Das mit dem Toaster stammt von dir.

Ich erkläre es dir aber gerne NOCHMAL.

Wenn man auf die (Dein Zitat) "wissenschaftliche Methode" vertraut, dann sollte man sich zumindest ansatzweise damit auskennen. Ansonsten ist das nämlich nur Hörensagen und ja, da kannst du genauso an den Osterhasen glauben oder an den Weihnachtsmann von CocaCola, falls dir das sympathischer ist. Mit der wissenschaftlichen Methode aus dem MINT Bereicht - worum es oben ging - kannst kaum etwas an zwischenmenschlicher Moral oder Gut und Böse evaluieren oder gar beweisen.
Ich albere jetzt mal ein bisschen rum: Also rutschst du schon in Sozialwissenschaften, die mit reinen Beobachtungsstudien arbeiten oder du kommst mir irgendwelchen Analogien zur Tierwelt. Den Weg kannst du gerne folgen und damit den Mensch irgendwelchen Tieren gleichsetzen. Ob du in dem Thema drin bist, sei mal dahingestellt. Das wiederum führt dich aber wieder in einen anderen Pfad, wo du dich selber fragen müsstest, wieviele Kinder auf dem Erdball aus deiner Produktion rumlaufen. Da tun wir uns in D ja allgemein schwer. Insofern, rein aus Sicht von Mutter Natur betrachtet, hast du mit weniger als drei durchgebrachten Kinder biologisch versagt. Du wirst wohl auch nicht behauptet, dass die Menschheit in Zunahme mit dem technischen Fortschritt gelernt hat, mit der Natur in Einklang zu leben, oder? Daher immer Vorsicht auf der Bahnsteigkante zum Atheismus.
Deine Argumentation ist ein Strohmann-Karussell: Du wirfst wissenschaftliche Methode, Glauben, Moral, Evolution, Kinderzahl und Atheismus in einen Topf, als wären das alles Teile derselben Diskussion.
Die wissenschaftliche Methode ist kein Glaubenssystem wie der Osterhase. Sie ist ein Werkzeug, das überprüfbar ist. Der Unterschied ist simpel: Ein Flugzeug stürzt nicht ab, wenn ich nicht daran glaube. Ein Impfstoff schützt mich auch dann, wenn ich die Experimente nicht selber durchgeführt habe. Und ich fliege nicht davon, wenn ich feststelle, dass ich die Theorie dahinter nicht ausführlich genug studiert habe. Das ist der Unterschied zwischen Vertrauen in überprüfbare Systeme und Glauben an nicht überprüfbare Aussagen: Wenn morgen jede Erinnerung an einen Gott und jede wissenschaftliche Erkenntnis ausgelöscht würde, hätten wir in ein paar hundert Jahren völlig neue Religionen mit neuen Göttern – aber dieselben wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Und diese wissenschaftliche Methode wird nicht nur in den MINT-Fächern angewandt. Auch Psychologie, Neurowissenschaften, Verhaltensforschung – all diese Disziplinen arbeiten nach denselben Prinzipien: Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen, Ergebnisse überprüfen, Theorien anpassen oder verwerfen. Nur weil sie sich mit menschlichem Verhalten beschäftigen, heißt das nicht, dass sie einfach „fühlen“ oder „glauben“. Sie liefern auf Basis von Daten und Analysen Erkenntnisse darüber, warum wir Mitgefühl empfinden, wie Kooperation funktioniert und warum wir uns um andere kümmern.
Das erinnert mich übrigens an den Werbespot mit der mittelalten Frau, die den Planeten erhalten möchte, obwohl sie laut eigener Aussage keine Kinder hat. Aufgrund welcher Grundlage kommt sie denn zu dieser Haltung, falls sie an nichts glaubt? Sympathie zum Nachwuchs anderer Menschen, aber worauf basiert das denn? Aus Sicht von Mutter Natur hat sie keine Kinder geboren und im Rahmen der individualistischen oder nihilistisch eingestellten Menschen oder Experten wie oben, wo es nach dem Tod sowieso egal ist, kann ihr die Zukunft des Erdballs dann doch herzlich egal sein.

