Zwielicht (Primal Fear, 1996)
Wahnsinn, der Edward Norton hatte es bereits in jungen Jahren darauf und stielt allen die Show. Er spielt einen hilflosen Messdiener, der seinen Ziehvater und stadtbekannten Priester umgebracht haben soll. Er bekommt unverhofft einen Staranwalt an die Seite gestellt (Richard Gere), der sich weitere Publicity von dem Fall erhofft.
Es entwickelt sich ein spannender, aber über weite Teile recht vorhersehbarer Gerichtsthriller, bei dem Stück für Stück neue Beweise ans Lichts kommen und der zuerst für die Staatsanwaltschaft sichere Fall ist plötzlich doch nicht mehr so sicher. Vorhersehbar deshalb, weil man in dem Genre das alles schon mal gesehen hat und einen auch nicht überraschen mag, wie das Verhältnis von Messdiener und Priester ausgesehen haben mag.
Positiv hervorheben muss ich den ersten Auftritt von Roy, da hatte ich kurz Gänsehaut, richtig gut. Das Ende kam für mich überraschend und passt gut zum restlichen Film.
7/10
Alles steht Kopf 2
Mir ist vom ersten Teil vor allem die Szene am Küchentisch in Erinnerung geblieben. Dort springt man abwechselnd in die Köpfe von Vater, Mutter und Riley und sieht dort, wie die verschiedenen Emotionen das aktuell Gespräch angehen wollen bzw. beeinflussen. Das war ein großer Spaß und gab es in der Form nur 1x im Film.
Leider wird dieser Aspekt im 2. Teil nur einmal kurz aufgegriffen, ansonsten ist man fast ausschließlich in Rileys Kopf. Die Themen Pubertät, Selbstzweifel und weitere neue Gefühle werden toll eingeführt, am Ende wird aber zu wenig damit gemacht. Die Szenen im Unterbewusstsein fand ich schon in Teil 1 am schwächsten und leider spielt 1/3 des Films wieder auf dieser Ebene.
Am Ende konnte er mich deshalb nicht so abholen, wie vermutlich viele andere. Denn das muss man dem Film lassen, die filmische Umsetzung der verschiedenen Konzepte aus der Psychologie ist verständlich und kreativ umgesetzt. Nur leider nicht so, dass ich Spaß damit haben kann. Es liegt wohl an mir, nicht am Film.
6/10
Kneecap (in der Sneak gesehen, Start 23.01)
Schon mal was von irischem Rap gehört? Ich nicht und die Menschen in Irland auch nicht. Dazu muss man wissen, dass das klassische Irisch-Gälisch eine eigene Sprache ist, die im britisch regierten Nordirland nur noch von wenigen gesprochen wird. Am liebsten wäre es der Regierung, wenn sie komplett ausstirbt, da sie u.a. als Sprache des irischen Widerstand gilt. Es fand entsprechen in den 10er Jahren eine starke Politisierung der Sprache statt und es gab Initiativen, die die irische Sprache wieder zur offiziellen Sprache neben Englisch machen wollen (diese war 2022 letztendlich erfolgreich).
In diesem Umfeld spielt der Film und zeigt semi-authentischen, wie sich die Band Kneecap gegründet hat und daraufhin über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Das besondere, die Bandmitglieder spielen sich selbst und selbst in der deutschen Synchronisierung, wird irisch gesprochen. Die Geschichte ist voller Drogentrips, guter Musik und einem Schuss Gesellschaftskritik, nimmt sich dabei nicht zu ernst und unterhält im Ergebnis hervorragend. Der Film ist eine kleine Perle und einer der diesjährige Kandidaten für den Auslandsoscar.
8/10
Bad Times at the El Rolyal (2018)
1969 treffen 7 Unbekannte im dekadenten Motel El Royal aufeinander. Jeder hat ein Geheimnis und hinten raus eskaliert alles. Die Prämisse und Geschichte erinnert an Hateful 8, kommt aber leider nicht an dessen kluge Dialoge und dessen Pacing heran. 30min weniger hätten dem Film sehr gut getan, denn die Geschichte ist interessant, bietet einige Twists und verliert sich am Ende dann leider doch in unnötigen Nebenerzählungen und gestreckten Szenen. Meine Aufmerksamkeit konnte er über die 2:15h Laufzeit nicht immer halten. Kann man schauen, man darf nur kein Niveau eines Quentin Tarantino erwarten.
6/10