Die Religions- bzw. Weltanschauungsfreiheit umfasst ausdrücklich auch das negative Bekenntnis, einschließlich ablehnender Haltungen. D.h. wenn der Pfarrer das erste Gebot (=Ablehnung des Polytheismus) von der Kanzel predigt, ist das ebenso durch die Religionsfreiheit geschützt wie wenn ein CW-User eine „antichristliche Agenda“ fährt. Die sog. negative Religionsfreiheit ist kein Anhängsel sondern für Art.4 konstituierend.
Nicht in den Schutzbereich der Religionsfreiheit hingegen fällt das Recht von Kritik, Ablehnung oder Satire anderer verschont zu werden, weshalb hier die Meinungsfreiheit erst gar nicht mit der Religionsfreiheit kollidiert. Es gibt in dem Kontext zwar unzulässige Meinungsäußerungen. Aber die sind nicht unzulässig weil sie die Religionsfreiheit verletzen, sondern weil sie in in andere Rechtsgüter wie die öffentliche Ordnung (bei Volksverhetzung) oder die Menschenwürde (bei Beleidigung) eingreifen.
Mit dem Denkansatz kann man sich aber auch "Ausländer raus" als legitime Meinungsäußerungen zurechtbiegen. Das Problem an diesen ganzen Diskussionen heutzutage in D ist doch, dass das alles unter Gut gegen Böse läuft und weil der Mainstream die Kirche als Böse labelt darf man da alles anführen, was man ansonsten als unsagbar hinstellen würde. Habe ich in diesem Thread übrigens schon mehrfach ausgeführt und das konnte nicht widerlegt werden! Siehe auch unten.
Was ist der Unterschied zwischen Moral und religiöser Moral? Und was sagt uns, dass die Moral anderer auch für uns selbst die Richtige ist? Ein Gefühl? Wissen? Hoffnung?
Was du als "religiöse Moral" beschreibst ist wohl die sich aus einer Religion entwickelten Grundwerte, die meistens ziemlich genau beschrieben sind. Wer im Christentum das neue Testament liest, bekommt von Jesus sogar alles im Detail erklärt. Als Alternative hast du in der Praxis doch nur noch Moral und Regeln nach Marke-Eigenbau und da kann man sich natürlich mit Leichtigkeit dran halten, weil man sie im Zweifelsfall einfach nach Bedarf umschreibt. Zwar wird sich dann zwar unter einem angeblichen Unter-Unter-Zweig eines Seitenstrangs von Heidentum xy versteckt oder sich angeblich auf Philosophen berufen, doch im Grunde genommen ist das in den meisten - nicht allen - Fällen nur vorgeschoben. Siehe unten.
In D sind die Leute doch nicht einmal mehr in der Lage sich an die goldene Regel zu halten, die übrigens eine extreme Vereinfachung theologischer Regeln ist. Das führt dann dazu, dass wir in D monatelang die Geschehnisse in den USA kommentieren und Trump bashen und uns anmaßen die Leute(Amis) dort zu bewerten und Wahlempfehlungen und Prognosen zu geben, wohlgemerkt durch Deutsche Politiker im Amt. Aber wenn dann der olle Musk irgendeinen Mist labert, dann gehört das direkt verboten oder zensiert. Natürlich war das daneben von ihm, aber dann hätte man das vorher vielleicht besser selber nicht in breitester Breite getan. Und die Leute, die hier gleich posten werden, dass das etwas Anderes gewesen sei, zeigen dann nur ihre Doppelmoral. Die einen dürfen etwas tun und die anderen dürfen es nicht, wohlgemerkt noch willkürlicher Auswahl, was richtig und falsch ist. Nur wirft man damit den Gleicheitsgrundsatz über Board, auf dem unser Rechtssystem und sogar unsere Verfassung beruht.
Es gibt auch Menschen, die haben jenseits der Religionen und Trends eine moralisches Wertegerüst und halten sich daran. Von denen habe ich auf CW allerdings bisher wenig gesehen. Da fallen die Konstrukte genauso schnell zusammen wie schlecht gebackene Kuche. Dazu reicht oft schon ein Blick in die Posts in anderen Threads von den selben Leuten.