Im Glauben an Gott ist ihr Wunsch allerdings nachvollziehbar.
Das Beispiel mit der Frau im Werbespot zeigt vor allem, wie wenig du die Biologie des Menschen wirklich verstanden hast. Du behauptest, jemand ohne Kinder und ohne Glauben könne gar keinen Grund haben, sich für die Zukunft der Welt zu interessieren. Aber das ist nicht nur ein Fehlschluss – es zeigt auch, wie verzerrt dein Bild von Biologie und menschlichem Verhalten ist.
Biologisch gesehen ist der Mensch eine hochsoziale Spezies. Unser Überleben hängt nicht nur von individueller Fortpflanzung ab, sondern vor allem von Kooperation, Wissensweitergabe, Fürsorge und dem Schutz der Gemeinschaft. Selbst wenn jemand keine eigenen Kinder hat, kann er evolutionär „erfolgreich“ sein – weil er das Überleben anderer sichert. Das nennt man Verwandtenselektion: Der Einsatz für die Gruppe, für Verwandte, für das Kollektiv ist ein evolutionär sinnvoller Mechanismus, der auch ohne eigenen Nachwuchs funktioniert. Das Prinzip „ich helfe dir heute, du hilfst mir morgen“ – ist ebenfalls tief in unserer biologischen Natur verankert. Menschen haben sich nicht als egoistische Einzelkämpfer durchgesetzt, sondern als kooperative Gemeinschaftswesen. Fürsorge, Mitgefühl und Verantwortungsgefühl sind biologisch sinnvoll – sie sind kein Nebenprodukt des Glaubens, sondern Teil unserer Natur als soziale Spezies.
Dein Versuch, Fürsorge als exklusives Produkt von Glaubenssystemen darzustellen, läuft also völlig ins Leere. Es ist nicht der Glaube, der Mitgefühl erzeugt – es ist unsere Fähigkeit zur Empathie, unsere sozialen Instinkte, unsere Fähigkeit, langfristig zu denken und Zusammenhänge zu verstehe. Dass jemand, der keinen Glauben an übernatürliche Wesen hat, automatisch in einen nihilistischen, egoistischen „Mir doch egal“-Modus verfallen müsste, ist ein Strohmann, der schlicht nicht hält.
Tatsächlich kann man sogar argumentieren, dass gerade Menschen ohne Glauben umso mehr Verantwortung für die Welt empfinden – weil sie nicht auf ein Jenseits hoffen, in dem schon alles wieder gut wird, sondern weil sie wissen: Das hier ist alles, was wir haben. Wer weiß, dass niemand kommt, um den Planeten zu retten, hat allen Grund, sich selbst darum zu kümmern.
Kurz gesagt: Menschen sind keine Fortpflanzungsmaschinen, und Mitgefühl ist keine exklusive Folge von Religion. Biologisch gesehen ist Fürsorge ein Grundpfeiler des menschlichen Zusammenlebens – mit oder ohne Glauben, mit oder ohne Kinder. Dein Versuch, die Abwesenheit von Glauben als prinzipielle Abwesenheit von Fürsorge, Sinn und Verantwortungsgefühl darzustellen, ist nicht nur auf einer oberflächlichen Ebene falsch, sondern biologisch und psychologisch schlicht nicht haltbar.
Im übrigen an dieser Stelle mal eine Warnung: gewisse Einstellungen zum Leben funktionieren temporär, aber nicht auf Dauer. Irgendwann spürt man die seelische Leere ganz deutlich und damit wählt man einen sehr steinigen Weg zu Gott. Hier im Forum können einige Mitdiskutanten mir gegenüber ihre Positionen spielen, aber der aus ihnen selbst kommende Schmerz, den sie spüren wird stark sein bzw. immer stärker werden.

