Also um das mal klarzustellen, ich "hasse" TES oder Bethesda nicht und meine Zuneigung zu Gothic hat auch herzlich wenig damit zu tun, dass die Entwickler in D sesshaft sind.
Ich empfinde es halt nur so, dass Gothic alles besser macht und bereits das ist, was TES schon immer sein
wollte. Nämlich ein gigantischer Spielplatz, der ständig unterhaltsam ist und dem Spieler viele Möglichkeiten bietet, ohne dabei den roten Faden zu verlieren oder ein richtiges Konzept vermissen zu lassen. Auch kann ich die TES-Spiele als vollwertige RPGs nicht so ganz ernstnehmen... Die "Dialoge" sind ein einziger Witz und an Eintönigkeit kaum zu übertreffen, die Spielwelt steif und tot, die Main-Story derart dünn und die Quests sind hauptsächlich aneinandergereihte Botenaufträge. Und ja, ich habe Morrowind durchgespielt und gut 150h an einem Spielstand gesessen, wobei ich rückblickend betarchtet mich frage, warum ich diesen ganzen Murks überhaupt auf mich genommen habe.
Umso erstaunlicher finde ich es, dass die PB's trotz viel kleinerer Teamgröße und Kapital, dazu mit einem insolvenzgefährdeten Publisher im Nacken, so viel mehr Liebe zum Detail in ihre Spiele einfließen, massig unterhaltsame Quests mit mehreren Lösungswegen erstellen und ohne jegliche Übertreibung die glaubwürdigsten und detailverliebtesten 3D-Spielwelten ever kreiert haben, und das alles in penibel genauer Handarbeit (das z.B. jede einzelne Hütte individuell aus Holzlatten zusammengestellt wird stimmt übrigens wirklich...)! Dazu kommen noch ein einzigartiger Look, eine unkomplizierte und dennoch enorm fesselnde Spielmechanik sowie einige der genialsten Dialoge überhaupt im Genre, die Gothic zu dieser einzigartigen RPG-Mixtur machen.

Und jetzt kommt mit Teil 3 eben auch noch ein immenser Umfang hinzu, der einem Oblivion ebenbürtig ist, und das bei
der überragenden Qualität des Inhaltes.
Auch technisch muss sich das G3-Entwicklerstudio kein Stück vor Bethesda verstecken, sie verwenden die gleiche (stark umgebaute) Gamebryo-Engine und zudem hochwertige Tools wie EmotionFX2 und die PhysX-Engine, optimieren das Spiel am PC für Multicore-CPUs, 64Bit-Prozis, Hyperthreading, DualChannel-Ram etcpp., und trotz der vermeintlich schwächeren Entwicklungsplattform namens PC schaffen sie es, eine riesige Spielwelt komplett ohne jegliche Ladezeit auskommen zu lassen, bei gleichzeitig moderaten Hardwareanforderungen. Wo bei Oblivion jede Stadt und jedes Haus beim betreten einzeln geladen werden muss, findet bei Gothic 3 ein fließender Übergang statt dank fortschrittlicher Streaming-Technologie. Alle diese Programmierkniffe stammen aus der eigenen Feder, und aufgrund der knappen Mannschaftsgröße musste sogar der Gothic-Musikus Kai Rosenkranz, der "nebenbei" für G3 eines der aufwändigsten Soundtracks aller Zeiten macht, noch die Schulbank drücken und ein Programmierseminar nachholen, um fleißig beim Tools-Entwicklen mithelfen zu können. Der Elan dieser Jungs ist schon ein ziemlicher Wahnsinn und keiner von ihnen ist nur für einen einzigen Bereich zuständig, wie das bei den größeren Spieleschmieden gängig ist. Da wird jeder einzelne für drei oder vier Entwicklungsbereiche eingeteilt, und dennoch können sie so eine hohe Qualität trotz starkem Zeitdruck wahren. Gothic 2 bspw. entstand in nur 10 Monaten mit einem 13- oder 14-köpfigen Team, hat qualitativ jedoch das sechs Jahre von einem Mammutteam in Entwicklung befindliche Morrowind meilenweit hinter sich gelassen.

Warum die Wertungen trotzdem ähnlich ausfielen? KA... vielleicht weil die Amis zu dämlich waren, das Spielprinzip zu checken (nämlich dass man auch mal vor einem überstarken Gegner WEGLAUFEN muss) und die Gothic-Spiele mit 70er- bis niedrigen 80er-Wertungen bewertet haben.
Aber nochmal dass hat gar nichts damit zu tun, dass es deutsche/deutschsprachige Entwickler sind (vielleicht ausgenommen davon, dass man sich mit ihnen leichter in Foren unterhalten kann und es auch wirklich symphatische Leute sind

). Auch der Umstand, dass Bethesda mehr Knete hat tangiert mich bestenfalls peripher. Denn dass mehr Geld und Manpower alleine nicht automatisch bessere Spiele bedeutet beweist ja eben Bethesda mit ihren TES-Spielen eindrucksvoll.

Man könnte also sagen, dass ich "sauer" auf sie bin, das sie aus den gegebenen Möglichkeiten (keine Publisherabhängigkeit usw.) nicht mehr draus machen und sich in solche Nichtigkeiten verfangen wie zweihundert Dungeons für Oblivion, die eher vom Generator erstellt aussehen...
Das Argument von wegen Kapitalismusfeindlichkeit fällt schonmal flach, denn wie man trotz Erfolgsverwöhntheit immer noch geniale Spiele erstellt hat Bioware bestens unter Beweis gestellt. Und ich hätte auch nichts dagegen, wenn mit Teil 3 den PB'lern der verdiente Erfolg zukommt und sie mit dem Geld noch bessere Spiele machen können, ganz im Gegenteil. ^^
Nur Bethesda hat's irgendwie nicht so recht drauf und mich graust es schon vor ihrer Interpretation der Fallout-Franchise... :cry: