Nachdem Elden Ring DLC auf hohem Niveau enttäuschte, brauchte ich zum Ausgleich ein "richtiges" Souls Spiel. Und richtig im Sinne von, ich baue meinen Charakter Schritt für Schritt aus und kämpfe mich durch enge Dungeons. Beides liefert LotF und die ersten 25h im Spiel vergingen wie im Flug. Das Spiel ist zu unrecht unter dem Radar geflogen. Ja, es hat noch Performance Probleme (spiele auf der Series X), die insbesondere bei längerer Spielzeit in einer Session massiv werden können (Spiel neu starten hilft enorm). Aber abseits davon ist es so nah an einem Dark Souls 4, wie kein anderes Spiel im Genre.
Die Welt und die Level sind ganz fantastisch gestaltet und erinnern stark an Dark Souls 1, da alle Gebiete von anderen Gebieten aus sichtbar sind und sich so ein tolles Gefühl für die Größe der Welt ergibt. Die Level selber sind zum Teil grandios gestaltet und auf sehr natürlich anmutende Weise ineinander verschlugen, sodass man ständig Abkürzungen findet diese berühmten Aha Momente hat. Das bekommt LotF besser hin als manches Darks Souls. Dazu kommen die zig Geheimnisse im Level, die oft nur durch das Erforschen der Umbra Welt gefunden werden können. Zwar könnte die Umbra Welt und ihre Möglichkeiten noch vielfältiger genutzt werden (Wasser verschwindet, neue Plattformen kommen hinzu), aber es reicht für einen eigenen Twist im Spiel. Dass die Leuchtfeuer eher sparsam eingesetzt werden, dafür aber über Abkürzungen später wieder zugänglich sind, hat mir gut gefallen. Gleichzeitig bekommt man auch die Möglichkeit eigene temporäre Leuchtfeuer zu setzen, das in manchen Gebieten auch zwingen nötig ist, weil es vor einem Boss kein eigenes Leuchtfeuer gibt. Das erfordert etwas Planung, da gerade am Anfang das entsprechende Item etwas teuer ist.
Das Kampfsystem gefällt mir und auch wenn der Charakter fast schon etwas zu leichtfüßig ist, kopiert es From Software sehr kompetent. Leider haben sie auch das Springen-System übernommen und diverse UI/UX Dinge sind weiterhin suboptimal. Dafür sind die Parry Timings angenehm groß, sodass selbst ich das Parieren einigermaßen zuverlässig hinbekomme.
Ich bin mit einem Assassinen gestartet und habe dessen 2 Dolche mittlerweile bloß gegen 2 Kurzschwerter getauscht und laufe seit kurzem mit einer dickeren Rüstung rum, weil ich den Unterschied zwischen der leichten und mittleren Rolle/Ausweichen kaum merke. Apropos Ausweichen, das ist leicht anders als beim Original und ich musste mich erstmal daran gewöhnen. Leider findet man recht wenige Waffen für meinen Agilitäts Doppelschwerter Build, aber evtl. ändert sich das noch. zumindest Upgrade Materialen kann man immer kaufen, insofern ist es nur eine Frage des Grindings.
Der Schwierigkeitsgrad ist bisher auch gut machbar. In den Levels kommt man gut durch und es ist wenig frustig und die Bosse sind bisher angenehm fordernd. Bei mir liegen die wenigsten innerhalb von fünf Versuchen, meist brauche ich mehr. Aber mit jedem Versuch merkt man, wie sehr sich die eigenen Fähigkeiten verbessert haben. So muss es sein. Der erste große Boss ist dabei ein guter Gatekeeper und zwar schwierig, aber mit Übung machbar. Dass die Bosse danach aber alle einfacher sind, würde ich nicht sagen (wurde hier im Forum geschrieben). Am Congregator of Flesch, Hushed Saint, Skinstealer oder Dervla saß ich ebenfalls länger (an letzterer aktuell immer noch).
Was mir weniger gefällt, sind die vielen Gegner im Umbra. Die sind zwar alle schnell abgeräumt, aber mit längerer Spielzeit wird es immer nerviger. Insbesondere wenn man wie ich jetzt gerade an einen Punkt kommt, an dem die Gegner spürbar schwerer werden und ich jetzt 3 Schläge brauche. Und dann gibt es wie im Original Probleme mit der Kamera und den Kämpfen in engen Räumen. Gerade wenn in Umbra dann noch diverse Gegner spawnen, der Lock-on spinnt und der Charakter mit seinem Schwert ständig gegen Wände schlägt und nicht auf die Gegner, dann macht das einfach keinen Spaß.
Und dann sind da noch so Kleinigkeiten, wie dass die Seelen nicht direkt aufsammelt werden, sondern erst droppen und dann eingesammelt werden müssen. So kann es sein, dass man schnell zwischen Gegnern hin und her springt und dabei die Seelen nicht mitnimmt. Das nervt. Noch schlimmer ist es, wenn ein Gegner in einer Wand oder am Abgrund stirbt und die Seelen damit verloren sind.
Oder die Hintergrundgeräusche in Umbra. Schreie, dumpfes Rauschen und Dröhnen sind bei einem bei einem längeren Aufenthalt nicht mehr atmosphärisch, sondern eher störend. Oder dass die Zwischensequenzen bei manchen Bossen jedes mal mit "Taste lange drücken" geskippt werden müssen. Oder dass die Aufzüge nach dem sterben immer an der letzten Position stehen und nicht da, wo ich bin (hat Lies of P schon so umgesetzt). Oder eben das oben angesprochene Springen in Kombination mit Plattformen über einem Abgrund. Wer denkt sich sowas aus...
Insgesamt bin ich aber sehr angetan von dem Spiel. Sieht gut aus, läuft mittlerweile recht rund (vorausgesetzt man startet alle paar Stunden mal neu) und ist einfach ein kompetenter Vertreter im Soulsborne Genre. Er klaut zwar viel bei der Konkurrenz, bietet aber auch genug eigene Ideen, und hat eine tolle Welt mit gutem und zum Teil sogar sehr gutem Leveldesign.