Das Beste, was euch da die Medizin bieten kann sind Antidepressiva oder den Rat ein Haustier zu kaufen. Ob es allerdings besonders gesund ist, seine Glaubensausübung auf eine Person oder gar ein Tier zu richten und dieses quasi zum Ersatzgott zu erheben, sei mal dahingestellt. Aber letztlich ist das auch egal, denn nach dieser schmerzlichen Phase erwartet euch - laut einigen Aussagen hier - sowieso nur noch mehr Dunkelheit. Eigentlich schon witzig, dass hier Leute ihre wertvolle Lebenszeit damit verschwenden hier im Thread unbedingt gegen das Christentum oder andere Religionen - aus ihrer Sicht - verschwenden zu müssen. Viel Spaß beim Endboss alias Alter und Krankheit und dem darauf folgenden Nichts. Für Christen z.B. ist das kein großes Thema, weil da geht es ja weiter.
Die große Warnung vor dem „steilen Weg zu Gott“, die Übergriffigkeit mit angeblich unausweichlichem Schmerz und das gönnerhafte „ihr merkt es halt noch nicht, aber bald wird’s euch schon schlecht gehen“... kennen wir noch gar nicht.
Erstens: Nicht jeder, der keinen Glauben hat, leidet automatisch an einer „seelischen Leere“. Das ist ein billiges Klischee, das du hier bemühst, weil es so schön ins Weltbild passt. Viele Menschen – Atheisten, Agnostiker, Humanisten – finden Sinn in Freundschaften, Familie, Wissenschaft, Kunst, Natur, Projekten. Nicht in einer übernatürlichen Erzählung, sondern im Leben selbst.
Zweitens: Dein Argument, dass „am Ende nur Antidepressiva und ein Haustier“ bleiben, ist eine zynische Unterstellung. Als ob Menschen ohne Glauben unfähig wären, mit Krisen umzugehen oder innere Stabilität zu finden. Weißt du was? Auch Gläubige werden depressiv, auch Gläubige brauchen manchmal Medikamente, und auch Gläubige flüchten sich in Ersatzhandlungen – sei es der Job, der Partner, das Hobby. Das ist kein Atheisten-Problem, das ist ein Menschheits-Problem.
Drittens: „Viel Spaß beim Endboss "Alter und Krankheit" und dem darauf folgenden Nichts.“ Vielen Atheisten ist das bewusst. Sie wissen, dass das Leben endlich ist – und gerade deshalb schätzen sie es, gerade deshalb wollen sie die Welt gestalten, gerade deshalb sind sie oft besonders engagiert. Weil sie eben nicht auf ein „danach“ hoffen, sondern verstehen: Das hier ist alles, was wir haben.
Und übrigens: Wenn du sagst, für Christen sei Alter, Krankheit und Tod „kein großes Thema“, dann ist das eine komplette Illusion. Auch Gläubige fürchten den Tod. Auch Gläubige leiden an Krankheit. Auch Gläubige kämpfen mit dem Altern. Glauben ist keine Immunisierung gegen Leid – und wer so tut, als wäre er dem Leben überlegen, nur weil er an ein Weiterleben glaubt, macht sich was vor.
Fazit: Du argumentierst nicht, du predigst. Du hörst nicht zu, du versuchst zu missionieren. Und du unterstellst anderen ein Problem, das sie gar nicht haben – nur damit deine Erzählung vom „steinigen Weg zu Gott“ aufgeht. Wenn du diskutieren willst, dann bitte auf Augenhöhe. Wenn du predigen willst, geh in die Kirche – hier ist ein Forum.
Das hört sich ja schon fast nach Sekte an bei dir: „Auch wenn ihr es nicht wisst – euch geht’s allen beschissen. Kommt her, betet unseren Gott an – und gebt mir eure Kohle.“