt das Spiel mit Feedback, oft wirken die einzelnen Spielteile wie Fragmente, die nicht wirklich aufeinander abgestimmt ist. Die fehlende Charakterentwicklung (Attacken schaltet man automatisch frei, Charakterpflege gibt es ausserdem Aufrüsten keine) ist auch nicht gerade ein Ruhmesblatt.
Teilweise wirklich schlechtes Level- und Gameplaydesign ist für ein Studio wie Tri-Ace, das mit Square Enix zusammen arbeitet, ebenso erstaunlich wie unbefriedigend.
Das Spiel wirkt, als hätte man sich nur an wenigen Orten wirklich angestrengt. Diese Passagen sind dann umso beeindruckender.
Ganz ehrlich: Lost Odyssey und Eternal Sonata sind die besseren Japano-Rollenspiele. Dass mir Infinite Undiscovery letztlich doch gefallen hat, liegt an der Handlung und den Charakteren und einigen Bereichen der Präsentation. Das eigentliche Gameplay war für mich eher eine Enttäuschung, da das Game mit seiner Spielweise mehr kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch als wirklichen Tiefgang bietet.
76/100
@ Majin:
Danke für den Invite

. Und mit dem guten Ende hattest recht

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