Ich frage mich eher, was der grundsätzliche Sinn hinter der Serie sein soll. Wenn die tatsächlich einfach "nur" erneut die normale altbekannte Story der Bücher wiederholen, ist das imo ziemlich überflüssig, da das ja schon durch die Kinofilme (weitestgehend) abgedeckt wurde. Das wäre in etwa so, wenn eine neue HDR-Serie kommen würde, die einfach nur die Handlung der drei Kinofilme nochmal erzählt. Oder ne SW-Serie, die einfach die gleiche Geschichte von Episode 4-6 nochmal zeigt etc.pp. Wirkt auf mich irgendwie komplett unnötig
Naja, da würde ich dir dann doch vehement widersprechen.
Die Bücher waren schlicht zu lang, um sie jeweils in einen Kinderfilm von 2h zu packen. Es musste bei jedem Buch einfach, viel, viel zu viel teilweise wirklich wichtiges Zeug weggelassen werden, wodurch die Filme der Genialität der Bücher nicht im Ansatz gerecht wurden. Regelrecht grotesk wurde es bei Film 5, der ja mit dem Buch kaum noch etwas gemeinsam hat und den man auch wirklich nur versteht, wenn man das Buch gelesen hat.
Als der siebte Band erschienen ist, haben sich die Regisseure der ersten sechs Filme beschwert, dass sie gar nicht wussten, was sie da teilweise für enorm wichtige Handlungselemente weggelassen haben, die im siebten Band plötzlich eine ganz große Rolle gespielt haben. Als Beispiel könnte man hier Dobby nennen, der im zweiten Film mal kurz auftaucht, danach aber nie wieder auch nur erwähnt wird. In den Büchern taucht er immer mal wieder auf und ist sehr viel wichtiger als in den Filmen. Die Tragik seinen Todes kann man nur verstehen, wenn man ihn in den Büchern erlebt hat. Im Film fragt man sich eher, wieso alle so traurig sind, als er stirbt, der hatte doch überhaupt keine Rolle gespielt.
Der elementarste Teil der gesamten Geschichte, die Dreiecks-Beziehung zwischen Dumbledore, Snape und Harry, die der Kern von allem ist, geht in den Filmen vollkommen unter, weil a) einfach keine Zeit war und b) die Regisseure gar nicht wussten, dass diese Geschichte so wichtig ist bzw. Dass es sie in der Form überhaupt gab.
Dass J.K. Rowling die gesamte Geschichte am Stück geschrieben und sämtliche Mosaik-Steine perfekt aufeinander abgestimmt hat, kann man nur verstehen und würdigen, wenn man die Bücher kennt. Sie hat nicht Band 1 geschrieben und veröffentlich und sich dann Gedanken über Band 2 gemacht, wie Disney das so stümperhaft bei den Star Wars-Sequeln gemacht hat. Sie hat das letzte Kapital von Band 7 geschrieben, als Band 1 überhaupt erst erschienen ist. Deswegen ist die Geschichte ja auch so großartig wie sie ist.
Dass Voldemort die Eltern von Harry ursprünglich gar nicht töten wollte (weil Snape ihn eindringlich darum gebeten hat) war ein dermaßen epischer Teil der Auflösung und von Anfang an so geplant. Als Harry im dritten Band im Zug die Visionen aus seiner Kindheit hat, als die Dementoren sein Abteil kontrollieren, hört er Voldemort rufen: „Geh zur Seite, Mädchen“ (gemeint war Harrys Mutter, als er Harry als Baby töten wollte). Das war von Anfang an so von ihr geplant und ist ihr nicht erst bei Band 7 als Kniff eingefallen.
Diese Kniffe existieren in den Filmen so einfach nicht. Außerdem hatte jeder Film einen anderen Regisseur, alle mit anderen Ideen und Vorstellungen, wodurch Hogwarts in jedem Film anders aussah und auch Hagrits Hütte immer woanders stand, etc. Ich hab die Dementoren in Film 5 erst gar nicht als solche erkannt, weil die vollkommen anders aussahen als in Film 3. Die Uniformen und Quidditch-Trikots sind bspw. Auch in jedem Film anders.
Jetzt hat man endlich die Gelegenheit, mit dem Wissen um die gesamte Geschichte und mit sehr viel mehr Zeit, endlich ein Filmwerk zu drehen, das der Geschichte der Bücher würdig ist. Die Filme waren es definitiv nicht.
Und wo du Herr der Ringe ansprichst: Eine Beteiligte meinte vor ca. 10 Jahren mal in einem Interview, als es um Game of Thrones ging, dass sie heute (2015) aus Herr der Ringe sicherlich auch eine 30-stündige Serie und keine Filmtrilogie machen würden. Auch aus den drei Büchern könnte man eine hervorragende Serie machen und wirklich alle Handlungsstränge berücksichtigen. Dazu zählt nicht nur Tom Bombadil, sondern quasi alles bis einschließlich Bruchtal, das das halbe Buch ausmacht, im Film aber in 30 Minuten abgehandelt wird. Der gesamte Teil mit dem verlorenen Brief, der Frodo sofort zum Aufbruch bewegen soll und Gandalf, der auf der Flucht verzweifelt versucht, mit Frodo Kontakt aufzunehmen wäre definitiv würdig gewesen, verfilmt zu werden.
Ich bin daher der Meinung, dass die Neuverfilmung von Harry Potter als Serie absolut sinnvoll ist.