Über Infamous mache ich mich "lustig", weil ich darin ein Muster erkenne. Anfangs war das zusammen mit Motorstorm ne wirklich interessante IP in nem damals unverbrauchten Genre. Das Game versuchte, seine Identität zu finden und hatte gute Ansätze, ein Rohdiamant. Die Kritiker goutierten es, gaben dem Erstling sehr gute Wertungen.
Und wo steht die IP jetzt? Die Sony-Chefetage hat gemeinsam mit der PR-Abteilung beschlossen, daraus ein auf Hochglanz poliertes Casual-Game mit Cineasmus-Anspruch zu machen. Und wo in Sandbox-Games der eigentliche Spielspass drinsteckte, folgt jetzt ein gif-würdiges Script, der Protagonist fliegt 50 Meter in die Höhe, lächelt in die Kamera, und begräbt mit grossem Knall fünf neongelbe Cops unter sich.
Das Spiel wurde komplett "unchartisiert". Nur halt mit nem Hipster anstatt mit Markus Lanz für Arme. Anstatt nen Rohdiamanten zu ner spielerisch klasse IP weiterzuentwickeln, wurde ein belangloses, dafür bombastisch aussehendes Werbemuster für die PS4 entwickelt. Genau so wie The Order, Killzone und Drive Club.
Letzte Gen gabs dafür noch 95%. Heute 80%, bei The Order vielleicht noch 70%. Und warum? Der Hype ist zu Ende, auch die Reviewer sehen wieder klar und lassen sich nicht mehr einlullen wie damals bei Uncharted 2. Einen unter der glattpolierten Oberfläche höchst mittelmässiger Genre-Vertreter. Dem in Sachen Gunplay tatsächlich die ein oder andere Lehrstunde bei Epic, in allen anderen Dingen ein zwölfmonatiges Praktikum bei Remedy gut tun würde.
Die Masche von Sony funktioniert einfach nicht mehr. Aber geht Ubi mit Assassins Creed glücklicherweise auch so. Da kann man sich als Zocker entspannt zurücklehnen und auf eine Trendwende hoffen.